Der Iceman. Anthony Bruno

Der Iceman - Anthony Bruno


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gehalten.

      Kuklinski riss ein Stück von seinem Zimtbrötchen ab und steckte es sich in den Mund. Dominicks Haltung schien ihn keine Sekunde aus der Ruhe zu bringen. »Wie ist es mit Zyankali?«

      »Was?« Dominick blieb fast das Herz stehen. Er wünschte verzweifelt, er wäre besser vorbereitet gewesen und trüge ein verstecktes Mikro bei sich.

      »Zyankali. Kommst du an so was ran?«

      »Machst du Witze? Wenn du Zyankali brauchst, geh in einen Laden und besorg dir irgendein Rattengift. Da kriegst du so viel, wie du willst.«

      Kuklinski schüttelte den Kopf. »Nicht diesen Kram. Ich brauche reines Zyankali, Laborqualität. Solches Zeug, für das man unterschreiben muss, wenn du es irgendwo kaufen willst.«

      »Wozu brauchst du das?«

      »Eine persönliche Angelegenheit.«

      Dominick zuckte die Schultern, als sei ihm absolut gleichgültig, was Kuklinski mit reinem Zyankali anstellen wollte, aber tatsächlich konnte er kaum glauben, dass er so gerade­heraus und bei ihrem allerersten Treffen danach gefragt hatte. Er stand in mehreren Fällen unter Verdacht, seine Opfer mit Zyankali vergiftet zu haben. Man nahm sogar an, dass es eine seiner Lieblingsmethoden war. Dominick hätte ein derartiges Glück nie erwartet, und schon gar nicht so schnell. Doch dann packte ihn Misstrauen. Warum fragte Kuklinski ausgerechnet ihn nach Zyankali? Sie hatten sich gerade erst kennengelernt. Und warum konnte er es sich nicht selbst besorgen? Allem Anschein nach hatte er früher nie irgendwelche Schwierigkeiten gehabt, an das Zeug her­anzukommen. Benötigte er es wirklich so dringend? Und wen wollte er damit erledigen?

      »Also, kannst du es mir besorgen, Dom?«

      »Ja, klar. Ich kenne da jemanden, bei dem ich ganz sicher was kriegen kann. Wie viel willst du?«

      »Nicht viel. Man braucht nur ziemlich wenig von dem Zeug.«

      »Ein kleiner Klecks wäre dir genug?«

      »Jawohl.« Kuklinski riss ein weiteres Stück von seinem Zimtbrötchen ab. »Ich will dir was sagen, Dom. Du siehst zu, ob du mir das Zeug beschaffen kannst, und in der Zwischenzeit nehme ich dir zehn von dem weißen Pulver ab.«

      »Zu welchem Preis?«

      »Wie du gesagt hast – einunddreißigfünf.«

      »Ich dachte, du kriegst es woanders für fünfundzwan­zig?«

      »Ja, wahrscheinlich, aber dieser Kerl ist ein Schwachkopf. Er ist mir etwas zu leichtsinnig in seinem Geschäft, und ich mag keine Leute, die unvorsichtig sind. Du verstehst?«

      »Absolut. Solche Burschen taugen nichts. Sind nur ein unnötiges Risiko.«

      »Genau.«

      Dominick winkte der Kellnerin, noch etwas Kaffee zu bringen.

      »Hör zu, Rich, da ist etwas, bei dem du mir viel­leicht helfen kannst.« Er beugte sich dichter zu ihm und senkte die Stimme: »Ich habe einen Käufer, der schweren Ballerkram sucht. Keine Spielsachen, sondern Militärquali­tät, Maschinengewehre, Granaten, Raketenwerfen, solches Zeug; auch Schalldämpfer. Kleinkalibrige Waffen mit Schall­dämpfer.«

      »Also Profiausrüstung.«

      »Richtig.«

      Kuklinski hob eine Augenbraue. »Was hat er vor? Irgend­wo einen Putsch anzetteln?«

      Dominick warf ihm einen wütenden Blick zu. »Wenn du mich aushorchen willst, vergiss die Sache.«

      »He, nicht so hitzig. Ich will gar nicht wissen, wer dein Käufer ist. Ich würde nie versuchen, dich übers Ohr zu hauen und hinter deinem Rücken das Geschäft selbst zu machen. So arbeite ich nicht.«

      »Gut. Also, kannst du mir dabei helfen?« Dominick war erleichtert und gleichzeitig dankbar, dass er nicht beleidigt war über seine hitzige Antwort. Kuklinskis Frage gehörte sich nicht, und das wusste er selbst. Seine Reaktion war vollkommen richtig gewesen.

