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bei der es darum ging, was ich tun, zu welchem Label ich gehen sollte. Irgendwann ging ich raus und setzte mich in einem anderen Zimmer auf einen Stuhl, und meine Mutter kam mir nach und sagte: ‚Du weißt, das ist alles sehr schwierig, aber ich sage dir jetzt, wie es ist: Du solltest dorthin gehen, wo man das Beste für dich tun wird.‘ Damit meinte sie: Einige Firmen boten einen Vertrag und sagten: ‚Whitney, du kannst dir die Songs aussuchen. Du kannst alles machen, was du willst.‘ Bei Arista war das anders, da sagte Clive Davis: ‚Wir werden dir eine bestimmte Summe zur Verfügung stellen, wir werden uns mit dir besprechen, und was die Songs angeht, die du machen willst, werde ich dich unterstützen. Ich werde sagen: Whitney, dieser Song hat Potenzial. Dieser hier nicht.‘ Meine Mutter fügte dann hinzu: ‚Du bist achtzehn Jahre alt. Du brauchst jemanden, der dich berät.‘ Clive war dieser Jemand.“
Whitney und Clive Davis schienen schon gleich zu Beginn ihrer Zusammenarbeit einen guten Draht zu einander zu entwickeln. „Es ist verrückt, wie sehr Clive und ich auf einer Linie liegen“, sagte Whitney damals. „Wenn ihm ein Song gefällt, dann ist es fast hundertprozentig sicher, dass ich ihn auch mag.“
Die Produzenten, die letztlich bei Whitney Houston zum Zug kamen, waren durch die Bank etablierte Hitgaranten, darunter Michael Masser, Kashif, Jermaine Jackson und Narada Michael Walden.
Zu jener Zeit, als bei Arista über das Material für Whitneys Debüt entschieden und ihr Image aufgebaut wurde, leitete Barbara Shelley Aristas PR-Büro an der amerikanischen Westküste. Sie hatte nicht nur die Aufgabe, den neuesten aufstrebenden Star des Labels in der Öffentlichkeit zu präsentieren, sondern auch die Abhörsessions und Showcases in Los Angeles zu organisieren, aus denen einige der Songs hervorgingen, die Whitney schließlich zum Star machten.
Shelley berichtete 1986: „Als das Album mit allem Drumherum zusammengestellt wurde, gab es überhaupt keinen Druck. Weder Clive Davis noch Eugene Harvey oder jemand von den anderen, die daran mitarbeiteten, wollte sich mit dem Zweitbesten zufrieden geben. Das Album wurde mit soviel Sorgfalt erarbeitet, dass es beinahe so aussah, als würde es nie erscheinen. Als die Platte schließlich fertig war, hatte Clive immer noch Bedenken; er hatte Angst, dass nicht genug Hits darauf enthalten waren, um Whitneys Talent gerecht zu werden! Schließlich musste er eine Entscheidung treffen. Sollte er diese viel versprechende Sängerin noch länger unter Verschluss halten? Oder sollte er eine Platte veröffentlichen, die zwar sicherlich gut war, aber vielleicht nicht gut genug für Whitneys Talent? Das zeigt, wie sehr er sich persönlich dafür engagierte, damit bei diesem Projekt wirklich alles perfekt lief.“
Sie fuhr fort: „Während der zweijährigen Vorbereitungen rief Gene Harvey jeden Tag Clive an, um darüber zu sprechen, was Whitney auf dem Plattencover tragen sollte, und um beispielsweise zu klären, ob der Art Director von der Ostküste für die Gestaltung verantwortlich sein sollte. Whitney ist ein erfahrenes Model und kann ganz verschiedene Looks präsentieren. Welcher wäre nun wohl am besten für das Cover? Schließlich fanden etwa zehn Fotosessions statt. Whitney kann so völlig verschieden aussehen. Wie sollte man sie bei ihrem ersten großen Auftritt porträtieren?“
Shelley war nicht nur von Houstons Gesangstalent beeindruckt, sondern auch von den Manieren der jungen Frau und von der Art, wie sie sich gab. „Das erste Mal, dass ich ihr begegnete, war auf Jermaine Jacksons Yacht, die in Marina Del Rey angelegt hatte. Wir hatten dort Interviews mit Jermaine organisiert, um sein damaliges Album zu promoten. Whitney war ebenfalls in der Stadt, weil sie einige der Titel für ihr Debütalbum bearbeitete, die Jackson produzierte. Ich wusste, dass sie Dionne Warwicks Cousine war, und ich wusste, dass mein Freund Gene Harvey sie managte, von daher freute ich mich, sie kennen zu lernen. Damals, auf der Yacht von Jermaine Jackson, erschien sie mir als ein stilles, hübsches Mädchen, und mich beeindruckte, wie nett sie war und wie unschuldig sie wirkte. Sie hatte das optimistische Gesicht eines jungen Mädchens, aber den Körper eines wunderschönen Fotomodells. Sie zeigte sich ehrlich daran interessiert, uns Plattenfirmenleute kennen zu lernen und mit uns zu reden, etwas über uns zu erfahren. Sie schickte mehrere Male Dankeskarten an die Leute bei Arista, die ihr auf ihrem Weg geholfen hatten. Sie ist ein Mensch, der sich sehr um andere kümmert.“
Ein guter Weg, etwas über das wahre Wesen großer Showstars zu erfahren, liegt darin, die Musiker zu befragen, mit denen sie zu Beginn ihrer Karriere zusammengearbeitet haben. Bashiri Johnson spielte auf „You Give Good Love“ von Whitneys Debüt Percussion und wirkte auch an „Love Will Save The Day“ vom zweiten Album mit. Er berichtete: „Als ich sie kennen lernte, war sie sehr professionell. Sie war sehr entspannt, und im Studio herrschte eine sehr lockere Atmosphäre. Aber man merkt bei manchen Leuten gleich, dass sie es wirklich weit bringen werden. Ich habe auch an Madonnas Debütalbum mitgearbeitet, und damals wusste ich überhaupt nicht, wer sie eigentlich war. Aber ich hatte damals schon den Eindruck, dass sie einmal ein großer Star werden würde, und dass sie das auch wusste. Denselben Eindruck hatte ich von Whitney, allerdings war sie etwas geschliffener und professioneller. Whitney wirkt überhaupt nicht ruppig und großmäulig. Madonna hat etwas Aggressives an sich, aber Whitney ist eher eine Lady. Ich wusste, dass sie enorm erfolgreich werden würde. Das spürte ich, wenn ich sie nur ansah. Sie ist ja auch eine sehr attraktive Frau und sieht auf der Bühne wie ein Engel aus.“
Diese Einschätzungen der Leute, mit denen sie zwischen 1984 und 1986 arbeitete, unterstreichen, wie wichtig Whitney Houstons Image für ihren schnellen Durchbruch war. Sie wurde als das perfekte, souveräne, charmante, freundliche Mädchen von Nebenan vermarktet, das sonntags in die Kirche ging. Als sie Mitte der Neunziger immer mehr in den Ruf geriet, verwöhnt, schwierig und anspruchsvoll zu sein, ließ gerade das ihren Fall um so tragischer und überraschender erscheinen.
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