Seewölfe - Piraten der Weltmeere 491. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 491 - Roy Palmer


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so. Die meisten anderen Männer der „Sant Jago“, der „Monarca“ und der „San Sebastian“ haßten de Campos inzwischen wie die Pest. Er hatte seine Männer in einem unsinnigen und aussichtslosen Kampf rücksichtslos verheizt – und dann auch noch als erster sein Schiff verlassen. Eine Schande – ganz abgesehen von den eklatanten Fehlern, die sich dieser Mann schon vorher geleistet hatte.

      Der Dreier-Verband hätte Havanna niemals verlassen dürfen. Aber de Campos, der sich selbst zum kommissarischen Gouverneur von Kuba ernannt hatte, nachdem er den verräterischen Alonzo de Escobedo hatte einsperren lassen, hatte es auf den Seewolf abgesehen.

      Er hatte Don Gaspar de Mello, den Kapitän der „San Sebastian“, als Feigling hingestellt und alle Argumente de Mellos einfach vom Tisch gefegt. Dann hatte er hastig ausgerüstet und zum Aufbruch gedrängt.

      Natürlich – die Bucht bei Batabanó hatte man leer vorgefunden. Leer bis auf die „Trinidad“, die gestrandet war. In den Höhlen waren die Seesoldaten dann auf Luiz, Felipe, Marco und Pablo gestoßen. De Campos hatte die vier sofort zwangsrekrutieren lassen. Das Wichtigste aber: sie hatten einen Hinweis geben können, in welche Richtung sich El Lobo del Mar abgesetzt hatte.

      Von Erfolg schien das Unternehmen des Don Diego de Campos gekrönt zu sein, als der Verband bei Middle Caicos auf die Schiffe des Gegners stieß. Irrtum: dieser Gegner zeigte die Zähne und die Krallen. Was de Mello längst befürchtet hatte, war eingetreten. Einen Mann wie diesen Philip Hasard Killigrew jagte man nicht ungestraft. An dem hatten sich schon ganz andere Kommandanten die Zähne ausgebissen.

      Aber de Campos hatte es ja so gewollt. Das hatte er nun davon. Sein Flaggschiff existierte nicht mehr. Seine beiden Kapitäne hatten sich offen gegen ihn gewendet, de Campos’ Status war fortan in Frage gestellt. Was nämlich ein Prozeß vor dem Kriegsgericht, den er de Mello und de Alvarez angedroht hatte, ergeben würde, das war noch sehr zweifelhaft.

      Die Mannschaften standen nahezu geschlossen hinter de Mello und de Alvarez. Sie würden bezeugen, was sich abgespielt hatte – und dann würde sich das hohe Gericht sicherlich überlegen, wem es die Schuld gab. De Campos riskierte, selbst degradiert und bestraft zu werden.

      Gerade trafen wieder die Boote mit Schiffbrüchigen ein. Verletzte wurden an Bord gehievt. De Alvarez’ Erster Offizier schrie nach dem Feldscher. Der Feldscher verließ den Krankenraum und prallte im Gang mit Luiz zusammen.

      „He!“ fuhr er ihn an. „Kannst du nicht aufpassen!“

      „Tut mir leid“, brummelte Luiz. Rasch trat er zur Seite. Der Feldscher, ein hagerer, unterernährt wirkender Mensch mit einem traurigen Hundegesicht, lief an den vieren vorbei und stürmte auf die Kuhl.

      „Der hat gut zu tun“, sagte Pablo.

      „Möchte nicht in seiner Haut stecken“, murmelte Marco.

      „Wo ist eigentlich unser Feldscher von der ‚Sant Jago‘?“ wollte Luiz wissen.

      „Das weiß der Henker“, erwiderte Felipe. „Aber ich will ihm wünschen, daß er’s überlebt hat. Er ist nämlich kein schlechter Kerl. Der Rum, den er mir zu saufen gegeben hat, war verdammt gut.“

      Marco öffnete das Schott zum Krankenraum und blickte als erster hinein. Pablo und Luiz schauten ihm über die Schulter. Luiz erbleichte und zog sich sofort wieder zurück. Felipe wollte wissen, was los war, und drängte vor.

      Auf dem Behandlungstisch des Feldschers lag Don Diego de Campos. Neben ihm stand sein Erster Offizier. Der Generalkapitän sah nicht zum Schott. Nur der Erste hob den Kopf und blickte zu den vier Männern, die in einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut de Campos anstarrten.

