Bon - Der letzte Highway. Jesse Fink

Bon - Der letzte Highway - Jesse Fink


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managen sollte, hat mir für mein erstes Buch über die Band verraten: „Mir ist es egal, wenn mir jemand etwas anderes erzählt: Du kannst dein Leben darauf verwetten, dass Bon Scott den Text zu ‚You Shook Me All Night Long‘ schrieb. Überall finden sich Bons Texte.“

      Sie antwortet ohne zu zögern: „Ich hätte das Thema gegenüber Malcolm nach Bons Tod nie angeschnitten, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass Bon diese Lyrics geschrieben hatte. Wie immer ist es durchaus möglich, dass er sie in Kooperation mit den Youngs verfasste, aber es waren dennoch seine Ideen. Über den Song habe ich noch eine Sache zu sagen: Es sollte eigentlich ‚chartreuse eyes‘ und nicht ‚sightless eyes‘ heißen.“

      Schließlich ging es dabei um ihre Augen. Wenn man darüber nachdenkt, ergibt die Zeile gar keinen Sinn. Griff die Band hier etwa ein, weil keiner von ihnen wusste, was „chartreuse“ – steht im Englischen für hellgrün – eigentlich bedeutete? Unter dem Küchenlicht fragt mich Holly, ob ihre Augen nicht hellgrün wären. Das sind sie. Nicht vielen Leuten ist das Wort „chartreuse“ geläufig. Es erscheint plausibel, dass die Youngs und Brian Johnson an Bons ursprünglichen Formulierungen herumdokterten – nicht nur bei „You Shook Me All Night Long“, sondern auch bei anderen Songs auf dem Album –, um allzu gewiefte Textstellen, die den Fans eventuell zu hoch gewesen wären, zu entfernen oder zu modifizieren. Allerdings beharrten sie stets darauf, die alleinigen Urheber dieses und der anderen Tracks auf Back In Black zu sein. Laut ihnen trug Bon abgesehen von ein paar Schlagzeug-Jams rund um kaum ausformulierte Ideen, aus denen später „Have A Drink On Me“ und „Let Me Put My Love Into You“ entstehen sollten, nichts zu den Songs auf dem Album bei.

      „Ich erinnere mich glasklar daran, wie Bon und ich hinter dem Newport Hotel in Miami in der Sonne saßen und er sich zu mir drehte. Die Sonne schien mir ins Gesicht und er verkündete plötzlich: ‚Deine Augen sind hellgrün – chartreuse!‘ Ich erinnere mich noch so lebhaft daran, weil ich keine Ahnung hatte, was das für eine Farbe war, und sofort annahm, dass das irgendetwas Schlechtes wäre – wie knallrosa oder sonst eine scheußliche Farbe. Er beschrieb meine Augenfarbe immer wieder mit diesem einen Wort. Ich trug etwa ein lindgrünes Shirt und er meinte, meine Augen würden gut dazu passen. Es ist schon witzig, dass ich mich so gut daran erinnern kann. Als ich heranwuchs, sagte meine Mutter, dass meine Augen olivgrün wären, also wer weiß? Für mich sind sie einfach grün.“

      Aber nicht für einen Poeten wie Bon.

      Silver Smith war sich nicht nur sicher, dass der Song von Bon stammte, sondern verblüffenderweise auch, dass er ihn noch vor seiner Ankunft in Nordamerika geschrieben hätte.

      „Ich bin mir ganz sicher, dass er ihn schon 1976 [in meiner Wohnung] in der Gloucester Road in London geschrieben hat. ‚She told me to come but I was already there‘ – das schrieb er in einem Brief an einen seiner versifften Freunde, kurze Zeit nachdem wir zusammengekommen waren. Er hatte immer seine Notizhefte dabei und schrieb Dinge nieder oder strich sie wieder durch. Er notierte sich auch schon damals das mit den „American thighs“, weil das der Markt war, den sie knacken wollten. Das entstand also schon vor langer Zeit.“

      9

      Kicked In The Teeth

      Bon soll sich mit Malcolm geprügelt haben? „Bon war ein herzensguter Typ“, erzählt mir Rick Springfield dazu. Ken Schaffer sagt so ziemlich dasselbe: „Der Bon, an den ich mich erinnere, war ein echt lieber Kerl.“ Malcolm war das komplette Gegenteil. Einer von AC/DCs ehemaligen Managern, der sich inoffiziell mit mir unterhielt, erinnert sich nicht gerne an ihn: „Ich hielt Malcolm immer für das komplette Gegenteil eines Menschen, mit dem ich mehr als fünf Minuten verbringen möchte.“

      Als ich Barry Bergman, AC/DCs früheren amerikanischen Musikverleger und laut eigener Aussage „Aushilfsmanager“, darum bitte, Malcolms Beziehung zu Bon zu beschreiben, wirkt er ungewöhnlich zögerlich, richtiggehend zugeknöpft.

