Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Extra Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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niemand zu der Patientin, auch die Verwandten nicht, bis sie ansprechbar ist und es selbst verlangt.«

      »Dr. Marten hat schon angerufen, wann er dich sprechen kann«, sagte Jenny.

      »Hast du ihm einen Termin gegeben?«

      »Er hat es sehr dringend gemacht. Er kommt um elf Uhr.« Jenny sah ihren Mann fragend an, aber er nickte.

      »Er ist schließlich ihr Anwalt und ein Freund des Hauses«, meinte er nur. »Ich gehe jetzt zu ihr.«

      Er hatte nicht gelesen, was da gedruckt stand. Niemand wußte seit drei Monaten über Cordula Bürgner besser Bescheid als er. Daß sie überhaupt noch lebte, verdankte die junge Frau ihm.

      Vor drei Monaten hatten andere Schlagzeilen über sie und den schweren Unfall berichtet, der das Leben des bekannten Fernsehstars verändern sollte. Sie hatte mit ihrem Mann, dem Fabrikanten Thomas Bürgner, und ihrem dreijährigen Sohn Ulrich einen Skiurlaub in der Schweiz verbracht. In ihrer Privatmaschine, die von Thomas Bürgner selbst geflogen wurde, hatten sie den Rückflug angetreten. Wegen eines Motorschadens, der noch immer Rätselraten verursachte, hatte die Maschine notlanden müssen, aber es war eine Bruchlandung geworden, bei der das Ehepaar schwerste Verletzungen erlitten hatte. Der kleine Ulrich war wie durch ein Wunder mit leichteren Verletzungen davongekommen.

      Thomas Bürgner war noch am selben Tag gestorben, Cordulas Leben in der Behnisch-Klinik gerettet worden, aber sie lag seither im Koma. Die Verletzungen, so schwer sie auch waren, heilten, ihr Herz hielt allen Belastungen stand. Sie wurde künstlich ernährt, es wurde alles für sie getan, was ärztliche Kunst und Medikamente vollbringen konnten. Dr. Behnisch gab die Hoffnung nicht auf.

      Sein Einsatz sollte belohnt werden!

      Vor zwei Tagen hatte Cordula Bürgner die Augen aufgeschlagen. Sie hatte ihn angesehen und wohl auch erkannt, aber es war noch kein Laut über ihre Lippen gekommen, nur ein leises, schmerzvolles Stöhnen. Dr. Behnisch wußte, daß man ganz behutsam vorgehen mußte, denn ein neuer Schock konnte alles bisher Erreichte zunichte machen.

      Er war erzürnt, daß die Öffentlichkeit schon informiert worden war, und Schwester Nora sah es ihm an, daß er gereizt war. Natürlich hatte sie die Zeitung auch schon gelesen.

      »Wer hat wohl geschwätzt?« fragte Dieter Behnisch streng.

      »Ich weiß es nicht, von uns will es niemand gewesen sein. Aber eine unbedachte Äußerung kann Wellen schlagen. Gestern haben wir Frau Lang am Blinddarm operiert. Ihr Mann ist bei der Zeitung.«

      »Bei dieser Zeitung nicht, und er wird der Konkurrenz keine Informationen geben«, sagte Dieter Behnisch nachdenklich. »Aber wie ist es mit Lernschwester Ulla? Sie ist doch so eine kleine Wichtigtuerin.«

      »Ich werde sie mal ins Gebet nehmen«, erklärte Schwester Nora.

      »Jetzt ist nichts mehr zu ändern. Jedenfalls wird niemand zu der Patientin gelassen! Und ich will nicht gestört werden, solange ich bei ihr bin.«

      Cordula lag mit geschlossenen Augen im Bett, aber als Dr. Behnisch nach ihrer Hand griff, hoben sich langsam ihre Lider.

      »Wir kennen uns, Frau Bürgner«, sagte er. »Sie hatten einen Unfall.«

      Sie schloß die Augen und öffnete sie wieder, was wohl ein Nicken, das ihr nicht möglich war, ersetzen sollte.

      Ein kläglicher Laut kam über ihre Lippen. Als »Ja« konnte man es nicht deuten, aber es war die Bestätigung, daß sie nicht reden konnte. Es stimmte ihn besorgt. Aber hören konnte sie anscheinend. Er wollte die Bestätigung haben.

      »Sie können mich verstehen, Frau Bürgner? Schließen Sie wieder kurz die Augen, und wenn Sie etwas nicht verstehen, tippen Sie auf meine Hand.«

      Sie verstand ihn, aber ihrem gequälten Blick entnahm er, daß sie auch Fragen stellen wollte. Erfreulich war, daß ihre Gehirnzellen arbeiteten. Ihr Zeigefinger zeichnete jetzt ein »U« auf die Bettdecke. U für Ulrich… so deutete er es.

