Seewölfe - Piraten der Weltmeere 574. Fred McMason
deinen mickrigen Körper dort ablegen. Und wenn wir einmal kabblige See haben, kannst du dich an dem Eichenbalken dort oben mit deinem Bart festzurren.“
Duffy hatte anscheinend immer noch nicht begriffen, was hier los war. Er sah nur das dunkle stickige Loch und den Verschlag, der an einen Sautrog erinnerte.
„Und wo sind die Waschräume?“ erkundigte er sich.
„Die Waschräume? Ah ja, die Waschräume. Also, die Waschräume sind weiter draußen, sozusagen hinter dem Balken deiner Koje. Du hast die Wahl zwischen Nordseewasser, Atlantikwasser und später, wenn du dich gut geführt hast, auch noch zwischen etwas wärmerem Mittelmeerwasser.“
„In Badewannen?“ fragte Duffy, der überhaupt nichts kapierte.
„In ganz großen“, versprach der Bootsmann. „In riesigen Badewannen mit silbernen Spiegeln, wenn gerade die Sonne scheint.“
Duffy war wirklich beeindruckt. Nur mit der „Gepäckablage“ kam er noch nicht ganz klar. Er wollte auch noch weitere Einzelheiten wissen, die der Bootsmann mit einem hinterhältigen Grinsen beantwortete. Dieser Idiot von einem Kontoristen hatte nicht die geringste Ahnung davon, wie es in und auf einem Schiff aussah.
„Und wann gibt es Frühstück?“ erkundigte er sich.
„Frühmorgens. Dafür haben wir extra eine Serviererin. Die bringt allen Männern das Frühstück direkt an die Koje.“
„Die habe ich noch nie gesehen“, staunte Duffy. Er merkte überhaupt nicht, daß er kräftig veralbert wurde.
„Ja, das sollte Mister Starbuck auch nicht wissen. Aber wir bezahlen sie aus unserer eigenen Tasche. Wenn du an dem Frühstück teilhaben willst, mußt du ein Goldstück bezahlen.“
Duffy kriegte lüsterne Augen. Mit Frauen hatte er noch nicht viel Erfahrungen gesammelt. Schien ja toll hier an Bord zuzugehen. Hastig kramte er ein Goldstück aus der Tasche und überreichte es Davenport, der es grinsend in der Tasche verschwinden ließ.
„Was muß ich hier eigentlich tun?“ fragte Duffy weiter. Er sah sich schon erregt nach der „Serviererin“ um, konnte sie aber nirgends entdecken.
„Mal an Deck rumspazieren“, zählte Davenport auf. „Dann bei glatter See darauf achten, daß der Meeresspiegel nicht zerbricht, und vor allem darauf achten, daß keine Nixen an Bord hüpfen, weil die nur Unglück bringen.“
„Aha.“ Duffy war sehr beeindruckt. „Und wie oft gibt es Essen?“
„Sehr oft. Du hast ja gesehen, was uns der liebe Mister Starbuck alles zukommen läßt – und wie er uns verwöhnt.“
„Es ist ziemlich viel gewesen“, bestätigte das graue Männchen. „Alles gleich tonnenweise.“
„Ja, wirklich, sehr viel.“
„Kann ich mal einen Blick in die Baderäume werfen?“ fragte Duffy.
„Später, mein Freund, später. Du wirst noch alles sehen.“
Der Bootsmann ließ Duffy stehen und ging nach achtern. Dort verklarte er grinsend, welche Vorstellungen der Kontorist von der Seefahrt hätte.
Sogar Fletcher, der den Kerl nicht ausstehen konnte, mußte grinsen.
„Der Anfang der Reise wird sicher interessant“, meinte er. „Dann laß Duffy doch das Frühstück von einer Serviererin an die Koje bringen, damit er den richtigen Eindruck erhält.“
„Klar, dann haben wir was zu lachen“, sagte Williams, der ebenfalls gern für derbe Späße zu haben war.
„Aber wir haben doch keine.“
„Nimm Gordon Mill, der soll sich entsprechend verkleiden. Und wenn wir morgen früh lossegeln, laß den kleinen Dummbart schlafen. Der bringt sonst nur alles durcheinander. Für den Anfang ist er absolut überflüssig, wir brauchen ihn nicht.“
Der Bootsmann kramte das Goldstück aus der Tasche und reichte es Fletcher.
„Habe ich von Duffy, Sir. Das ist sein Einstand. Dafür können wir uns ein paar scharfe Buddeln extra kaufen.“
„Einstand muß sein“, sagte Fletcher, „dann hol mal was, damit wir zünftigen Abschied und Einstand feiern können.“
Skrupel hatte niemand. Sie waren alle rauhbeinige und abgebrühte Kerle, und so holte Davenport ein paar kleine Extrafässer, die noch am selben Abend gelenzt wurden.
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