      Felipes Gesicht hatte sich zu einer Fratze des Hasses verzerrt. Er wollte sich allen Ernstes auf de Campos stürzen. Sein Glück war, daß Marco und Pablo schnell genug reagierten. Sie rissen den Andalusier zurück und hielten ihn fest. Luiz hatte trotz seiner Betroffenheit die Geistesgegenwart, das Schott blitzartig wieder zu schließen.

      „Ich bring’ das Schwein um!“ zischte Felipe.

      „Still!“ raunte Marco ihm zu. „Bist du wahnsinnig?“

      Der Andalusier war kaum zu halten, sein Temperament ging mit ihm durch. Er hatte dem sehr ehrenwerten Señor Generalkapitän geschworen, ihn zu töten, und diesen Schwur wollte er jetzt einlösen. Felipe tobte, wollte sich losreißen und brüllen. Doch Marco und Pablo gelang es, ihn festzuhalten. Luiz stellte sich hinter den Zappelnden und preßte ihm die rechte Hand auf den Mund.

      Sie schleppten Felipe weg, zum nächsten Niedergang. Felipe leistete immer noch heftigen Widerstand. Aber das Kräfteverhältnis drei gegen einen war letztlich doch ausreichend. Luiz, Marco und Pablo zerrten ihren Kumpan in einen leeren Raum. Hier drückten sie ihn zu Boden.

      „Nicht schreien“, sagte der Schwarzbart. „Sonst haben wir die Hunde gleich alle am Hals.“

      Felipe gab einen dumpfen Laut von sich.

      „Wirst du schreien?“ fragte Marco.

      Felipe schüttelte den Kopf.

      Luiz ließ von dem Andalusier ab. Er mußte ausweichen, denn Felipe spuckte vor ihm aus. Marco und Pablo mußten immer noch alle Kraft aufwenden, um den Kerl auf den Planken zu halten.

      „Euch geht’s wohl nicht gut, was?“ zischte der Andalusier. „Was fällt euch ein?“

      „Wir wollen dich nur vor einer weiteren Straftat bewahren“, erwiderte Marco so ruhig wie möglich. „Wenn du den Generalkapitän erwürgst, muß de Alvarez dich aufhängen, kapierst du das nicht?“

      „Nein.“

      „Und wir sind auch mit dran“, fügte Luiz hinzu.

      Der Andalusier musterte ihn kalt und verächtlich. „Das sieht dir mal wieder ähnlich. Du denkst nur an dich.“

      „Du tust Luiz unrecht“, sagte Pablo.

      „Halt du doch dein Maul!“

      „Hör mal zu“, sagte Marco zu dem Andalusier. „Wir sind mit heiler Haut davongekommen. Wir haben ein Mordsglück gehabt. Warum sollen wir jetzt unseren Kopf hinhalten?“

      „Ich will mich rächen“, erwiderte Felipe finster.

      „Du mit deinem Stolz“, sagte Luiz.

      „Hat jemand was gegen meinen Stolz?“ sagte Felipe angriffslustig. Er hatte aber doch aufgehört, sich gegen den Griff seiner Kumpane zu wehren. Marco und Pablo konnten jetzt seine Arme loslassen.

      „Im Prinzip nicht“, entgegnete Marco. „Wir sind ja schließlich Landsleute.“

      „Aber ihr wollt mich immer irgendwie reinlegen.“

      „Das siehst du falsch“, widersprach der Mann aus Murcia. „Du hast dich da in was verrannt.“

      „Wer wollte mich in den Schatzhöhlen denn abmurksen?“ zischte der Andalusier.

      „Wir“, erwiderte Marco. „Aber wir sollten das vergessen. Wir haben daraus gelernt.“

      „Ja, das stimmt“, pflichtete Pablo ihm bei.

      „Und wir gehören zusammen“, sagte Luiz. „Ich bin dir dankbar, Felipe. Für das, was du für mich getan hast. Ich will mich dafür revanchieren. Ich kann’s nicht zulassen, daß du dich einfach so auslieferst.“

      „Quatsch, ausliefern“, sagte der Andalusier. „De Campos kriegt nur das, was er verdient.“

      „Er dreht sich selbst seinen Strick“, sagte jetzt Marco. „Glaub es mir, Felipe.“

      Der Andalusier fixierte ihn aus schmalen Augen. „Wie meinst du das, alter Knochen? Ehrlich, das versteh’ ich jetzt nicht ganz.“

      „Ich will es dir erklären. De Campos kehrt nicht lebend nach Havanna zurück.“

      „Sondern tot?“ fragte Felipe.

      Marco grinste hart. „Ich sage, daß er überhaupt


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