Seewölfe - Piraten der Weltmeere 312. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 312 - Roy Palmer


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Gesetz. Er lebt noch in der Welt seiner heidnischen Vorstellungen, verflucht den Gott der Christen und haßt alle Fremden.“

      „Was wäre geschehen, wenn er in Abo vor ein Gericht gestellt worden wäre?“ fragte Hasard.

      „Das Urteil hätte nur auf Tod durch den Galgen lauten können.“

      „Trotzdem läßt sich nicht ableugnen, daß es immer noch Menschen gibt, die sich ihm verschworen haben“, sagte Ferris Tucker.

      „Allerdings“, bestätigte Lahtinen. „Das beweist ja seine Befreiung. In dem Kreis um Korsumäki sind Galgenstricke und Schlagetots ebenso vertreten wie beschränkte Hinterwäldler und Insulaner mit eingeengtem Horizont. Sie verstehen, was ich meine?“

      „Und ob“, entgegnete der Seewolf. „Wir müssen also auf alles gefaßt sein, wie ich mir gedacht habe. Ich sehe aber nicht ein, daß wir deswegen den eigentlichen Grund unseres Hierseins vergessen sollten.“

      Heikki Lahtinen lächelte. „Nun gut. Besichtigen wir also die Ware, an der Sie möglicherweise interessiert sind, meine Herren.“

      Sie erhoben sich, verließen den Raum und gingen zu den Lagerschuppen hinüber, die sich hinter dem Handelskontor befanden. Hier lagen die Hölzer aufgestapelt, zu Rundhölzern und Planken verschiedener Stärken zersägt. Ferris befand sich ganz in seinem Element, er schritt zwischen den intensiv nach Harz riechenden Stapeln auf und ab, fuhr mit den Fingern über die Bretter und Planken und zeigte sich von der Güte und Qualität tief beeindruckt.

      „So gutem Holz bin ich in England noch nicht begegnet“, sagte er anschließend zu Hasard und zu Stenmark.

      „Jetzt übertreibst du aber“, meinte der Seewolf.

      „Nein, du kannst mir das ruhig glauben. Das ist erstklassige Ware, man kann fabelhafte Schiffe daraus bauen. Ich an deiner Stelle würde sofort zupacken.“

      Hasard blieb vorsichtig. „Hören wir uns erst einmal an, welche Preisvorschläge unser Partner anzubieten hat.“

      Stenmark dolmetschte wieder, und Lahtinen fragte: „In welcher Währung soll ich Ihnen den Preis nennen, Kapitän Killigrew? In spanischen Piastern vielleicht? Mit Ihrem englischen Geld kenne ich mich nicht so gut aus.“

      „Dafür haben wir eine sehr enge Beziehung zu Piastern“, erwiderte Hasard, und Ferris mußte unwillkürlich grinsen. Stenmark auch – sie hatten beide verstanden, wie dies gemeint war, nämlich ein bißchen zweideutig, weil Hasard durch seine Bemerkung auf die Kämpfe hinwies, die sie gegen Spanier und Portugiesen bestanden hatten.

      Der Preis, den Heikki Lahtinen nannte, lag zu Hasards großem Erstaunen weit unter dem, der daheim in England üblich war. Deshalb wurden sie sich schnell handelseinig. Hasard kaufte Eichen- und Fichtenholz – das Fichtenholz für Spieren –, gab die Mengen an, und Lahtinen notierte alle Einzelheiten der Bestellung, während Ferris die einzelnen Partien auswählte.

      „Wenn Sie wollen, kann ich das Holz sofort auf Langwagen verladen und zum Hafen transportieren lassen“, sagte der alte Mann.

      „Einverstanden.“ Hasard holte einen Lederbeutel mit Gold- und Silbermünzen hervor, den er vorsorglich gleich mitgebracht hatte. „Ich gestehe Ihnen ganz ehrlich, für mich ist es ein glänzendes Geschäft, Mister Lahtinen.“

      Er begann, die Münzen abzuzählen, und Lahtinen lächelte wieder. „Ich bin ebenfalls höchst zufrieden“, sagte er. „Nicht nur, weil Sie gleich bezahlen, sondern auch, weil es mir eine Ehre ist, mit einem Mitglied der Von-Manteuffel-Familie handelseinig geworden zu sein.“

      Hasard händigte ihm das Geld aus, das Lahtinen wegsteckte, ohne es nachzuzählen. Dann schüttelten sie sich die Hände, und Hasard sagte: „Sie wissen gar nicht, wie viel mir Ihre Wertschätzung und Ihre Freundlichkeit bedeuten. Ich hoffe aufrichtig, daß dies nicht das letzte Mal ist, daß wir uns begegnet sind.“

      „Das hoffe auch ich“, sagte der alte Mann, dessen Händedruck erstaunlich fest war. „Aber kommen Sie bitte, ich habe auch das Kartenmaterial besorgt, um das Sie mich gebeten hatten.“

      Sie kehrten in das Kontor zurück, und hier überreichte Lahtinen dem Seewolf mehrere Kartenrollen, auf denen vor allen Dingen die vielen kleinen Inseln und Schären vor der Küste von Finnland eingezeichnet waren. Hasard öffnete jede einzelne Rolle und betrachtete das Material eingehend.

      „Hervorragend“, sagte er. „Diese Karten werden nicht nur mir, sondern vor allen Dingen auch englischen Handelsfahrern dienlich sein, die in Zukunft Finnland anlaufen sollen.“

      „Ich kann mir nur wünschen, daß es möglichst viele sein mögen“, sagte Heikki Lahtinen. „Sie verstehen doch, ich bin in erster Linie Kaufmann und denke entsprechend.“

      „Mit dieser Einstellung bin ich inzwischen vertraut“, versicherte ihm der Seewolf. „Wie die Dinge jetzt stehen, glaube ich, daß ich mit guten Nachrichten nach England zurückkehren werde. Über meinen Auftrag kann ich Ihnen nicht mehr verraten, denn er ist geheim. Aber Sie haben sicher auch so erkannt, um was es uns geht.“

      „Ja.“

      „Behalten Sie es vorläufig für sich.“

      „Überlegen Sie sich einmal, ob Sie mir eine Option für künftige Holzlieferungen einräumen können“, sagte Lahtinen. „Daran wäre ich vor allen Dingen interessiert, aber natürlich nur, wenn es im Bereich Ihrer Möglichkeiten liegt.“

      „Ich denke schon“, erwiderte der Seewolf und lachte, dann gaben sie sich erneut die Hand.

      „Über alles, was wir gesagt haben, werde ich äußerstes Stillschweigen bewahren“, versprach der Eigentümer des Handelshauses. „Darauf können Sie sich verlassen.“

      Sie trennten sich in bestem Einvernehmen. Als Hasard mit Ferris Tukker und Stenmark zur „Isabella“ zurückkehrte, war er davon überzeugt, trotz aller Widrigkeiten, die bisher seine Reise durch die Ostsee begleitet hatten, einen Erfolg erzielt zu haben.

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