      »Sag mir nur eines, Dom. Will dein Käufer diese Waren geliefert haben, oder wäre er bereit, sie abzuholen?«

      »Muss geliefert werden. Nach New York.« Dominick hatte bereits eine passende Story ausgetüftelt. Er kaufte für die Irish Republican Army, und seine üblichen Quellen konn­ten ihm das Gewünschte nicht in der benötigten Menge verschaffen. Aber das hatte noch Zeit. Im Moment ging es Kuklinski nichts an.

      »Hm …«, Kuklinski strich sich über den Bart, »nach New York. Das könnte die Sache vielleicht ein wenig erschwe­ren.«

      »Es ist aber nicht für New York bestimmt, sondern geht woanders hin.«

      »Und sie können es nicht abholen? Zum Beispiel in Dela­ware?« Dominick schüttelte den Kopf. »Darauf lassen sie sich bestimmt nicht ein. Ich kenne diese Leute. Entweder wird’s geliefert, oder die Sache platzt.«

      »Gute Kunden?«

      »Die besten. Sie zahlen erstklassig und stellen keine neu­gierigen Fragen. Geschäfte mit ihnen laufen immer rei­bungslos.«

      »Klingt nicht schlecht.«

      »Wie gesagt, bessere Kunden gibt’s nicht. Wenn du mir das Passende besorgen kannst, wäre eine Menge Geld drin – für uns beide.«

      Kuklinski lachte. »Dagegen ist nichts einzuwenden, mein Freund.«

      »Ich kann dir fast eine Garantie darauf geben, und es geht hier nicht um Kleinkram. Das wird eine dicke Bestellung, die sich lohnt.« Dominick wusste, dass der Köder verlockend genug sein musste, sonst würde Kuklinski nicht anbeißen.

      »Nur eine Frage. Deine Kunden in New York, haben die irgendwas mit der Mafia zu tun?«

      Dominick schüttelte den Kopf. »Ich kaufe ab und zu auch für solche Typen. Aber das hier ist was anderes, hängt nicht mit den Familien zusammen.«

      Kuklinski nickte. »Ich denke, ich kann dir den Kram beschaffen. Muss nur ein paar Anrufe erledigen, um zu sehen, was so auf dem Markt ist. Ich sag dir dann Bescheid.«

      »Okay, prima. Aber lass dir nicht zu lange Zeit. Diese Leute warten nicht gern und suchen sich lieber eine andere Quel­le.«

      »Keine Sorge. Ich melde mich, sobald ich was weiß. Sag mir nur, wie ich mit dir in Verbindung treten kann.«

      Dominick zog einen Stift aus seiner Brusttasche und schrieb einige Zahlen auf eine Papierserviette. »Hier, das ist die Nummer meines Piepers. Du kannst deine Nummer eingeben, und ich rufe dich nach ein paar Minuten zurück.«

      »Prima.«

      »Also, wie gesagt, besorg die richtige Ware, und es springt eine Menge Knete für uns beide raus. Glaub mir.«

      »Ich glaub dir, Dom. Aber vergiss nicht die Sachen, die ich haben will.«

      »Keine Sorge, mein Gedächtnis ist tadellos, Rich. Zehn von dem weißen Pulver und das Rattengift.«

      »Ich brauche reines Zeug!«

      »Schon klar, Rich. Hab’s kapiert.«

      Die Kellnerin kam mit einer Kaffeekanne zu ihnen und füllte ohne zu fragen ihre Tassen auf.

      »Danke, Schätzchen«, nickte Dominick. »Wie wär’s, Rich, willst du noch ’n Happen? Nur zu, ich spendier’s dir.«

      Ein langsames Grinsen überzog Kuklinskis Gesicht. »Si­cher, warum nicht?«

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