Seewölfe - Piraten der Weltmeere 332. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 332 - Burt Frederick


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Teniente Menacho pflichtschuldigst mit einfiel.

      „Halten Sie mich für einen Einfaltspinsel?“ schrie der Kommandant. „Es steht nicht in meiner Befugnis, über das Schicksal dieser Invasoren zu entscheiden. Nur soviel kann ich Ihnen versichern, Señor Brighton: Wenn Sie sich nicht an meine Anordnungen halten, wird der erste der Gefangenen sterben.“

      Ben Brighton ballte die Hände zu Fäusten. Er sah die versteinerten Mienen der anderen Männer im Boot und wußte, wie sie alle in diesem Augenblick empfanden.

      Niemals würden sie Hasard, Dan und die drei Spanier der Willkür dieses Möchtegern-Tyrannen überlassen. Nur waren sie sich darüber im klaren, daß sie im Augenblick absolut nichts unternehmen konnten. Das war niederschmetternd.

      „Wir werden uns an die Bedingungen halten“, sagte Ben zähneknirschend.

      „Das will ich Ihnen auch geraten haben!“ rief Torres. „Ihre Kumpane werden es Ihnen danken. Sie werden zu schätzen wissen, den Rest ihres Lebens als Galeerensklaven oder Zwangsarbeiter zu verbringen, statt durch einen höchst unsinnigen Umstand zu sterben. Und ich warne Sie, Señor Brighton! Bilden Sie sich nicht ein, daß Sie sich meiner Anordnung widersetzen können. Ich verfüge über genügend Kräfte, um alle Küstenbereiche der Insel jederzeit unter Kontrolle zu halten. Jeder Vorstoß Ihrerseits würde sofort bemerkt werden, und einer Ihrer Freunde müßte das mit dem Leben bezahlen. Verschwinden Sie jetzt. Die Sechs-Stunden-Frist beginnt mit dieser Minute.“

      Ben mußte alle innere Kraft aufbieten, um nicht doch noch die Beherrschung zu verlieren. Er blickte zu den Gefesselten und sah, wie Hasard ihm kaum merklich zunickte. Fast lag etwas Aufmunterndes in dieser Geste des Seewolfs. Ben begriff. Hasard und die anderen wußten, daß sie nicht im Stich gelassen wurden.

      „In Ordnung“, sagte der Erste Offizier der „Isabella“ leise, „es muß also sein. Und keine Widerworte, verstanden?“ Er ließ sich auf die Achterducht sinken, ergriff die Pinne, und die Männer begannen zu pullen.

      Ben Brighton wandte sich nicht um. In den verbitterten Mienen seiner Rudergasten las er, daß sich am Strand nichts änderte. Torres war ein Teufel. Vielleicht schickte er bereits einen Boten los, um seine Stützpunktflotte zu alarmieren. Auf jeden Fall aber würde er sich vergewissern, daß die „Isabella“ tatsächlich Segel setzte.

      An Bord war es ungewohnt still.

      „Was steht ihr rum wie die Trauerklöße?“ brüllte Ed Carberry, nachdem sie aufgeentert waren. „Davon wird die Sache auch nicht besser, ihr Trantunten. Bewegt euch gefälligst! Hievt die Jolle auf, hurtig, hurtig! Und wenn ihr glaubt, daß dieser spanische Latrinenmolch uns zu schlau wird, dann habt ihr euch aber mächtig getäuscht, was, wie?“

      Die Männer wurden wach. Begeistertes Gejohle ertönte. Carberrys Gedröhn war die richtige Musik, die sie brauchten. Für den Moment hatten sie sich von der Niedergeschlagenheit packen lassen. Aber verdammt, sie hatten sich gegenseitig so manches Mal mitten aus dem Höllenfeuer gezupft.

      Und es mußte schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie Hasard und seine Begleiter nicht aus der Gewalt dieser Kerle befreien würden. Genau das war es, was Ed Carberry ihnen verklaren wollte. Wenn sie jetzt scheinbar klein beigaben, dann bedeutete das noch lange nicht, daß sie eine Niederlage eingestanden.

      Ben Brighton beobachtete durch den Kieker, wie Torres und Menacho am Strand irritierte Blicke wechselten. Das Gebrüll an Bord der „Isabella“ mußte ihnen unter den gegebenen Umständen merkwürdig erscheinen.

      Sollte es.

      Der Erste Offizier lächelte eisig, und dabei grub sich eine Härte in seine Gesichtszüge, die seine ganze Entschlossenheit widerspiegelte. Er wandte sich dem Hauptdeck zu. Seine Kommandos waren knapp und präzise wie gewohnt.

      Behende enterten die Arwenacks in den Wanten auf, stemmten sich in die Fußpferde und ließen das schwere Tuch unter ihren rauhen Fäusten hinabgleiten. Am Ankerspill gab sich die Crew mit rhythmischem Singsang den Takt. Und Pete Ballie, der das Steuerruder mit seinen riesigen Fäusten unerschütterlich hielt, reckte herausfordernd den Kopf in den Wind.

      Nein, keiner von ihnen hatte jetzt noch das Gefühl, daß sie den Schwanz einzogen wie ein geprügelter Hund. Der Rückzug war taktisch notwendig, mehr nicht.

      Torres und seine Halunken würden Feuer unter dem Hintern kriegen, ehe sie richtig zu Besinnung gelangten.

      Die „Isabella“ ging auf Südkurs, bei raumem Wind über Backbordbug segelnd. Ben Brighton beobachtete die Küstenlinie in kurzen Abständen. Es zeigte sich, daß der Kommandant, die Soldaten und die Gefangenen tatsächlich ausharrten, bis die Galeone hinter der Kimm verschwunden war.

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