Seewölfe - Piraten der Weltmeere 555. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 555 - Fred McMason


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blind gefunden, denn jedes der Tiere trug ganz bestimmte Dinge, so daß es keine lange Sucherei gab. Die Fackeln wurden jedoch noch nicht entzündet, sondern nur bereit gelegt.

      Ziemlich schnell verschwand der Rest der Sonne hinter den Bergen. Ein letztes dumpfes Aufglühen, dann herrschte ein eigenartiges Zwielicht um sie herum.

      Carberry und Smoky musterten die rätselhaften Bauten. Auch etliche andere standen herum und rätselten.

      „Na, dann wollen wir mal“, sagte Carberry zu dem Decksältesten. „Sehen wir uns die Tempel mal an. Als Lagerstatt sehen sie ja nicht gerade freundlich und einladend aus, aber der Mensch muß sich bescheiden und mit dem vorliebnehmen, was er angeboten kriegt.“

      „Wollt ihr eine Fackel mitnehmen?“ fragte Mac. Der Profos winkte großspurig ab.

      „Ist noch hell genug. Wir sehen auch so noch alles.“

      Das Licht wurde noch trüber. Die Arwenacks hatten keine deutlich erkennbaren Gesichter mehr, nur dunkle Flächen, in denen die Augen zu erkennen waren.

      Beide gingen auf den ersten der Türme zu. Der Eingang war so schmal, daß sich jeweils nur ein Mann hindurchzwängen konnte. Sand wirbelte auf, als der Profos mit seinen Stiefeln hineinstapfte. Hinter ihm folgte Smoky, neugierig und erwartungsvoll grinsend.

      „Schätze sind hier keine zu holen“, sagte Carberry. „Wenn hier was war, dann haben die früheren Bewohner längst alles abgeräumt.“

      „Das kann man nie wissen, aber ich rechne auch nicht damit.“

      Übergangslos befanden sie sich innerhalb des Gemäuers. Durch den schmalen Eingang fiel kaum Licht. Sie sahen sich beide nur als Schatten.

      Der Profos tastete sich an der Wand entlang und schaute sich um. Der gewölbeartige Raum war leer, bis auf steinerne Bänke, die an den Wänden standen. Sie sahen auf den ersten Blick wie breite Kojen aus Stein aus.

      „Ist doch prächtig“, sagte der Profos. „Richtig gemütlich. Sogar Sitz- oder Schlafbänke haben die hier eingebaut. Scheint ein recht müdes Völkchen gewesen zu sein.“

      Carberry ließ sich probehalber auf einer der steinernen Bänke mit seinem ganzen Gewicht nieder.

      Es gab einen unheimlichen knirschenden Ton.

      „Was war das?“ fragte Smoky.

      „Es hat geknirscht.“

      „Aber Steine knirschen doch nicht, wenn man sich draufsetzt.“

      „Dieser hier schon. Er knirscht eben. Wird wohl nicht mehr der Jüngste sein.“

      Als er sich zurücklehnte, wurde das Knirschen noch lauter und unheilvoller. Es hörte sich an, als würde Stein gegen Stein reiben.

      Diesmal wurde es auch dem Profos unheimlich. Er fuhr von seinem Sitz auf, bückte sich dann und zuckte zusammen, als er genauer nach unten stierte.

      „Ist was?“ fragte Smoky zaghaft. Er trat noch zwei Schritte näher heran und stierte ebenfalls.

      Dann richteten sich seine Haarborsten auf, als hätte ihn ein Zitteraal umarmt, und ein dumpfes Gurgeln drang aus seiner Kehle.

      „Verflixt, das sind Särge“, jammerte er. „Steinsärge, und da liegen bestimmt noch Knochenmänner drin.“

      Trotz der Kühle brach dem Profos schlagartig der Schweiß aus allen Poren. Er schien an einer Qualle zu ersticken, so würgte es ihn ganz plötzlich.

      „Särge, was, wie?“ stammelte er hilflos. Wenn Carberry vor nichts Respekt hatte, aber Särge und Knochenmänner ließen ihn augenblicklich erbleichen und schwach in den Knien werden.

      Erst jetzt erkannte er im trüben Dämmerlicht schemenhaft die Umrisse eines steinernen Sarkophages, auf den er sich gesetzt hatte. Dabei hatte er durch sein massiges Körpergewicht den Deckel ein wenig verschoben. Daher rührte auch das Knirschen, als Stein an Stein rieb. Offenbar lag der steinerne Deckel nur lose auf.

