Seewölfe - Piraten der Weltmeere 150. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 150 - Fred McMason


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zu, „Thorfin segelt es nur in Ausnahmefällen hinein oder hinaus.“

      „Und weshalb tat sie es nicht selbst?“

      „Sie war krank und sehr schwach. Eine Infektion hatte sie sehr geschwächt, sie lag viele Tage in der Koje.“

      „Und jetzt?“ fragte Hasard heiser. „Ist sie …?“

      Ribault schüttelte den Kopf.

      „Nein, nein, sie lebt“, sagte er schnell. „Aber sie ist immer noch nicht gesund, und sie sieht blaß und abgezehrt aus. Es wird wohl auch noch eine Weile dauern, bis sie sich ganz erholt hat.“

      Das waren ja wieder einmal umwerfende Neuigkeiten, dachte der Seewolf. Die Rote Korsarin krank! Das war fast unvorstellbar, denn sie war hart und unglaublich zäh, und so schnell warf sie nichts um.

      Endlos lange hatten sie sich nicht mehr gesehen, so erschien es dem Seewolf jetzt, Ewigkeiten waren inzwischen vergangen. Siri-Tong war, seit sie Shanghai verlassen hatten, in unendlich weite Fernen gerückt.

      Und jetzt erst erfuhr er wieder etwas von ihr, dem Wikinger und dem schwarzen Schiff mit dem Namen „Eiliger Drache über den Wassern“. Jetzt lagen sie also in der Bucht der Schlangeninsel.

      „Weiter!“ drängte Hasard den Franzosen, der sich mit einem weiteren Schluck aus der Flasche stärkte.

      Um die Männer her wurde getuschelt, geflüstert, und Ausrufe des Erstaunens waren zu hören, als Ribault wieder das Wort ergriff.

      „Nach der Begrüßung erzählte uns der Wikinger haarklein, was alles passiert war, und daß sie die Bucht anliefen, um hier nach dem Rechten zu sehen und neue Schätze abzuladen. Dabei kam die Rede auf die ‚Isabella‘ und auf euch. Vom Wikinger erfuhren wir alles, und daraufhin segelten wir los. Siri-Tong wollte unbedingt mit, aber ihr Gesundheitszustand ließ es nicht zu. Die lange Fahrt über den Atlantischen Ozean war zu riskant und gefährlich. Ich mußte verständlicherweise ablehnen, der Wikinger hätte sie auch ohnehin in diesem Zustand niemals von Bord gelassen.“

      „Das war richtig“, sagte Hasard. „Hoffentlich hat sie sich bald wieder erholt.“

      „Ganz sicher. Es wird nicht mehr lange dauern.“

      „Thorfin wollte nicht mit?“ fragte Carberry, der die Ohren spitzte und aufmerksam zuhörte.

      „Er konnte aus zweierlei Gründen nicht. Einmal wegen der Roten Korsarin, und zum zweiten hängt er an seinem Segler und kratzt tonnenweise die Algen und Muscheln ab. Das Schiff muß gründlich überholt werden, und ihr wißt ja, wenn der Wikinger sich etwas in seinen dicken Schädel gesetzt hat, dann bringt ihn davon keiner mehr ab, weder die Meergeister noch dieser Kerl, den er ständig anruft.“

      „Welcher Kerl?“ fragte Ed begriffsstutzig.

      „Odöng, oder so ähnlich“, sagte Ribault und sprach es in seiner Muttersprache französisch aus.

      „Bei Odin!“ rief der Profos lachend. „Und nicht bei Odöng, du Stint!“

      Daraufhin lachten sie alle, und der narbengesichtige Profos konnte sich kaum beruhigen.

      Ribault und von Hutten nahmen diesen Heiterkeitsausbruch gelassen hin und grinsten mit.

      „Da ist noch etwas“, sagte Ribault nachdenklich. „Entsinnst du dich noch an diese spanische Galeone, Karl, die kurz nach Eintreffen des schwarzen Seglers auftauchte?“

      „Ja, natürlich, das war reichlich merkwürdig. Wir haben die Hintergründe auch nicht mehr richtig herausgefunden, weil wir bald darauf lossegelten, um euch nicht zu verpassen, falls ihr wirklich nach England segeln solltet. Wir wissen nicht genau, was sich dort abgespielt hat.“

      „Eine spanische Galeone?“ fragte Hasard verwundert. „Was sollte die an der Schlangeninsel?“

      „Wir erfuhren es erst, als wir nach einer kurzen Fahrt noch einmal zurückkehrten, aber da war die Galeone schon weitergesegelt.“

      „Das wird doch nicht dieser lausige Spanier gewesen sein, der uns schon einmal Kummer bereitete?“ fragte Carberry.

