Raumkrieger im Wurmloch: 6 Science Fiction Abenteuer auf 1660 Seiten. Mara Laue

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      "Ein Standpunkt, den ich nie verstehen konnte", gestand Kurt Farmoon.

      Acondo zuckte die Achseln.

      "Sie wissen ja auch, dass wir demnächst Wahlen haben. Da kann alles mögliche geschehen."

      Inzwischen fuhr Faso mit seinen Erläuterungen fort. "Wir werden Sie in dem namenlosen Nachbarsystem absetzen und dort auf Ihren Hyperfunkspruch warten."

      "Vorausgesetzt, Sie schaffen es und wir müssen Sie nicht eine Woche später irgendwo auf der Oberfläche von Eldorado aufsammeln", ergänzte Major Acondo.

      Kurt grinste. "Darauf können Sie Gift nehmen!", versprach er.

      *

      Gut 1900 Lichtjahre hatte die CALLISTO hinter sich, als sie aus dem Hyperraum ins Normaluniversum zurückkehrte. Die namenlose Sonne vom G-Typ war das angemessene Ziel der letzten Transition gewesen. Sie trug in den Einsatzplänen die Bezeichnung AX-4321 und besaß insgesamt fünf Planeten. Es handelte sich sämtlich um Gasriesen. Zwischen dem zweiten und dritten Planeten gab es einen breiten Asteroiden-Gürtel. Einige größere Objekte aus diesem Gürtel waren vielleicht Trümmer eines sechsten Planeten, der durch die Gravitationskräfte seiner Nachbarn zerrissen worden war.

      Kurt Farmoon begab sich an Bord des Absetzers.

      Der X-Space JUMPER ZERO startete und verließ den Hangar der CALLISTO.

      Wladimir Krylenko hatte an Bord des Absetzers wieder die Pilotenfunktion inne.

      Major Acondo meldete sich über Funk.

      "Ich wünsche Ihnen viel Glück, Farmoon", meinte er.

      "Danke, das werden wir brauchen!", erwiderte Kurt.

      "Wir sehen uns auf Eldorado. So oder so."

      Kurt und Wladimir grinsten sich an.

      "So oder so", bestätigte Kurt.

      Die Verbindung wurde unterbrochen. Auf den Ortungsanzeigen des Absetzers war zu sehen, dass die CALLISTO ihre Impulstriebwerke startete.

      Acondos Mannschaft war offenbar dabei, den 400-m-Raumer in ein stabiles Orbit um AX-4321 zu bringen.

      André Souan, der die Ortungsanzeigen bediente, meldete sich zu Wort. "Eine Woche um eine namenlose Sonne kreisen, deren Planeten nichts weiter als große Gasblasen sind. Unsere Kollegen von der CALLISTO sind um ihren Job wirklich nicht zu beneiden."

      Wladimir lachte.

      "Du meinst, wir haben den interessanteren Job erwischt!", meinte er.

      "Na, würdest du vielleicht tauschen wollen, Wladimir?", fragte Kurt.

      "Um keinen Preis!", gab der Russe zurück.

      Wenige Augenblicke später gab Kurt den Befehl zu einer kompletten Überprüfung der Systeme.

      "Alles in Ordnung mit unserem Vogel", meldete Wladimir schließlich.

      "Wir nehmen mit Magnetantrieb Kurs auf den Rand dieses Sonnensystems", bestimmte Kurt. "Sobald die Feldstärke des solaren Magnetfeldes von AX-4321 bei 30% der mittleren Stärke liegt, werden wir den "X-Space"-Effekt benutzen."

      "Maximale Geschwindigkeit mit dem Magnetantrieb?", fragte Wladimir.

      Kurt bestätigte dies. "Maximale Geschwindigkeit."

      Die Reise bis zum Rand des AX-4321-Systems dauerte mehrere Stunden. Im Inneren des X-Space JUMPER ZERO herrschten beengte Verhältnisse. Für die 40 Mann, die zu Kurt Farmoons Zug gehörten, und ihre Ausrüstung, war nur das Nötigste an Platz vorhanden. Aber die Gardisten waren daran gewöhnt. Schließlich war dies nicht ihr erster Einsatz. Der einzige Unterschied bestand darin, dass diesmal ein neuartiger Antrieb mit geradezu phantastischen Tarnungsmöglichkeiten benutzt wurde. Ansonsten glich der Absetzer seinen konventionellen Vorgängern bis aufs Detail.

