Irland Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralph Raymond Braun

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uns Ex­pe­ri­men­te aus­führen und führen uns, etwa mit Sin­nestäuschungen, auch mal an der Na­se herum. Vor allem na­tur­wis­sen­schaft­lich interessierte Jugendliche und jun­ge Erwachsene kommen hier auf ihre Kosten. Vor Ort gibt es auch ein Café und einen Laden mit Spielen, Werk­zeugen und Büchern über Wi­s­sen­schaft und Kunst.

      ♦ Di-So 12-20 Uhr. Eintritt frei. Naughton Ins­ti­tu­te, Trinity College, Pea­rse St, www.dublin.sciencegallery.com.

      Mehr noch als im College wurde auf der an­deren Straßenseite in dem massiven Ge­bäu­de der Bank of Ireland Ge­schich­te gemacht. Es entstand 1729-39 nach ei­nem Entwurf von Edward Pearce als Par­lament der irisch-anglikanischen Land­lords, die sich als eine eigene „Na­tion“ unter Schirmherrschaft der bri­ti­schen Krone ver­stan­den, lange bevor es das Commonwealth gab. Der re­bel­li­sche Geist war jedoch nicht von Dauer. Mit dem Act of Union löste sich das Par­lament selbst auf, 1803 wurde das Ge­bäude mit der Maßgabe an die Bank of Ireland ver­kauft, es so um­zu­bauen, dass es für große Ver­samm­lun­gen und De­batten nicht mehr zu ge­brau­chen wä­re. Kon­sequenterweise mach­te das neue Parlament nach dem Ersten Welt­k­rieg der Bank ihren Besitz nicht mehr strei­tig, sondern zog in das Leinster House.

      Nach Pearce modellierten noch drei an­dere Architekten den klassizist­i­schen Tem­pel, seinen letzten Schliff er­hielt er erst, als die Bank eingezogen war. In der Schal­ter­halle mit ihrem ge­dämpf­ten Gemurmel erinnert nichts da­ran, dass hier einst die Re­de­schlach­ten tobten. Erhalten blieb jedoch der Saal des Ober­hauses mit seiner Holz­tä­fe­lung aus dunkler Eiche, einem kost­ba­ren Kris­tallleuchter aus der Ma­nu­fak­tur von Waterford und zwei monu­men­talen, 1733 vollendeten Wand­tep­pi­chen. Die­se vermutlich von einem flä­mi­schen Weber gefertigten Ta­pis­se­rien gel­ten als Meis­terwerke und zei­gen vor dem Hintergrund einer na­tur­ge­treuen Land­schaft Sze­nen der Schlacht am Boyne und der Ver­tei­di­gung Derrys.

      ♦ Diskret, wie Geldinstitute sind, macht auch die Bank of Ireland um das Juwel des Hou­se of Lords nicht viel Aufhebens. Doch wäh­rend der üb­lichen Geschäftszeiten (Mo-Fr 10-16, Do 10-17 Uhr) kann man ei­nen Blick ins House of Lords werfen - vom Hof aus gesehen rechter Ein­gang. An­mel­dung beim Portier. Führungen Di 10.30 und 12.30 Uhr.

      Die Ausstellung „Listen Now Again“, ein Partnerprojekt zwischen Na­tio­nal­bib­liothek, Kulturministerium und der Bank of Ireland, stellt uns Leben und Werk des Nobelpreisträgers Seamus Heaney vor. Am Eingang grüßt eine papierne Skulptur, die sich in fliegende Vögel verwandelt. Viel­leicht eine Anspielung auf „Die Amsel von Glanmore“, eines von Heaneys be­kann­testen Gedichten. Wir sehen Ori­gi­nal­manuskripte, Briefe, Tage­buch­ein­trä­ge und Fotografien; dazu persönliche Ge­genstände, wie zum Beispiel den Schrei­b­tisch, an dem Seamus Heaney im Dachgeschoss der Familie in San­dy­mount schrieb. Animationen und Touch­screens illustrieren den Schaf­fens­prozess des Poeten, Klänge und tak­tile Erfahrungen lassen sich nach­em­pfinden. Auf einer Wand können wir uns selbst als Dichter versuchen.

      ♦ Mo-Sa 10-16 Uhr, Einlass bis 15.30 Uhr. Ein­tritt frei. Westmoreland St, www.nli.ie → exhibitions.

      Hier treffen sich Politiker, Popstars und Päps­te mit Monstern und Sa­gen­ge­stal­ten, hier mischt sich Kult mit Kitsch. End­lich hat Dublin wieder ein Wachs­fi­gu­renmu­seum! Sein Vorgänger muss­te schlie­ßen, doch einige Figuren über­leb­ten in einem La­gerhaus. Andere wie der fie­se Gollum aus Herr der Ringe oder das mör­derische Ge­nie Hannibal Lec­ter ver­schwanden bei einem spek­ta­ku­lären Ein­bruch.