      »Ihrem Sohn geht es gut. Er befindet sich bei Ihrer Schwester.«

      Ihm schien es, als wäre sie erschrocken, und sie wurde auch unruhig. Was das bedeuten sollte, konnte er sich nicht erklären, aber dann kam es ihm in den Sinn, daß sie ja noch gar nicht wußte, daß ihr Mann tot war. Dr. Behnisch befand sich jetzt in einem Zwiespalt.

      »Erinnern Sie sich an den Unfall?« fragte er. Sie bewegte leicht verneinend den Kopf, das ging wohl leichter als das Nicken.

      »Das Flugzeug mußte notlanden, aber es ging zu Bruch.« Ihre Augen weiteten sich. Ihre Finger preßten sich in seinen Handrücken.

      »Ulrich erlitt nur leichtere Verletzungen«, erklärte Dr. Behnisch stockend. »Ihr Mann hat nicht überlebt.«

      Sie sah ihn jetzt mit einem Blick an, der Bände sprach, aber nicht von Schmerz und Trauer. Das berührte ihn seltsam.

      Er ergriff jetzt ihre beiden Hände, in denen noch nicht viel Leben war, aber sie bebten jetzt.

      »Ihr Zustand wird sich durch eine besondere Therapie weiterhin bessern, Frau Bürgner. Sie werden sicher auch bald sprechen können. Sicher wollen Sie Ihren Sohn sehen.«

      Sie schloß die Augen, und nun kamen Tränen. Dr. Behnisch tupfte sie behutsam ab.

      »Ich werde dafür sorgen, daß er Sie in ein paar Tagen besucht. Er befindet sich jetzt in Garmisch bei Ihren Verwandten.«

      Ein trockenes Schluchzen schüttelte sie, und ihm wurde bange.

      »Sie dürfen sich jetzt nicht aufregen, Frau Bürgner. Je schneller Sie gesund werden, desto eher werden Sie wieder mit Ihrem Kind zusammen sein. Sie müssen jetzt mithelfen. Sie können es!«

      Da nickte sie, als wolle sie beweisen, daß sie nicht resignierte.

      *

      Schwester Nora setzte sich dann zu Cordula ans Bett, bis diese ruhig schlief. Sie bekam jetzt besondere Injektionen, die ihre Widerstandskraft stärken sollten. Sie zeigten bei ihr eine fantastische Wirkung. Dr. Behnisch rechnete es ihnen zu, daß Cordula aus dem Koma erwacht war. Aber was bedeutete die Angst, die in ihren Augen zu lesen gewesen war? Angst um ihr Kind? Glaubte sie es nicht, daß Ulrich lebte?

      Dr. Behnisch war jetzt froh, daß Dr. Marten sich angemeldet hatte. Er beschloß, sich für ihn Zeit zu nehmen. Er nahm an, daß Dr. Marten Cordula besser kannte als sonst jemand. Er hatte sich auch laufend nach ihrem Befinden erkundigt, während Joana Heeren ihre Schwester anscheinend schon abgeschrieben hatte. Bei ihr lebte Ulrich. Sie selbst hatte keine Kinder und war mit einem Gastronom verheiratet.

      Bisher hatte sich Dr. Behnisch um die Familienverhältnisse der schönen Schauspielerin keine Gedanken gemacht, aber jetzt ging ihm manches durch den Sinn.

      Auf die Nachricht vom Tod ihres Mannes hatte Cordula starr reagiert. Es schien ihr auch nicht zu behagen, daß ihr Sohn jetzt bei ihrer Schwester lebte.

      Dr. Behnisch hatte viel Lebenserfahrung, und er war ein guter Psychologe. Er konnte in den Gesichtern seiner Patienten lesen. Das mußte er auch können, denn viele verschlossen Schmerz und Kummer in sich und gefährdeten so ihre Genesung. Er machte jetzt seine Visite und konnte feststellen, daß Lisa Lang sich schon wieder erholt hatte von der Operation und viel unternehmungslustiger war, als sie eigentlich sein sollte.

      Sie hatte ein Einzelzimmer. Mit ihr konnte er sich unterhalten. Sie hatte auch etwas auf dem Herzen.

      Sie hatte nämlich auch die Schlagzeilen gelesen. »Ich möchte wissen, wie das so schnell publik werden konnte«, sagte sie. »Zu der Zeitung haben Sie gewiß keine Verbindung, Herr Doktor, oder?«

      »Ich bin sehr verärgert«, gab er zu, »aber ich weiß nicht, wo die undichte Stelle ist.«

      »Frau Frankl vielleicht? Sie liegt noch hier. Mein Mann hat es mir gesagt. Er hat ihren Schwager in der Halle getroffen, und der verkauft alles, was er nur in die Ohren kriegt. Aus zwei Worten macht er gleich eine wilde Story.«

      »Danke für den Hinweis, aber jetzt ist es nun mal


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