Seewölfe - Piraten der Weltmeere 151. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 151 - Roy Palmer


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den Stiefeln gehoben und für mindestens vierundzwanzig Stunden gefechtsunfähig gemacht hätte.

      Aber zwei so salzgewässerte Rauhbeine und Freibeuter wie Roger und Eric waren nun mal nicht das, was man unter normalen Erdenbürgern verstand.

      Hadley Allen kehrte zu ihnen zurück und trat ziemlich dicht vor sie hin.

      „Meine Basen?“ sagte er. „Pearl und Fay? Ich habe euch doch schon ein paarmal gesagt, was für Wonnegeschöpfe sie sind.“ Er erwartete eine Entgegnung, doch Roger und Eric sahen ihn nur gespannt an, so daß er mit den Schultern zuckte und die Hände hob, um weiche, rundliche Konturen in der Nachtluft zu skizzieren.

      „Pearl ist etwas deftiger gebaut als Fay“, fügte er erklärend hinzu. Der Vollständigkeit halber formte er auch noch Pearls Körper mit den Händen und sagte: „Sie sind Basen ersten Grades, nämlich die Töchter des Bruders meines Vaters. Sie brennen darauf, ein paar handfeste Männer wie euch kennenzulernen, und das muß man verstehen, denn sie müssen für meinen Onkel sorgen, der seit einem Unfall mit seinem Boot krank und bettlägerig ist. Die Mädchen kümmern sich um den ganzen Haushalt und verlassen kaum noch das Haus, weil meinem Onkel obendrein vor ein paar Jahren noch die Frau weggelaufen ist.“ Diese und andere herzzerreißende Geschichten über das triste Schicksal der Basen-Familie hatte er schon den ganzen Abend über erzählt.

      „Schrecklich“, sagte Eric Winlow dumpf.

      „Aber den armen Mädchen kann geholfen werden“, meinte Roger Lutz, der sowieso ständig Frauenzimmer im Kopf hatte und seinen Kameraden von ihnen vorschwärmte. „Man muß ihnen Mut zusprechen“, fuhr er fort. Für seine Amouren war Roger bekannt. Er war überzeugt, in dieser Nacht ein Abenteuer zu erleben, das genügend Stoff für einen Bericht hergab, bei dem den Kameraden die Münder offenstehen und die Augen übergehen würden.

      Eric blickte auf Hadley Allens Hände und sagte: „Richtig, und wie ich die Dinge so sehe, lohnt es sich durchaus, einen längeren Fußmarsch zurückzulegen, um Pearl und Fay zu besuchen. Buckley, wenn es keine Meilenreise wird, sind wir bereit, dir auch weiter zu folgen.“

      „Hadley“, murmelte Hadley Allen berichtigend, aber er sagte sich im stillen auch, daß es wohl keinen Zweck hatte, diesen offensichtlich beschränkten Burschen dauernd zu korrigieren.

      Vielmehr schärfte er sich ein, daß es ratsam war, den anderen Mann, diesen schlanken, ziemlich gut aussehenden Franzosen, ständig im Auge zu behalten. Der war nicht so leicht aufs Kreuz zu legen wie der Dicke. Man mußte ihm etwas bieten, etwas Schmackhaftes – und genau da schien sein wunder Punkt zu sein.

      Hadley Allen beschloß, für die richtige Szene zu sorgen. Er hatte die beiden Burschen geködert, und jetzt durfte er sie nicht mehr aus den Händen lassen. Sie schienen zu wertvoll zu sein, durch eine Ungeschicklichkeit mißtrauisch gestimmt zu werden.

      Hatte er, Allen, nicht ganz deutlich den kleinen Schweinslederbeutel gesehen, den der Dicke in der Kneipe zum Vorschein gebracht hatte? Prall gefüllt war dieser Beutel. Aller Wahrscheinlichkeit nach befanden sich Perlen und andere Kostbarkeiten darin, keine Kieselsteine. Dafür sprach auch das Verhalten des Franzosen. Er hatte nämlich rechtzeitig eingegriffen, bevor sein Kamerad den Beutel hatte öffnen können, und veranlaßt, daß der Dicke den Lederbehälter in die Wamstasche zurückstopfte.

      Dann hatte der Franzose die Runden Bier, die sie zu dritt getrunken hatten, mit ein paar Münzen bezahlt. Es war offensichtlich, daß er mit dem Inhalt des Beutels kein Aufsehen hatte erregen wollen. Perlen und Schmuck hatten eine, gleichsam magische Anziehungskraft. Sie lockten Diebe und Räuber an wie ein Honigtopf einen Schwarm Wespen.

      Hadley Allen hatte natürlich so getan, als hätte er von diesem kleinen Intermezzo nichts mitgekriegt.

      Im Verlauf ihrer Gespräche am Biertisch hatte er schließlich noch etwas Wesentliches aufgeschnappt. Lutz und Winlow gehörten zu der Mannschaft der „Vengeur“. Die „Vengeur“ lag in Plymouth aufgedockt wie jene legendenumwobene „Isabella VIII.“ der Seewölfe, die vor einigen Tagen im Hafen eingetroffen war. Von der „Isabella“ hieß es, sie habe sagenhafte Schätze an Bord, an die jedoch keiner herankam. Zwischen den Männern der „Vengeur“ und denen der „Isabella“ schien eine dicke Freundschaft zu bestehen, wie Allen vernommen hatte – warum, zum Teufel, sollten dann nicht auch die Leute von der „Vengeur“ gold- und silberschwere Taschen haben? Allen grinste bei dem Gedanken daran, daß der viele Reichtum doch wohl ansteckend sein mußte.

      Keiner traute sich an die Schiffe und ihre Besatzungen heran – schon gar nicht nach dem, was in der „Bloody Mary“ des Nathaniel Plymson geschehen war.

      Aber Hadley Allen hatte keine Bedenken dabei, zwei dieser Leute in die Nacht hinauszulocken, zumal sie seiner Ansicht nach schon so starke Schlagseite hatten, daß ein Schubs genügte, um sie endgültig aus dem Gleichgewicht zu bringen.

      Ausnehmen wie die Hühner werden wir euch, dachte er.

      Er hatte von dem dicken Mann gehört, daß dieser der Koch an Bord der „Vengeur“ war und daher in seiner Kombüse selbst mit schlachtreifem Getier zu tun hatte. Allen lachte leise über diesen Vergleich, blickte dann aber sofort über die Schulter zurück zu den beiden, um sich zu überzeugen, daß sie seinen Laut nicht vernommen hatten.

      Sie schienen das Lachen wirklich nicht gehört zu haben. Schwerfällig stapften sie hinter ihrem Führer her.

      Eric Winlow wollte schon wieder stehenbleiben und Allen eine ungeduldige Frage stellen, da tauchten vor ihnen die Umrisse eines Hauses auf. Allen drehte sich um und gab ihnen durch einen Wink zu verstehen, daß sie am Ziel angelangt seien.

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