      Die Stunde bis zum Erreichen jener Zone, in der das Magnetfeld von AX-4321 nicht mehr die Aktivierung des "X-Space"-Effekt-Antriebs verhinderte, nutzte Kurt Farmoon damit, sich mit Hilfe des Bord-Kristallsensors noch einmal gründlich in das vorhandene Datenmaterial über Eldorado und das Boulanger-System zu vertiefen. Erst vor einem halben Jahr war das Boulanger-System von dem Erkundungsschiff GEMINI unter dem Kommando von Kapitän Albert Boulanger entdeckt worden. Boulanger und seiner Crew war gleich der Rohstoffreichtum auf dem dritten, erdähnlichen Planeten aufgefallen, der daraufhin Eldorado getauft worden war, nach dem legendären Goldland der Indios, das die spanischen Eroberer in der neuen Welt gesucht und nie wirklich gefunden hatten.

      Gold hatte im Jahr 2959 seine ehemals überragende Bedeutung als wertbeständigstes Handelsgut längst eingebüßt.

      Inzwischen waren es längst andere Rohstoffe, die zur Triebfeder menschlichen Handelns geworden waren und in den nächsten Monaten und Jahren dafür sorgen würden, dass Tausende von wagemutigen Siedlern ins Boulanger-System aufbrachen.

      Tirifotium zum Beispiel, das für alle Raumschiffe, die auf Alienwandler-Technik basierten, unerlässlich war.

      Erste Untersuchungen legten den Schluss nahe, dass Eldorado davon große Vorkommen besaß, die darüber hinaus auch noch leicht abzubauen waren.

      Aber noch war es nicht so weit.

      Noch gab es nur einen einsamen terranischen Vorposten und ein paar Dutzend Rekruten der Raumgarde, die in den ausgedehnten Waldgebieten des Planeten ihr Überlebenstraining absolvierten.

      Verglichen mit der Erde hatte Eldorado ein etwas wärmeres Klima. An den Polen herrschte gemäßigtes Klima. Es gab keine Eiskappen. Die Subtropen reichten dementsprechend in verhältnismäßig hohe Breitengrade hinein, während die Äquatorzone aus einem Gürtel heißer Wüstenregionen bestand.

      Kurt Farmoon aktivierte eine Drei-D-Projektion der Planetenoberfläche.

      Deutlich waren die blaugrün schimmernden Meere erkennbar. Auf Eldorado existierte kein zusammenhängender Ozean. Bei den Meeren handelte es sich um gewaltige Binnenseen, deren Salzgehalt sehr unterschiedlich war, wohingegen die gesamte planetare Landmasse einen einzigen, zusammenhängenden Kontinent bildete.

      Die Position des terranischen Vorpostens, der die Erschließung der Bodenschätze vorbereiten sollte, war mit einer roten Marke gekennzeichnet. Er lag auf der Nordhalbkugel in einer subtropisch geprägten Zone. In der Nähe lag die Küste des sogenannten Großen Meeres, dem größten auf Eldorado existierenden Binnengewässer. Das Große Meer zog sich auf einer Breite von tausend Kilometern bis weit über den Äquator. Etwas weiter westlich lag das sogenannte Mittlere Meer, dessen Form einem Oval entsprach und das nur etwa halb so groß war wie das Große Meer. Die Wasserfärbung unterschied sich deutlich. Das Mittlere Meer wies einen deutlich stärkeren Grünstich auf und teilte diese Eigenschaft mit dem Kleinen Meer, dem Sichelmeer und dem Langen Meer, das sich auf der Südhalbkugel wie ein Graben vom Äquator bis in die Polregion zog.

      "Glücklicherweise lag unser Einsatzgebiet durch die Lage des Vorpostens fest", meldete sich André Souan zu Wort. Er grinste. "Andernfalls hätte uns vielleicht ein Aufenthalt in einer dieser höllischen Wüsten blühen können!"

      Kurt zuckte die Achseln.

      "Das hätte noch eine weitere Schwierigkeit in dieser Übung bedeutet", meinte er.

      Wladimir lachte. "Wäre vielleicht gar nicht schlecht gewesen!", fand der Russe.

      André Souan sah ihn erstaunt an.

      "Wieso?"

      Wladimir hob die Augenbrauen.

      "Na, das wird jetzt eine Spazierfahrt für uns. Wir fliegen unsichtbar in das Boulanger-System ein, landen in der Nähe des Vorpostens und erobern den Hypersender. Unsere Gegner haben doch gegen uns gar keine Chance!"

      "Unter Selbstüberschätzung leidest du wohl überhaupt nicht, was?", gab André kopfschüttelnd zurück.


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