Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun

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von einer Kuppel gekrönte klas­si­zis­tische Rathaus wurde 1769-79 als Bör­se er­baut. Auch nachdem die Stadt­ver­waltung 1995 an den Wood Quay um­zog, tagt in der City Hall weiterhin an jedem ersten Montag im Monat die Ver­sammlung der Stadt­verordneten. Im Kel­lergewölbe erzählt eine mul­ti­me­dia­le Ausstellung The Story of the Capital, al­so die Stadt­geschichte, mit Hilfe von Co­m­pu­ter­ani­ma­tio­nen, Fil­men, nach­ge­stellten Szenen und anhand von Ex­po­naten wie etwa dem ersten Stadt­sie­gel oder der Amtskette des Bür­ger­meis­ters. Den Aufbau der Aus­stellung fan­den wir etwas verwirrend. Ab­schlie­ßend geht es hoch in die Ein­gangs­halle mit ih­rer prächtigen Kuppel und einem Bo­denmosaik, das das Stadt­wappen zeigt.

      ♦ Mo-Sa 10-17.15 Uhr; Einlass bis 15.45 Uhr. Ein­tritt frei. www.dublincity.ie/dublincityhall.

      Das Castle, mehr Schloss als Burg, thront auf dem Cork Hill gerade 200 m süd­lich der Liffey. In den drei In­nen­hö­fen sieht sich der Besucher einem bun­ten Stil­pot­pour­ri gegenüber: Von der al­ten Normannenburg (1202-1258) ist noch der Record To­wer er­hal­ten. Ber­min­gham Tower (1411), lan­ge das Ver­lies der Burg, bekam im 18. Jh. ein neu­es Gesicht. Die Moderne ist mit dem un­ansehnlichen Bau des Fi­nanz­amtes ver­treten, und die neo­gotische Royal Chapel scheint der Fan­tasie eines Zu­cker­bäckers ent­sprungen. In der Ko­lon­ial­zeit war das Schloss Amtssitz der bri­ti­schen Gou­ver­neure und Vi­ze­kö­ni­ge, heute be­her­bergt es alle möglichen Äm­ter und Be­hör­den. Die re­prä­sen­ta­ti­ven State Apart­ments (auf der Südseite des mitt­le­ren Ho­fes) kommen wei­te­r­hin bei Staatsempfängen zu Ehren, sind im Rahmen von Füh­rungen aber auch ge­wöhnlichen Menschen zu­gäng­lich. In der Eingangshalle rekon­s­tru­ie­ren Schautafeln die Ent­wick­lung der Burg, die Führungen bringen den Be­su­cher auch in ein Kellergewölbe mit Res­ten von Befestigungsanlagen aus der Wi­kin­ger­zeit. Unter der Royal Cha­pel ehrt das etwas skurrile Revenue Mu­se­um die Arbeit der Finanz- und Zoll­ver­wal­tung. Am Tor der Dame Street gibt es noch ein „Visitor Centre“, das aus Ca­feteria, einem Souvenirshop und groß­zügig dimen­sio­nierten Toiletten be­steht - die der Mensch manchmal drin­g­en­der benötigt als die Kultur.

      ♦ State Apartments: Tägl. 10-17.45 Uhr, Ein­lass bis 17.15 Uhr. Eintritt 8 €, mit Führung 12 €. www.dublincastle.ie.

Dublin Castle mit Bermingham Tower und Royal Chapel

      Dublin Castle mit Bermingham Tower und Royal Chapel

      Durch den Garten des Dublin Castle kommt man in die renommierte orien­ta­lische Kunstsammlung des 1968 ver­stor­be­nen Bergbaumagnaten Alfred Ches­ter Beatty. Nur ein Bruchteil der per­sischen und türkischen Miniaturen, Pa­pyri, japanischen Holz­drucke und chi­nesischen Vasen wird ausgestellt. Die Bi­bliothek genießt unter Fach­leu­ten Weltruf, die Ausstellung gewann 2002 den Eu­ro­päischen Mu­seums­preis. Der erste Stock zeigt unter dem Motto „künstlerische Tra­ditionen“ christ­li­che und islamische Buchkunst. In der fern­öst­lichen Abteilung ist das Thema wei­ter ge­fasst, hier sehen wir auch chi­ne­si­sche Schnupftabakdosen und ja­pa­ni­sche Sa­mu­rai­schwer­ter. Im zweiten Stock geht es um die Religionen und ihre heiligen Bücher.

      ♦ Mo-Fr 10-17 Uhr (Nov.-Febr. Mo geschl.), Sa 11-17, So 13-17 Uhr. Eintritt frei. Führun­gen Mi 13, So 15 und 16 Uhr. Eingang Dame St oder Ship St, www.cbl.ie.

