Whitney Houston. Mark Bego
ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Popmusik. Während ihrer Zeit bei Arista sollte Whitney nicht nur Platten aufnehmen – sie sollte Rekorde brechen.
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Whitney machte nicht nur als Sängerin, sondern auch als Schauspielerin Karriere. 1991 widmete ihr der Sender HBO zum ersten Mal eine Sondersendung.
(Foto: HBO Television / MJB Foto Archives)
Als ihr zweites Album Whitney 1987 erschien, galt sie als eines der vielversprechendsten jungen Talente im Showgeschäft.
(Foto: Arista Records, von Richard Avedon / MJB Foto Archives)
Als Clive Davis die junge Whitney entdeckte, hatte sie bereits erste Erfahrungen als Backgroundsängerin und als Model gesammelt.
(Foto: Arista Records, von Steve Prezant / MJB Foto Archives)
In der New Yorker Diskothek Limelight singen Whitney und Jermaine Jackson „Take Good Care Of My Heart“.
(Foto: Charles Moniz)
Whitneys Cousine Dionne Warwick zählt in den USA zu den erfolgreichsten Sängerinnen der Sechziger und Siebziger.
(Foto: Mark Bego)
Cissy und Whitney Houston Anfang der Achtzigerjahre im Lincoln Center mit einer Freundin und dem Sänger George Benson.
(Foto: Charles Moniz)
Whitneys Mutter Cissy Houston – selbst eine erfolgreiche Sängerin.
(Foto: Private Stock Records / MJB Foto Archives)
Im April 1983, als Whitney ihren Vertrag bei Arista unterschrieb, war es klar, dass sie zu den Neuzugängen gehörte, denen in dem Unternehmen besondere Beachtung zukam und bei denen man sich alle Mühe geben wollte, sie tatsächlich zu großen Stars zu machen. Letztlich versucht man genau das im Showgeschäft natürlich immer, und man versucht auch darauf zu achten, dass man bei Verpackung, Produktion und Präsentation einer Platte alles richtig macht, damit sie ein großer Hit wird, aber natürlich funktioniert das nicht immer. Als jedoch Clive Davis, der Gründer und Chef von Arista Records, Whitney unter seine Fittiche nahm, wurde sie vom ersten Tag an vehement darauf getrimmt, große Ziele zu erreichen.
Davis gilt im Musikgeschäft als Legende. Schon zu seiner Zeit bei Columbia Records hatte er von sich reden gemacht, als er Stars wie Santana, Janis Joplin oder Sly & The Family Stone entdeckte, zum Label holte und aufbaute. Arista Records wurde 1974 gegründet, nachdem Davis Columbia verlassen hatte und ein kleines Unternehmen namens Bell Records übernahm. Dabei erbte er gewissermaßen zwei Sänger und Songwriter, die dort noch unter Vertrag standen. Davis beschloss, die beiden, die jeweils bisher nur ein einziges Album veröffentlicht hatten, einstweilen zu behalten, ließ die Optionen aller anderen Künstler auslaufen und änderte den Namen des Unternehmens in Arista: Das Label sollte nun zu seiner persönlichen Hitschmiede werden. Die beiden Singer-Songwriter, die er behalten hatte, wurden unter seiner Ägide zu Stars. Sie hießen Barry Manilow und Melissa Manchester.
In den Siebzigern reihten die Künstler, die Arista verpflichtete, einen Hit an den anderen – darunter befanden sich Namen wie Patti Smith, Ray Parker Jr., Alan Parsons, Air Supply und Angela Bofill. Zwar war Davis stets sehr daran interessiert, neue Talente zu entdecken, aber er bemühte sich auch darum, die Karrieren seiner Lieblingsstars aus den Sechzigerjahren wieder anzukurbeln, beispielsweise die von Melanie und Martha Reeves. Anfang der Achtziger setzte er schließlich alles daran, Carly Simon, Dionne Warwick und Aretha Franklin wieder ins Rampenlicht zu holen.