      Hannibal wurde durch ein Double er­setzt und ist nun zusammen mit dem Mons­ter Frankenstein, das sich, von Sen­soren gesteuert, sogar bewegen kann, Star in der Chamber of Horrors (Kam­mer des Schreckens). An eher zart besaitete Gemüter und klei­ne Kin­der richtet sich die World of Fairy­ta­les (Welt der Märchen), wo wir et­wa Ala­dins Wunderlampe sehen. Im Raum der kel­tischen Mythen treffen wir den Krie­ger Cuchulain und den künf­ti­gen Hel­den Fi­onn mac Cumhaill, wie er ge­rade nach dem riesenhaften Lachs der Weis­heit (sal­mon of wisdom) greift, der ihn zum Anführer der He­roen ma­chen wird.

      Doch zurück auf Los! Den Auftakt macht Albert Einstein als Lehrer vor dem Periodensystem, nun ja, für un­ser­ei­nen sind Physik und Chemie glei­cher­maßen schwer zu verstehen. Dann ein bellender Dinosaurier, zum Glück ein Gummitier, wer’s zwickt, hat also nichts zu befürchten. In der Hall of Me­ga­stars treffen wir Donald Trump oder Phil Lynott, dann Irlands berühmte Dich­ter beim Bier.

      Im katholischen Irland dürfen auch re­li­giöse Themen nicht fehlen. Ein Papst winkt uns fröhlich zu. Keine Wachs­replik, son­dern ein Origi­nal ist das Papamobil, mit dem Johan­nes Paul II. bei seinem Besuch 1979 durch Dub­lin fuhr. Künftig soll das päpstliche Fahr­zeug auf Werbetour für das Mu­se­um gehen.

      ♦ Tägl. 10-19 Uhr, Einlass bis 18 Uhr. Eintritt 16,50 €. 22 Westmoreland St, www.waxmuseumplus.ie.

      Vor der Kirche in der Suffolk Street ge­denkt eine Skulptur der in einem Volks­lied ge­feierten Molly Malone, eine ver­mutlich 1734 verstorbene Fisch­ver­käu­ferin. Ihre aus dem knappen De­kolle­té quellenden Brüste und der Spitz­name „tart with a cart“ spie­len auf Mollys eigentlichen Broterwerb als Sex­arbeiterin an.

      Zwischen dem College und Stephen’s Green sind außer den Einkaufsstraßen Graf­ton und Dawson Street vor allem die georgianischen Ensembles um den Merrion Squa­re und in der Fitzwilliam Street sehenswert. Mansion House (1710) in der Daw­son Street, in dem sich 1919 das irische Parlament zu sei­ner ersten Sitzung traf, war lange die Re­sidenz des Dubliner Bürgermeisters. Die Ziegelfassade ver­birgt sich hinter einer Putz­schicht - man sieht dem Haus nicht an, dass es eines der äl­tes­ten im Quartier ist. In der Molesworth Street, die die Dawson mit der Kildare Street verbindet, residiert hin­ter grau­en Sand­steinmauern die Großloge der iri­schen Freimaurer, eine über­wie­gend pro­testantische Einrichtung, die nicht ohne Ein­fluss auf die nordirische Po­li­tik ist.

      In dem 1745 als Palais des Herzogs von Leins­ter errichteten Gebäude tagen seit 1925 die beiden Kammern des irischen Par­laments. Zur Kildare Street zeigt sich Leins­ter House als ein typisches Stadt­haus, während es zum Merrion Square hin eher an ein Landschloss er­in­nert. Bald nach dem Leinster House hat Richard Cas­sels das Rotunda Hos­pi­tal auf der North Side nach dem glei­chen Konzept ge­baut.

      Seit 1890 wird das Schloss an der Kil­dare Street-Seite von den Rund­bau­ten des Na­tio­nal­museums und der Na­tio­nalbibliothek flankiert - ob das En­sem­ble har­mo­nisch wirkt, sei da­hin­ge­stellt. Die Bücherschätze der National Library können sich mit denen des Tri­nity College nicht messen. Joyce sie­del­te im Lesesaal (nur mit Le­ser­ausweis zu­gänglich), wo er oft arbeitete, die gro­ße literarische Debatte des „Ulys­ses“ an. Die Südwestecke des Blocks, be­grenzt von Merrion Street und Mer­rion Row, nehmen die ausgedehnten Go­vernment Buildings ein. Noch für die br­iti­sche Verwaltung gebaut, wurden sie 1921 gerade rechtzeitig zur Grün­dung des iri­schen Freistaats fertig. Auf ge­führten Rundgängen darf man sich als Staatsgast fühlen und das Büro des Pre­mierministers und den Ka­bi­netts­saal besichtigen.

      ♦ Leinster House: Die Besuchergalerie des Un­terhauses ist zu den Sitzungen zu­gäng­lich, d. h. ge­wöh­n­lich Nov.-Mai Di 14.30-22, Mi 10.30-20.30, Do 10.30-17.30 Uhr. Akt. Ter­mi­ne un­ter www.oireachtas.ie.


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