Seewölfe - Piraten der Weltmeere 292. Davis J.Harbord

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 292 - Davis J.Harbord


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-689-4

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      Das Wild war gestellt!

      Die „Louise“, das Flaggschiff Yves Grammonts, hatte nicht mehr entwischen können. Zu schwer war sie angeschlagen. Die Brandpfeile Big Old Shanes und Batutis hatten ihren Zweck erfüllt und die Segel der Piraten-Galeone weggefressen.

      Pete Ballie am Kolderstock der „Hornet“ nahm keine Rücksichten mehr auf ein elegantes Anlegemanöver, das sonst bei ihm aus Samt und Seide war.

      Krachend schlug Bordwand an Bordwand – die Steuerbordseite der „Hornet“ gegen die Backbordseite der „Louise“. Auf der „Louise“ kippten ein paar Kerle um, die auf den Anprall nicht vorbereitet gewesen waren, obwohl sie wie hypnotisiert auf die schräg von Backbord achteraus heranrauschende „Hornet“ gestiert hatten.

      Ja, jetzt durften sie einmal erleben, wenn das eigene Schiff geentert wurde. Sonst war’s immer umgekehrt gewesen. Neidlos – so sie zu dieser Erkenntnis überhaupt noch in der Lage waren – mußten sie feststellen, daß diese Höllenhunde das Entergeschäft perfekt beherrschten, sozusagen aus dem Handgelenk.

      Na, sie waren mehr erschüttert als neidlos.

      Der Anprall des englischen Schiffes gegen ihre „Louise“ hatte zwar ein paar Kumpane umgeworfen, aber was neu war im Entergeschäft, das bekundete sich in der Tatsache, daß Sekunden nach Längsseitsgehen der „Hornet“ wieder ein paar der eigenen Kumpane umfielen – mit Kopftreffern. Da waren ihnen nämlich Belegnägel um die Ohren geflogen.

      Und erst dann enterten sie.

      Da hatte der schwarzhaarige Riese mit den eisblauen Augen, der auf dem Achterdeck der „Hornet“ gestanden hatte, gebrüllt: „Drauf, Arwenacks! Gebt’s ihnen!“

      Wie ein Panther war er als erster aufs Achterdeck der „Louise“ hinübergefegt, den blanken Degen in der Faust.

      Eine Meute entfesselter Höllenhunde setzte ihm nach, brüllend und tobend, der Schlachtruf dieser Eisenfresser brauste über die Decks der Piraten-Galeone, daß den Schnapphähnen Grammonts das Blut in den Adern gefror.

      Daß sie selbst auch zu brüllen pflegten, wenn sie enterten, schien ihnen entfallen zu sein. Jetzt taten es die anderen, und sie hörten es mit Entsetzen. Es kündigte an, daß es zur Sache ging – Mann gegen Mann, unerbittlich und mit tödlicher Entschlossenheit, Auge um Auge, Zahn um Zahn.

      Einigen brach das Rückgrat. Sie warfen sich herum und stürzten sich über das Steuerbordschanzkleid ins Wasser. Panik hatte sie gepackt. Nur weg von diesem Schiff! Weg von diesen Teufeln, die an Deck flankten oder sprangen oder wie wilde Affen an Tauen hingen und mit Schwung herübersausten.

      Yves Grammont schrie auf vor Wut, als er sah, daß einige seiner Mannen das Hasenpanier ergriffen, statt sich dem Gegner entgegenzuwerfen und das Flaggschiff zu verteidigen.

      „Ihr Ratten!“ brüllte er, völlig außer sich. „Feiges Pack! Lumpengesindel! Wer desertiert, wird an die Rah gehängt …“

      Das war schon etwas irre, denn wie es aussah, würde der Oberschnapphahn Grammont kaum noch Gelegenheit haben, jemanden an die Rah zu knüpfen, ganz abgesehen davon, daß er den Deserteur erst einmal wieder einfangen mußte. Dafür waren die Aussichten mehr als trüb. Die Kerle paddelten in wilder Panik von der „Louise“ weg. Vielleicht dachten sie, das Flaggschiff würde in den nächsten Sekunden in die Luft fliegen.