Aretha war schon im Geschäft, seit sie 1960 bei Columbia unterschrieben hatte. Sie nahm eine ganze Reihe von Alben für das Label auf, konnte aber nie den großen Mainstream-Erfolg verbuchen. Als ihr Vertrag auslief, wechselte sie zu Atlantic Records, und dort gelang ihr eine beeindruckende Reihe von Hit-Singles und Grammy-Auszeichnungen im Bereich Rhythm & Blues – oft begleitet von Cissy Houston, die ihre Background-Vocals sang. Zwischen 1967 und 1974 folgte ein Hit auf den anderen, darunter „Respect“, „Chain Of Fools“, „Think“ und „Rock Steady“. Mit dem Beginn der Disco-Ära ging es ihr jedoch wie vielen Stars der späten Sechziger und frühen Siebziger – andere zogen an ihr vorbei. Als ihre Zeit bei Atlantic sich dem Ende zuneigte, holte Clive Davis sie zu Arista, brachte sie mit den richtigen Produzenten und Songwritern zusammen, und plötzlich verkaufte sie mehr Platten, als sie es je bei Atlantic getan hatte.
Nachdem ihm nun der Ruf vorauseilte, dass alles, was er anfasste, zu Gold würde, wollte sich Davis nun daran versuchen, eine ganz neue Sängerin aufzubauen. Eine Weile deutete alles darauf hin, als sollte Phyllis Hyman als seine größte Entdeckung in die Geschichte eingehen. Sie war eine groß gewachsene Frau von statuenhafter Schönheit, deren Stärke vor allem im Jazz und bei Balladen lag, und sie wurde auf diesem Gebiet auch recht erfolgreich; ihr größter Hit war die von Barry Manilow produzierte Ballade „Somewhere In My Lifetime“. Anfang der Achtziger zählte sie zu den Stars des bekannten Broadway-Musicals Sophisticated Ladies, und sie wurde für ihre Rolle darin sogar für einen Tony Award nominiert. Doch trotz einiger hoch gelobter Alben für Arista gelang Phyllis nie der große internationale Durchbruch. Persönliche Probleme führten dann dazu, dass ihre Karriere ein unerwartet frühes Ende fand, und Mitte der 1990er-Jahre beging Phyllis Hyman tragischerweise Selbstmord.
Als Clive Davis jedoch das noch unausgeformte Talent der jungen Whitney Houston erkannte, fasste er sofort den Entschluss, ihre Karriere mit allen Mitteln voranzutreiben. Und tatsächlich sollte Whitney schließlich genau all das erfüllen, was man sich zuvor von Phyllis Hyman erhofft hatte.
Nach zehn Jahren im Geschäft war Arista Records so erfolgreich, dass Clive Davis es sich leisten konnte, ganze zwei Jahre zu investieren, um an Whitneys Look, Sound und Image zu arbeiten. Er gab unerhörte 250.000 Dollar allein dafür aus, ihr erstes Album zu planen und einzuspielen. Er sorgte dafür, dass Whitney bei den richtigen Partys gesehen wurde, dass sie in bestimmten, wichtigen Clubs auftrat und sich bei privaten Musikveranstaltungen zeigte. Jedes Detail von Whitneys Laufbahn wurde mit größter Sorgfalt durchdacht und persönlich von Davis beaufsichtigt.
Noch bevor sie mit den Aufnahmen für ihr Debütalbum begonnen hatte, trat sie 1984 in der Fernsehsendung The Merv Griffin Show auf. Es handelte sich um eine Sondersendung der berühmten Talk- und Variety-Show, die ganz und gar Clive Davis und seiner zehnjährigen Erfolgsgeschichte mit Arista gewidmet war. Als Davis selbst seinen neuesten Schützling vorstellte, sagte er: „Entweder man hat das gewisse Etwas, oder man hat es nicht. Sie hat es.“ Whitney trat auf die Bühne und eroberte das Publikum sofort mit einer bewegenden Version des Songs „Home“ aus dem Musical The Wiz – Das zauberhafte Land.
1984 nahm Whitney den ersten Song auf, der sich später auch auf ihrem Debüt wieder finden sollte. Damals arbeitete der ehemalige Leadsänger von Harold Melvin & The Blue Notes, Teddy Pendergrass, gerade an seinem Comeback und spielte ein neues Album für ein neues Label ein. Pendergrass hatte einen tragischen Autounfall hinter sich und war seitdem querschnittsgelähmt,