      „Eher kontrovers“, antwortet er. Dann folgt eine lange Pause. „Ich bin mir sicher, dass es der Alkohol und all die anderen Dinge waren … Es ging um die Chemie, glaube ich. Sie waren alle ziemlich dickköpfig. Der Zahmste in der Band war meiner Meinung nach Cliff. Er war cool und entspannt.“

      Wie wirkte sich Bons Trinkerei auf sein Verhältnis zu der Band aus? Bergman ringt nach Worten.

      „Das weiß ich wirklich nicht. Ich glaube nicht, dass es gut war. Ich stand unter Schock [als Bon starb]. Wut überkam mich, weil ich mich daran erinnerte, wie wir uns ein paarmal zusammensetzten und ich ihm erklärte, dass er draufgehen würde – und es wirkte, als würde ihn das nicht weiter kümmern.“

      Bergman brachte seine Besorgnis um Bons Wohlergehen nur ihm gegenüber zum Ausdruck – niemals gegenüber Malcolm.

      „Ich hielt es nicht für meine Aufgabe, sie davon zu unterrichten … Es war ja nicht meine Band. Klar, die Edward B. Marks Music Corporation vertrat die Band, wir repräsentierten sie, aber es war nicht meine eigene Band und nicht mein Job, Leute zu verändern. Ich kann ihnen nur sagen, was ich mir so denke – aber dann tun sie, was sie eben wollen. Und ich wollte keinen Krieg mit der Band vom Zaun brechen, weil ich einfach nicht so drauf war: einen Krieg anzetteln und alle gegen Bon aufbringen. Es wäre zu keinen Interventionen gekommen. Das stand nicht zur Debatte.“

      Phil Carson, der der Band vermutlich näher als irgendjemand sonst bei Atlantic stand, spielt seinerseits das Ausmaß der Kluft zwischen Bon und Malcolm herunter. Bezeichnenderweise hat auch er keine Kenntnis davon, ob Bon jemals einen Entzug erwogen hatte, sich mit dem Gedanken trug, die Band zu verlassen oder ein Soloalbum aufnehmen wollte.

      „Es ist unvermeidbar, dass es in einer Band, in der manche Mitglieder viel und andere wiederum wenig trinken, zu Spannungen kommt“, sagt er. „Aber dabei handelte es sich um ganz gewöhnliche Spannungen, das ist nicht unbedingt seltsam.“

      Pete Way von UFO stimmt dem zu: „Bon und Malcolm verstanden sich doch prächtig. Ihnen war Bons Trinkerei völlig egal. Es hieß nicht: ‚Hey, wir müssen eine Show auf die Bühne bringen, nüchtere besser mal aus.‘ Nein, vielmehr hieß es da: ‚Wir müssen eine Show abliefern, trink besser doppelt so viel.‘ Zumindest war es so, was Bon betraf. Er war auf der Bühne immer total munter und ein regelrechtes Energiebündel. Auch Malcolm trank gerne [hält inne]. Ich glaube, dass sie, bevor sie auf die Bühne gingen, rechtzeitig darauf achteten, die Erwartungen des Publikums zu erfüllen, auch wenn sie am Nachmittag getrunken hatten.“

      Für Malcolm gehörte Bons Trinkverhalten – zumindest nach außen hin – einfach zu ihm dazu und stellte kein ernsthaftes Problem dar. Es war nichts, worüber man sich sorgen musste.

      „Bon war, wie er eben war. Es ist so selten, dass man etwas findet, das einfach durch und durch echt ist … Er verstand, das Leben zu leben. Bon hatte nie Todessehnsucht.“ Aber er räumte auch ein, dass Bon ihnen als abschreckendes Beispiel diente: „Auf gewisse Art lernten wir von Bon, dass wir nicht wie er enden wollten.“

      „Ab


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