AC/DC. Susan Masino

AC/DC - Susan Masino


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glän­zen, und arbeitete ganz nebenbei an seinem Ruf als einer, der sich nichts bieten ließ; trotz seines schmächtigen Körperbaus und seiner geringen Größe war er bald ein stadtbekannter Schläger. Genau wie die Musik, so gaben ihm auch diese Arten der Betätigung ein berauschen­des Gefühl von Freiheit. Und was vielleicht noch wichtiger war: Sie brachten ihm die Aufmerksamkeit der Mädchen ein.

      Obwohl Bon in der Schule gar nicht so schlecht war, ging er schon mit fünfzehn ab. Sein ganzes Leben hindurch hatte er eine Abneigung gegen jede Art von Obrigkeit, und so suchte er sein Heil außerhalb der staatlichen Bildungseinrichtung, sobald dies möglich war. Er schlug sich mit einer Reihe von Gelegenheitsarbeiten durch, so zum Beispiel als Landarbeiter, als Fischereigehilfe, als Postbote und als Lehrling bei einem Waagenbauer. In seiner Freizeit war Bon der typische Rocker jener Tage, mit Lederjacke, geschniegeltem Haar und einer Vorliebe für Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Little Richard und Chuck Berry. Dies war so ziemlich das Einzige, was die australischen Jugendlichen an echter Rockmusik zu hören bekamen. In jener Zeit ließ Bon sich auch seine erste Tätowierung stechen, ein kunstvoll gearbeitetes Rankenwerk knapp unterhalb der Gürtellinie. Wegen der schmerzhaften Schwellung konnte er erst nach Wochen seine Jeans wieder zuknöpfen.

      Bon ging damals oft in den Klub Port Beach in Perth, und wenn die Nomads, eine Band aus der Gegend, dort spielten, stieg er so manches Mal auf die Bühne und sang eine Rock’n’Roll-Nummer mit ihnen. Eines Abends geriet er dort mit einer Gruppe von anderen Jungen, die seine Freundin belästigt hatten, in eine Schlägerei. Als die Polizei eintraf, floh er mit dem Auto eines Freundes, wurde dann aber bei dem Versuch, Benzin zu stehlen, gestellt. Der Sechzehnjährige wurde verhaftet, und einem Be­richt der West Australiern zufolge „bekannte er sich schuldig, der Polizei einen falschen Namen und eine falsche Adresse angegeben zu haben, sich der Straf­verfolgung entzogen zu haben, eine sexuelle Beziehung mit einer Minderjährigen zu unterhalten und zwölf Gallonen Benzin gestohlen zu haben“. Der jugendliche Straftäter wurde unter Vormundschaft des Ju­gendamtes gestellt und in das Jugendgefängnis Riverbank eingewiesen.

      Anfangs hatte man Bon sogar in die Obhut seiner Eltern zurückge­ben wollen, jedoch schämte der sich so, dass er lieber ins Gefängnis wollte, als seinen Eltern als Gesetzesbrecher ins Auge zu sehen. Seine Schuldgefühle bei dem Gedanken daran, sie enttäuscht zu haben, wa­ren so groß, dass er sich anfangs sogar weigerte, sie zu sehen, als sie ihn besuchen wollten. Die trostlose Zeit in Riverbank stärkte zwar auf gewisse Weise sein unangepasstes Wesen, jedoch brachten ihn die neun Monate militärische Disziplin davon ab, weitere Straftaten zu begehen.

      Obwohl Bon schon früh einen Hang zur Rebellion erkennen ließ, bewahrte er doch stets ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Von ihnen hatte er die Höflichkeit und das angenehme Auftreten, die ihm in seinem späteren Leben immer wieder aus der Klemme halfen.

      Während seiner Zeit in Riverbank dachte Bon zum ersten Mal ernst­haft daran, eine Laufbahn als Musiker einzuschlagen. In den Freistunden spielte er in einer Band Schlagzeug, die er mit zwei anderen Insassen gegründet hatte. Der Krawall, den das jedesmal auslöste, überzeugte ihn davon, dass er wie geschaffen war zum Berufsschlagzeuger. Nach seiner Entlassung baute er sein Schlagzeug im elterlichen Wohnzimmer auf und überlegte, wie er wohl an eine Band kommen würde.

      Es war eine günstige Zeit für solcherart Bestrebungen, denn der zunehmende Erfolg der Beatles und der Rolling Stones in Australien ließ auch in der Gegend um Perth eine kleine Szene von Beatgruppen entstehen. Während in Sydney die Easybeats auf dem Sprung nach ganz oben waren, gründete Bon Anfang 1965 mit drei Freunden seine erste Band, die Spektors. Sie spielten in den Jugendklubs Stücke von den Beatles und den Stones und andere Standardnummern, wie zum Bei­spiel „Gloria“ von Van Morrison. John Collins, der Sänger und Kopf der Gruppe, überließ seinem Trommler hin und wieder die Bühne und nahm selbst hinter dem Schlagzeug Platz. Bei diesen Gelegenheiten zeigte sich, dass Bon Charisma besaß, aber auch wusste, sich in Szene zu setzen, und er merkte selbst, dass seine Zukunft wohl eher das Mikrofon als der Trommelstock war.

