Seewölfe - Piraten der Weltmeere 603. Fred McMason
Bilderbuchpiraten nennt, denn auch heute trug er wieder sein rotes Kopftuch und eine rote Schärpe über dem Hemd. An der rechten Hand fehlte ihm der Daumen. Dort hatte ihn einmal eine Musketenkugel erwischt.
„Frierst du nicht?“ fragte die Rote Korsarin. „Wenn man dich sieht, könnte man meinen, wir haben Hochsommer.“
„Nein, Ma’am, ich friere nicht.“
„Ich kann mich an den kühlen Norden nie so richtig gewöhnen“, sagte Siri-Tong. „Nebel, Kälte, eisiger Wind, und es wird noch schlimmer, wenn wir Island ansteuern.“
„Halb so wild“, sagte Thorfin in seiner polternden Art. „Hier kann man wieder frische Luft atmen. In der Karibik ist es mir langsam zu heiß geworden. Bin froh, daß ich wieder im Norden bin. Da unten schwitzt man sich ja die Seele aus dem Leib.“
Siri-Tong und der Bostonmann wechselten einen schnellen Blick. Während die Rote Korsarin ein wenig lächelte, blieb das Gesicht des Bostonmannes ernst und zeigte keine Regung. Aber alle beide dachten das gleiche.
Kein Wunder, daß sich Thorfin in der Karibik die Seele aus dem Leib schwitzte. Er trug selbst bei der allergrößten Hitze seine rauchgrauen Felle und den Kupferhelm. Für die Arwenacks war das immer ein Anlaß zu spöttischen Bemerkungen, doch das juckte den Wikinger absolut nicht.
Auch Carberrys laut ausgesprochener Verdacht, der Wikinger züchte unter seinem Helm nordische Riesenläuse, ließ den Poltermann kalt. Er zählte sich zu den letzten Vertretern eines längst ausgestorbenen Seefahrergeschlechtes, und davon brachte ihn niemand ab.
Er gab dem Stör am Ruder erneut ein Zeichen mit dem Daumen und pfiff einmal scharf. Kursänderung nach Steuerbord, hieß das.
„Bist du sicher, daß du in dem Nebel etwas siehst?“ fragte Siri-Tong spöttisch. „Meinem Gefühl nach steuern wir direkt auf die schwedische Küste zu, ohne daß ich auf den Kompaß geblickt habe.“
„Wir laufen jetzt genau Nordnordwest“, behauptete Thorfin, der von seinem thronartigen Sesselchen aus den Kompaß ebenfalls nicht sehen konnte. Am Stand der Sonne konnte er sich ebenfalls nicht orientieren, denn der Himmel hörte scheinbar am Marssegel auf. Weiter oberhalb war alles in undurchdringlichen Dunst gehüllt.
Siri-Tong wollte es nicht glauben. Sie sah den nordischen Schrat etwas erstaunt an, wandte sich dann ab und trat neben den Stör, um einen Blick auf den Kompaß zu werfen.
Thorfin lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen in seinem Sesselchen zurück und faltete die Hände über dem Bauch. Der Bostonmann stand neben ihm und blickte auf die Rote Korsarin, die schweigsam wieder zurückkehrte.
„Welcher Kurs liegt denn genau an?“ fragte Thorfin behäbig.
„Nordnordwest“, erwiderte Siri-Tong leise.
Thorfin grinste in seinen rötlichgrauen Bart.
„Habe ich doch gesagt“, erklärte er belustigt. „Uns Wikingern ist das in die Wiege gelegt worden. Wir haben früher schon ohne Kompaß über die Meere gefunden. Schon als kleiner Windelpisser wußte ich immer genau, auf welchem Kurs ich …“
„Thorfin“, mahnte Siri-Tong. „So genau wollte ich das gar nicht wissen.“
Thorfin brummte etwas in seinen Bart und nickte dem Bostonmann zu.
„Wird Zeit, daß wir etwas zwischen die Zähne kriegen, Bostonmann. Sag dem Schmierlappen Cookie, er soll das Essen zubereiten. Für mich soll er einen Schellfisch zubereiten und keine Sardine wie gestern. Und schön durchgebraten“, rief er dem Bostonmann nach, „sonst sollen den Kerl Odins Raben fressen!“
Der Bostonmann nickte schweigend und verschwand in der Kombüse, die Thorfin als Kakerlakenburg zu bezeichnen pflegte.
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