Buchkunst in der Chester Beatty Library

      Buchkunst in der Chester Beatty Library

      Warum hat der Normannenbischof Comyn, als er 1191 den Grundstein für eine neue, von der altirischen Christ Church unabhängige Kathedrale legte, da­für einen so ungünstigen Bauplatz wie das Sumpfland am heute ka­na­li­sier­ten Poddle aus­ge­wählt? Das Grund­was­ser stand hier so hoch, dass für Ir­lands größte Kirche be­son­ders schwere Fun­damente notwendig waren. Der Ort muss dem Bischof so wichtig ge­wesen sein, dass er die Bedenken seiner Bau­meis­ter in den Wind schlug und auch auf eine Krypta verzichtete.

      Der Legende nach hatte hier bereits St Pat­rick eine Kapelle und taufte die Men­schen mit dem Wasser einer hei­li­gen Quelle. Der 1254 völlig um­ge­stal­te­te und 1864 nochmals umgekrempelte Bau stand zunächst unter einem un­glück­li­chen Stern: Ein Turm stürzte ein, auf­ge­brach­te Bürger zündeten die Kir­che an, Crom­well be­nutzte das Got­tes­haus als Pfer­destall, Jakob II. als Ka­ser­ne.

      Innen ist die Kirche mit den klaren Pro­por­tionen eines lateinischen Kreu­zes sehr viel ele­ganter, als sie äußerlich ver­spricht. Der Stein von Patricks Quel­le liegt in der Nord­west­ecke neben dem Auf­gang zum Turm. Die Dau­er­aus­stel­lung „Living Sto­nes“ re­ka­pi­tu­liert die Ge­schichte des Gotteshauses und wid­met sich auch aus­führ­lich dem be­rühm­tes­ten Domherren, Jonathan Swift. Mit seiner wohl stets nur pla­to­ni­schen Gelieb­ten Esther („Stella“) John­s­on fand er gleich neben dem Haupt­ein­gang seine letz­te Ruhe­stätte. Das zwei­te, auf­fäl­li­ge­re Grabmal (1632) am Ein­gang zeigt Richard Boy­le, den Earl of Cork, nebst Frau und elf seiner Kin­der. Der kleine Di­cke in der Mitte der un­teren Reihe ist Ro­bert Boyle (1627-91), Phy­si­ker und Ent­de­cker des Boyle-Ma­riotteschen Ge­set­zes vom Zu­sam­men­hang zwi­schen Druck und Aus­deh­nung von Ga­sen. Das Monument stand zu­nächst ne­ben dem Hauptal­tar, doch der Vizekönig Thomas Wentworth fand es schon 1633 un­zu­mut­bar, sich vor dem Earl, seiner Frau und be­son­ders „den Nymp­hen von Töch­tern, mit schul­ter­lang­em, offenem Haar“ nie­der­zu­knien, die ihn offenbar vom Ge­bet ab­lenk­ten. Der gekränkte Earl of Cork ar­bei­tete da­rauf­hin am Sturz des Vize­kö­nigs und brach­te ihn schließlich aufs Schafott.

      ♦ März-Okt. Mo-Fr 9-17, Sa 9-18, So 9-10.30, 12.30-14.30 und 16.30-18 Uhr. Nov.-Febr. Mo-Sa 9-17, So 9-10.30 und 12.30-14.30 Uhr. Ein­tritt 8 €. Buslinien 27, 54 A, 77 A, 150, 151 via Haw­kins St. www.stpatrickscathedral.ie.

      Die von Erzbischof Narcissus Marsh 1707 eröffnete Bibliothek ist die älteste öf­fent­li­che Bücherei Irlands und seit den Gründerjahren kaum verändert. Swift arbeitete hier oft, einige Bücher tra­gen noch seine Randbemerkungen, auch Joyce las in den al­ten Schätzen. In den dunklen Eichenholzregalen ruhen zwar nur 25.000 Bände, diese wurden je­doch fast alle im 17. Jh. oder noch frü­her gedruckt. Wertvollster Schatz ist eine Cicero-Ausgabe von 1472. Bü­cher­klau gab es wohl schon damals. Wie sonst ist zu erklären, dass die Benutzer von besonders seltenen und wertvollen Ma­nuskripten während der Arbeit in drei Nischen eingeschlossen wurden?

      ♦ Di-Sa 10.30-16.30 Uhr. Eintritt 5 €. Buslinien wie St Patrick’s Ca­thedral. St Patrick’s Close. www.marshlibrary.ie.

      Kein Museum, sondern eine hoch­mo­der­ne Whiskey-Brennerei, in der nach lang­er Pause im Dubliner Stadtgebiet wie­der Whiskey gebrannt wird. Den Stand­ort am Newmarket haben die Tee­ling-Brüder bewusst gewählt, ar­bei­te­ten dereinst im „Gol­den Triangle“ der Li­berties doch zwei Dutzend Bren­ne­rei­en. Auf der Führung wer­den die Be­su­cher in die Geheimnisse der Whis­key-Her­stellung eingeweiht, se­hen in den Gär­bottichen die Hefebakterien bei der Ar­beit und wie das Le­bens­wasser durch die imposanten Kupferbirnen „Alison“, „Natalie“ und „Rebecca“ spru­delt. Wer auf den Geschmack ge­kom­men


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