      „Dazu ist es schon zu lange her“, meinte Hasard.

      „Auf der Galeone befanden sich nicht mehr als zwei oder drei Spanier, wie Thorfin versicherte“, fuhr Ribault fort. „Die anderen waren Indianer, ganz offensichtlich handelte es sich dabei um die Schlangenpriesterin Arkana von der Insel Mocha. Du hast oft von ihr gesprochen, Hasard, und du besitzt doch auch diesen merkwürdigen Armreif, der den Schlangengöttern auf der Insel ähnelt.“

      Der Seewolf starrte den ehemaligen Karibik-Piraten sprachlos an. Er brauchte eine Weile, um sich von dieser umwerfenden zweiten Neuigkeit zu erholen.

      „Arkana? Auf der Schlangeninsel?“ fragte er. „Das wird ja immer toller.“

      „Sie war nicht lange dort, nur ein paar Stunden, und sie ging auch ganz allein an Land, wie Thorfin versicherte. Sie hat sich den Tempel angesehen. Schweigsam und stumm stand sie lange Zeit vor der Götzenfigur und sah sie an. Dann ist sie gegangen, nachdem sie sich von der Korsarin und den anderen verabschiedet hatte.“

      Hasard schossen tausend Gedanken durch den Kopf.

      „Was ist mit dem Mädchen Araua?“ wollte er wissen. „Hat der Wikinger sie gesehen?“

      „Ja, sie ist eine Schönheit geworden, mit langen schwarzen Haaren und eisblauen Augen. Deinen Augen“, setzte Ribault hinzu.

      Hasard sah sie im Geiste vor sich. Arkana, die Schlangenpriesterin und Araua – seine Tochter. Auf der Landzunge der Insel Mocha hatte die Priesterin gestanden, in den Armen das kleine Mädchen, und den davonsegelnden Schiffen lange nachgeblickt.

      Fast plastisch stand das Bild vor Hasards Augen.

      „Weißt du noch mehr darüber?“ fragte er.

      „Leider nicht“, entgegnete Ribault.

      „Und du weißt ganz genau, daß es Arkana mit ihren Kriegern war, die die Insel anlief?“

      „Das ist absolut sicher.“

      Sie mußten eine unendlich weite Strecke zurückgelegt haben, dachte Hasard wie betäubt. Um den ganzen südamerikanischen Kontinent herum bis hinauf in die Karibik. Hatten sie vor, die Schlangeninsel zu besiedeln? Oder wollten sie weiter, um eine andere Insel zu suchen?

      Er fand keine Antwort auf die Frage und geriet ins Grübeln.

      „Das ist ja ein dicker Hund“, ließ sich Carberry vernehmen. „Genauer gesagt, sind das zwei dicke Hunde. Und das kriegen wir alles auf einmal serviert.“

      „Ich soll euch allen die besten Grüße von Siri-Tong, dem Wikinger und der ganzen Crew ausrichten“, sagte Ribault. „Sie haben fest damit gerechnet, daß wir uns in England treffen.“

      „Danke“, sagte der Seewolf. „Wenn wir wieder in die Karibik zurückkehren, werden wir die restlichen Araukaner suchen und dafür sorgen, daß sie ungestört leben können. Vielleicht könnte man diesen kleinen Volksstamm später sogar auf der Schlangeninsel ansiedeln. Dann hätten sie wieder eine Heimat. Welchen Kurs sind sie gesegelt, Jean?“

      „Nordost, vermutlich in Richtung der kleinen Inseln, aber wir werden sie ganz sicher finden.“

      Merkwürdig, dachte Hasard, daß der Wikinger ihnen das nicht angeboten hatte, oder die Korsarin. Aber vielleicht wollten sie ihm persönlich nicht vorgreifen und Entscheidungen fällen.

      Ribault berichtete weiter, haarklein und alles, was er wußte. Der größte Teil der Crew hörte gebannt zu, bis es später Nachmittag wurde.

      Hasard und Ribault beschlossen, den alten Hesekiel Ramsgate aufzusuchen, damit sie aufdocken konnten.

      Dabei fiel Hasard auf, daß der Profos wie ein witternder Jagdhund ihn immer wieder umschlich, das Gesicht verzog, die Hände rang und sich in Andeutungen erging, bis er es nicht mehr aushielt.

      „Wie sieht es mit


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