      Nach einem Jahr waren die Spektors (die bei den Scotts zu Hause probten) in Perth und Umgebung eine der beliebtesten Gruppen aus der Gegend. Das war ihnen jedoch nicht genug, und sie wussten, dass sie mehr musikalische Feuerkraft brauchten, wenn sie mehr als nur ein Wochenendzeitvertreib sein wollten. Die Winztons, die zweite große Band aus Perth, hatten ähnliche Gedanken, und so schloss man sich zusammen. Was dabei herauskam, waren die Valentines.

      Vince Lovegrove, der Sänger der Winztons, erklärte später der au­stralischen Musikzeitschrift RAM: „Bon war der süße kleine Schlagzeu­ger mit süßen kleinen Augen, süßen kleinen Schweinsöhrchen, einer süßen kleinen Stupsnase, einem süßen schottischen Akzent und ziemlich auffälligen Tätowierungen. Wenn man nur süß war, konnte einem das damals im Musikgeschäft schon ein ganzes Stück weiterhelfen.“ Diese Eigenschaft sollte letztendlich aber nicht der Schlüssel zu Bon Scotts Erfolg sein.

      5 SHOW BUSINESS

      Weiche Schale, harter Kern

      Bei den recht professionell arbeitenden Valentines war Bon zum Sänger aufgestiegen. Er wechselte sich dabei mit Vince Lovegrove ab, dessen Können und Erfahrung ihn zum natürlichen Haupt der Band machten. Bon hielt sich aus den geschäftlichen Dingen heraus. Zwischen den beiden Frontmännern bestand eine Art freundschaftlicher Rivalität. Das Gruppenkostüm waren zumeist flotte blaue Anzüge, und sie benutzten Spezialeffekte wie Blitzlichtbomben und andere Spielereien, um ihre Konzerte interessanter zu machen. Das Programm bestand in jener Zeit hauptsächlich aus amerikanischen Soulhits und Stücken von engli­schen Gruppen wie den Who und den Small Faces. Eine wichtige Quelle bei der Materialsuche war die Plattensammlung ihres Managers Allan Robertson, der bei dem Radiosender 6KY in Perth Platten auflegte und der für den Namen Valentines verantwortlich war.

      Da die neu zusammengeschlossenen Musiker die Auftrittsverpflich­tungen gleich zweier Bands übernehmen konnten, nahmen sie in der Liveszene von Perth schnell eine herausragende Stellung ein. Jedoch schlugen ihre Versuche, sich eine Identität als gute Studioband aufzu­bauen, fehl. Im Mai 1967 veröffentlichten sie bei der kleinen Plattenfir­ma Clarion ihre erste Single. Darauf zeigten sie sich wenig originell, und diese Einfallslosigkeit, die ihnen zu eigen war, sollte auch dafür verant­wortlich sein, dass ihnen auf Dauer ein eigenes musikalisches Profil verwehrt blieb. Auf der A-Seite war eine Fassung von „Every Day I Have To Cry“, im Original von dem amerikanischen Rhythm-&-Blues-Sänger Arthur Alexander, und auf der B-Seite ein unbekanntes Stück von den Small Faces, „I Can’t Dance With You“. Obwohl die Single, wie bereits gesagt, wenig einfallsreich war, erreichte sie auf der Hitliste von Perth einen Platz unter den ersten Fünf, was für ein Erstlingswerk gar nicht schlecht war.

      Die Valentines erzielten einen Volltreffer, als sie im Theater Ihrer Majestät in Sydney zwei Konzerte für die Easybeats eröffnen durften. Dort traf Bon zum ersten Mal George Young und Harry Vanda, die letztendlich eine entscheidende Rolle in seiner musikalischen Laufbahn spielen sollten. Zu jener Zeit interessierte ihn jedoch mehr der Sänger, Stevie Wright, dessen Bühnenshow er anfangs für seine eigenen Auftrit­te nachzuahmen versuchte.

      Die beiden Gruppen kamen so gut miteinander aus, dass George und Harry ein Lied für die Valentines schrieben, als die Musiker nach den Sydneyer Konzerten zusammen feierten: „She Said“ war das erste von insgesamt drei Stücken, die die Easybeats den Valentines überlie­ßen, und erschien als A-Seite ihrer zweiten Single. Doch selbst die leidenschaftlichsten Verehrer der fünf aus Sydney hätten zugeben müssen, dass es nicht zu ihren besten Kompositionen gehörte. Da konnte es auch nicht helfen, dass auf der Rückseite eine Neuaufnahme des Phil-Spector-Oldies „To Know Him Is To Love Him“ zu hören war. Die unverschämt schwache Fassung der Valentines nannte sich „To Know You Is To Love You“. Verdientermaßen blieb diese zweite Single in den Regalen der Plattenläden stehen.

      Die Valentines entschlossen sich dazu, Perth zu verlassen und ihren Stützpunkt nach Melbourne zu verlagern, nachdem sie bei „Battle of the Sounds“, dem wichtigsten landesweiten Wettbewerb, den zweiten Platz belegt hatten. Die Musikmetropole Australiens beherbergte damals Künstler wie die Loved Ones, die Groop, Ronnie Bums, Normie Rowe, Bobby & Laurie oder die Masters Apprentices und die Twilights, beide ursprünglich aus Adelaide,


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