      Yves Grammont hatte auch keine Zeit mehr, seinen geflüchteten Kerlen alle möglichen Höllenstrafen anzudrohen, denn er mußte sich seiner eigenen Haut wehren.

      Der Mann, dessen Degenklinge vor seinen Augen silberne Girlanden zirkelte, war Philip Hasard Killigrew. Und schon eine halbe Girlande würde genügen, um ihn schmückend zu zeichnen – mit einem scharfen Schnitt.

      „Vorwärts, Grammont!“ knurrte Hasard. „Was wir auf Mordelles angefangen haben, wollen wir jetzt zu Ende bringen. Oder streich die Flagge! Du hast die Wahl!“

      Grammont nahm den Kampf an und strich nicht die Flagge. Da war er konsequent und dickschädelig. Da geisterte in seinem Kopf wohl auch die Vorstellung, daß ein Kapitän sein Schiff nicht verloren geben durfte, solange er selbst noch einen Funken Leben in sich hatte.

      So ähnlich dachten noch ein paar von seinen Männern – Saint-Jacques, bis vor kurzem noch Kapitän der „Coquille“, die dieses Gefecht nicht überstanden hatte, ferner Ferret und Jules Arzot sowie eine Handvoll der rüdesten Galgenvögel aus der „Louise“-Crew.

      Und da waren noch Easton Terry mit dem Schreihals Halibut und sechs weiteren ehemaligen Genossen von der „Fidelity“, die allesamt von der Fahne gegangen waren und sich Grammont angeschlossen hatten.

      Spätestens jetzt kapierten diese sieben Kerle unter Easton Terry, daß sich ihr Verrat nicht auszahlen würde. Die Übermacht, die Yves Grammont gegen die „Hornet“, die „Fidelity“ und den Schwarzen Segler aufgeboten hatte, war zusammengeschmolzen wie Schnee in der Sonne. Nicht die „stärkeren Bataillone“ hatten den Kampf entschieden, sondern die besseren Kämpfer – jene Teufel, die jetzt enterten.

      Die Seewölfe!

      Wie stets bei Enterkämpfen konzentrierten sie ihren Angriff auf das Achterdeck, dem Kommandostand jedes Schiffes. Dort klirrten bereits die Blankwaffen Hasards und Grammonts in wirrer Folge aufeinander.

      Dort auch hatte sich Dan O’Flynn den tückischen Saint-Jacques vor die Klinge geholt, wobei er gleichzeitig den Rücken Hasards abschirmte.

      Der grimmige Carberry indessen ging auf Easton Terry los, der ihm vom Beginn ihrer „Waffenbruderschaft“ an schwer im Magen gelegen hatte. Deswegen hatte er von Hasard auch mehrere Male recht happige Rüffel einstecken müssen. Nun, die Zeit der grollenden Zurückhaltung diesem Rübenschwein gegenüber war vorbei. Der Profos konnte vom Leder ziehen, ohne von seinem Kapitän getadelt zu werden. Carberry krempelte gewissermaßen die Hemdsärmel auf.

      Er hatte sich eine zersplitterte Spillspake geschnappt und drosch mit ihr drauflos. Der Cutlass, den Easton Terry gegen ihn geschwungen hatte, flog wirbelnd außenbords. Terry quittierte es mit einem Wutgebrüll und schlenkerte seine geprellte rechte Hand.

      „Gleich brüllst du noch mehr!“ röhrte Carberry, glitt behende schräg hinter Terry, schwang die Spillspake wie eine Axt über die rechte Schulter und schmetterte sie Terry aufs Hinterteil. Terry schoß davon, durchbrach die Querbalustrade des Achterdecks und krachte auf die Kuhl hinunter.

      „Hiergeblieben!“ donnerte Carberry, konnte sich aber um Terry nicht


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