Van Halen. Joe Layden

Van Halen - Joe  Layden


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hatte früher Baseball gespielt und war schon Mitglied in etlichen Bands gewesen, als er und Eddie sich am Pasadena City College kennenlernten. Als Mark Stone der Band den Rücken kehrte, forderte Edward Michael auf, als dessen Ersatzmann vorzuspielen. Er bestand den Test und nahm die Einladung an, als letztes Bandmitglied zu Van Halen zu stoßen. Wenn auch nicht der beste Bassist aller Zeiten, so war er doch ein solider Begleitmusiker, dessen meistunterschätzte Fähigkeit möglicherweise darin bestand, bei Live-Auftritten die Backing Vocals beizusteuern. Er besaß tatsächlich eine sehr hübsche Stimme. Rein gesanglich ließ er womöglich sogar David hinter sich, doch es gehört mehr als das dazu, um als Leadsänger zu glänzen. Michael verfügte definitiv nicht über Davids Charisma oder seine einzigartige Bühnenpräsenz. Er füllte zufrieden seine Rolle aus und tat dies genau so, wie es von ihm erwartet wurde.

      Die ersten drei Jahre nach ihrer Gründung rackerten sich Van Halen ab und spielten so oft es möglich war in kleinen Clubs und Highschool-Turnsälen, auf vorstädtischen Gartenpartys und Bar-Mizwas. Sie druckten ihre Flyer aus und verteilten sie an örtlichen Schulen und Burgerständen, bis sie sich eine kleine Armee loyaler Fans vor Ort erarbeitet hatten. Sie taten es somit jedem anderen gleich, der ebenfalls einen Traum verfolgt: Sie rissen sich den Arsch auf, waren umtriebig und brachten die Leute dazu, über sie zu sprechen. Van Halens Ruf in Südkalifornien bestand darin, eine trinkfeste, hart arbeitende und hart feiernde Truppe zu sein, die man im Auge behalten sollte. Kurzum, Van Halen standen mehr als irgendwer sonst für Party. Diese Reputation war hundertprozentig verdient, und es dauerte nicht lange, bis sie in Schuppen wie dem Whisky a Go Go oder Gazzarri’s auftraten, die praktischerweise beide auf dem Sunset Strip lagen. An letzterem Ort, wo sie einst, da zu laut, abgewiesen worden waren, sprach sie übrigens später niemand Geringeres als Gene Simmons von KISS an. Er half den Jungs, ein Demo zusammenzustellen, das er dann seinem eigenen Management vorspielte – woraufhin sich das gute Stück prompt in der Mülltonne wiederfand.

      Sogar, als Van Halen sich langsam zu einer angesagten Aktie in der Partystadt Los Angeles entwickelten, blieben sie aber nur einer von vielen Möchtegern-Acts. Dies war das Zeitalter der Vinyl-LP: Plattenfirmen machten Mörder-Umsätze und gaben gegenüber ihren Bands, Veranstaltern und der gesamten Industrie im Allgemeinen unmissverständlich den Ton an. Die Anwälte, die die Bands und ihre oftmals unerfahrenen Manager berieten, standen bis zu einem gewissen Grad ebenfalls auf den Gehaltslisten der Labels. Einfach ausgedrückt: Die jungen und willigen Van Halen, obwohl talentiert und vor Potenzial nur so strotzend sowie mit einem einzigartigen Sound ausgestattet, mussten sich Kräften unterwerfen, auf die sie keinen Einfluss besaßen.

      Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand Van Halen richtig einschätzte und ihre kommerzielle Zugkraft erkannte. In diesem Fall handelte es sich um Mo Ostin, Vorstandsvorsitzender bei Warner Bros. Records, sowie Ted Templeman, seines Zeichens Produzent der Extraklasse. Abgesehen von etlichen Hitsingles in den Sechzigern und Siebzigern arbeitete Ted auch mit Van Morrison, den Doobie Brothers, Eric Clapton (Eddies großem Idol), Aerosmith, Carly Simon und Fleetwood Mac sowie vielen anderen, für die er einige bahnbrechende Alben jener Ära produzierte. Um 1977 herum galt er jedenfalls bereits als Legende. Er und Mo gehörten schlichtweg zu den mächtigsten und einflussreichsten Männern der Plattenbranche. Ihre Anwesenheit im Starwood, einem Club in Hollywood, lieferte den Funken für eine explosive Show, die Van Halens schicksalsverändernden Aufstieg zum Starruhm einläutete: Verabschiedet euch von Gartenpartys und Bar-Mizwas. Vergesst südkalifornische Clubs mit einer Kapazität von gerade mal 300 Leuten. Praktisch über Nacht wurden Van Halen zum letzten Schrei.

      Ein paar Monate später unterschrieben sie bei Warner Bros. und bereiteten sich auf ihre erste landesweite Tour vor. Und nachdem ich bereits die Sex Pistols erfolgreich betreut hatte, verspürte Carl Scott ein gutes Gefühl dabei, mir Van Halen anzuvertrauen. Er wollte mir klarmachen, welch fantastische Möglichkeit dies sei, weshalb er an jenem Tag in seinem Büro auch nicht mit Superlativen geizte.

      „Diese Band wird alles für uns verändern“, erklärte Carl. „Und auch für dich.“

      Ich unterschätzte, wie richtig er damit lag.