      In solchen Augenblicken wußte der Profos immer ganz genau, daß seine Knie zu schwach zum Laufen waren. Aber da war doch noch eine Kraft, die seine Beine bewegte, ohne daß er einen Einfluß darauf hatte. Diese geheimnisvolle Kraft war es, die ihn davonflitzen ließ und vor den Knochenmännern in Sicherheit brachte.

      Er spürte schon, wie dürre ausgebleichte Hände nach ihm griffen und ein grinsender Totenschädel ihn aus leeren Augenhöhlen anstarrte.

      Da setzte ihn die geheimnisvolle Kraft augenblicklich in Bewegung. Mit verkniffenem Gesicht stürmte er wie ein Büffel los.

      Pech für ihn war nur der Umstand, daß es dem Decksältesten Smoky genauso erging.

      Der hatte die Steinkojen noch nicht richtig als Särge identifiziert, als es ihn vom Schädel bis in die Zehen erschütterte. Für ein paar Augenblicke wurde er stocksteif. Eine unsichtbare Faust hieb ihm ins Genick und ließ seinen ganzen Körper taub und gefühllos werden. Dann setzte der panische Fluchteffekt ein.

      Ein Siebzehnpfünder wäre nur schneller als Smoky gewesen, wenn man ihn mit der zehnfachen Pulvermenge abgefeuert hätte.

      Weiteres Pech war der Umstand, daß der Eingang zu diesem turmartigen Grabmal so eng war. Mit einem gewaltigen Rempler prallten die beiden Zittermänner am Eingang zusammen und verkeilten sich.

      Smoky schob mit aller Gewalt, der Profos schob ebenfalls mit aller Gewalt und damit verdichteten sie den Eingang, als sei der gerade zugemauert worden.

      „Uuuaahh!“ röhrte Smoky wild. Er hatte das Genick eingezogen und drängte rücksichtslos nach vorn. Der Profos wollte ihn wegschieben, doch weil das nicht ging, langte er hinten herum und riß an Smokys Hemd.

      Aye, Sir, da war was los! Denn jetzt nahm Smoky ganz ernsthaft an, einer der Knochenmänner hätte nach ihm gegriffen, um ihn in seine steinerne Behausung zu zerren. Sein erstickter Schrei ging in Carberrys wildem Keuchen unter, denn der nahm jetzt ebenfalls an, daß jemand nach Smoky griff. Der nächste Griff würde ihm gelten, daran bestand kein Zweifel, denn es gab ja noch mehr Knochenmänner.

      Da fuhr ihm ein grelles Licht in die Augen und blendete ihn. Der Profos wußte, daß der Knochenmann ihn jetzt direkt in die blendende Glut der Hölle stieß, und er hörte auch seine Stimme, doch die Worte begriff er nicht.

      „Was ist denn mit euch los?“ fragte Hasard erstaunt.

      Er hielt die Fackel hoch und leuchtete in den Eingang. Dort sah er nebeneinander zwei entsetzte Gesichter, die in blinder Panik nach draußen starrten.

      Mit einem Griff zerrte er den Profos vom Eingang. Der zweite Griff galt Smoky. Dann waren beide draußen.

      „Ich habe etwas gefragt“, sagte Hasard. „Was ist los?“

      „Sä-Säge, äh, Sär-Särge“, stammelte Smoky. „Da – da drin liegen Knochenmänner.“

      Der Profos nickte nur kläglich. Er brauchte noch ein paar Augenblicke, bis er die Sprache wiederfand.

      „Särge?“ fragte Hasard ungläubig. Er hielt die Fackel noch höher und leuchtete in den Eingang.

      „Geh da nicht rein, Sir“, murmelte der Profos. „Ein paar von den Sargleichen leben noch. Die haben nach uns gegrapscht.“

      Dan O’Flynn, die Zwillinge, Ben, Don Juan und einige andere waren erschienen und blickten die beiden neugierig an. Nur Old O’Flynn hielt sich diskret im Hintergrund verborgen. Er hatte was läuten hören, und da ging er erst einmal auf Abstand und betrachtete alles aus sicherer Entfernung.

      „Sargleichen, die noch leben und nach euch grapschen?“ sagte Hasard spöttisch. „Das gibt es wohl nur in eurer ganz besonders stark ausgeprägten Phantasie, ihr Helden. Ich sehe mir das an.“

      „Sargleichen, die noch leben, lassen manchen Lebenden erbeben“, tönte Old Donegal aus dem Hintergrund. Aber mit dieser umwerfenden Weisheit stieß er bei allen – bis auf Carberry und Smoky – auf taube Ohren.

      Kurzentschlossen


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