      Im Januar 1978, als ich mich mit den Sex Pistols auf Achse befand, vertrieb Warner Bros. gerade eine Van-Halen-EP mit fünf Songs, gepresst auf rotes Vinyl. Die Platte gelangte nicht in den offiziellen Verkauf, sondern wurde nur Radiosendern zugänglich gemacht, um Vorab-Airplay zu generieren. Die Plattenhülle zierte einerseits die Tracklist mit den Songs „Runnin’ with the Devil“, „Eruption“, „Ice Cream Man“, „You Really Got Me“ und „Jamie’s Cryin’“ sowie andererseits ein Bild von Elmer Fudd, der aus dem Looney Tunes-Logo hervorlugt – immerhin handelte es sich um ein Warner-Produkt. Diese EP erzielte präzise den vorgesehenen Effekt: Sie lief oft genug im Radio, um den Appetit der Öffentlichkeit auf eine Band anzuheizen, die versprach, dem Genre des Gitarrenrocks neues Leben einzuhauchen. (Van Halen sollten gelegentlich auch als Heavy Metal charakterisiert werden, obwohl die Musik der Band viel zu melodisch und zugänglich war, um dieser Kategorie gerecht zu werden.)

      Der Großteil der Songs wurde im Herbst 1977 im Studio Sunset Sound Recorders in Hollywood aufgenommen, wo zuvor schon Hochkaräter wie Exile on Main Street der Rolling Stones und Pet Sounds der Beach Boys entstanden waren. Egal, ob sie nun vom Geiste vergangener musikalischer Epochen oder vom eigenen jugendlichen Spirit angetrieben wurden: Van Halen benötigten gerade einmal drei Wochen, um ihre Debüt-LP einzuspielen, was in erster Linie „live“ geschah. Das hieß im konkreten Fall, dass die Band in einer Kabine spielte, während David in einer anderen dazu sang. Es wurden nur wenige Overdubs und kaum andere akustische Kunstgriffe ergänzt, wie sie in der Regel zum Einsatz kamen, um den Sound einer Band zu glätten; dabei handelte es sich um Techniken, auf die viele Arena-Rockbands zurückgriffen, vor allem Boston. Hier aber lautete die Devise vielmehr, die Intensität und die Spontaneität – die schiere Rohheit – einer Liveshow von Van Halen einzufangen. Insofern wurde über kleinere Fehler nicht nur hinweggesehen, nein, sie waren sogar durchaus willkommen. Nachdem das Album fertiggestellt war, wurde es etliche Monate zurückgehalten, während Warner eine Marketing-Kampagne anleierte und eine Veröffentlichungsstrategie ausknobelte. Van Halen begaben sich zwischenzeitlich auf Tour, um eine Fanbase aufzubauen, obwohl sie bis dahin noch nicht einmal ein Album am Start hatten.

      Bis ich mich an jenem Tag mit Carl Scott traf, war mir dies alles unbekannt gewesen. Schließlich war ich ja mit den Pistols unterwegs. Es ist erstaunlich, wie sehr die Welt zusammenschnurrt, wenn man mit einer Band auf Tour ist. Deine ganze Existenz dreht sich um die Bedürfnisse, Wünsche und Verpflichtungen einer kleinen Handvoll Musiker und Konzertveranstalter. Nichts sonst zählt. Was Musik betrifft, so kennst du die Setlist deiner Band und vielleicht noch die der Vorgruppe. Ansonsten? Funkstille. Das beschränkte sich ja nicht nur auf Van Halen. Ich wusste schließlich nicht einmal, wer Fleetwood Mac waren, und zu jener Zeit handelte es sich dabei um die angesagteste Gruppe der Welt. Ganz egal, denn mein Fokus lag auf der Band, für die ich arbeitete, und sonst auf niemandem.

      Carl und ich hatten im Lauf der Jahre bereits eine Reihe von Projekten gemeinsam betreut. Während manche erfolgreicher als andere verliefen, hatte keines davon jedoch einen Superstar hervorgebracht. Dennoch liebte ich meine Arbeit. Ich genoss es, Touren zu organisieren, Bands voranzubringen und mit Veranstaltern zu arbeiten. In diesen Jahren lernte ich unglaublich viel über sämtliche Facetten der Musikbranche. Das meiste davon erfuhr ich entweder direkt von Carl Scott oder durch die Gelegenheiten, die er mir eröffnete. Obwohl ich inzwischen eine skeptische Fassade um mich herum hochgezogen hatte, was angesichts der zerplatzten Träume so vieler Bands wohl keine große Überraschung war, fühlte ich mich bereit, auf jedem Schiff anzuheuern, auf dem Carl als Kapitän das Sagen hatte. An jenem Tag in Carls Büro – und das hört sich eventuell schockierend an – bat ich nicht darum, das Demo hören zu dürfen. Mir war scheißegal, wie die Band klang. Carl zufolge waren diese Typen großartig, und mehr musste ich nicht wissen. Vor allem, wenn er mich als ihren Tourmanager engagieren wollte. Ich vertraute seiner Meinung.

      Außerdem war dies eine Beförderung, die ich so nicht erwartet hatte, als ich da in Carls Büro saß. Ich wusste nur, dass er auf Gewinnertypen abfuhr und er überdurchschnittlich viel Vertrauen in diese vier jungen Herren aus Pasadena setzte. Eigentlich, so kam es mir vor, als Carl gar nicht mehr aufhörte, von ihnen zu schwärmen, schienen Van


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