Seewölfe - Piraten der Weltmeere 491. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 491 - Roy Palmer


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urteilte Felipe.

      „Aber Tatsache“, sagte Marco.

      „Nur zwei Schiffe gegen vier“, sagte Luiz. „Das ist verrückt. Dabei gehen wir alle vor die Hunde.“

      „Eben“, sagte Felipe. „Und genau das will ich verhindern.“ Er traf Anstalten, sich wieder aufzurappeln.

      Marco legte ihm die Hand auf die Schulter. „Sei vernünftig. Tu’s nicht. De Alvarez und de Mello werden es schon verhindern, daß der Kerl einen neuen Fehler begeht.“

      „Aber sie kommen vors Kriegsgericht“, gab Felipe zu bedenken.

      „Das werden wir ja sehen“, sagte der Mann aus Murcia. „Ich glaube es nicht. Vielmehr wird de Campos derjenige sein, der den kürzeren zieht.“

      „Da bin ich mal gespannt“, brummte Felipe. Er war immer noch wütend, aber er sah doch ein, daß die anderen recht hatten. Er hatte ja nicht einmal ein Messer. Außerdem setzten ihm seine Blessuren noch zu. Wie sollte er in einem Zweikampf bestehen? Er war, wenn er es sich richtig überlegte, viel zu geschwächt. „Meinetwegen“, sagte er. „Ich lasse das Schwein vorerst in Ruhe. Aber er bleibt ja an Bord. Wenn ich irgendwo ein Messer erwische, jage ich es ihm in seinen fetten Wanst.“

      „Fett ist er doch gar nicht“, warf Pablo ein.

      Luiz musterte den häßlichen Kerl. „Kannst du nicht mal deine Schnauze halten?“

      „Nein, wieso?“

      Marco seufzte. „Du hast die blöde Angewohnheit, im unpassendsten Augenblick die dümmsten Sachen zu sagen. Aber du lernst es wohl nie.“

      „Was denn?“ wollte Pablo wissen.

      „Vergiß es“, erwiderte Felipe mit schiefem Grinsen. Er stand auf und stöhnte. Die Schmerzen meldeten sich wieder. „Verdammter Mist. Was ich brauche, ist ein Schluck aus der Pulle.“

      Marco sagte: „Als Medizin? Ja, Rum wäre nicht schlecht. Warum versuchen wir unser Glück nicht mal schnell im Proviantraum?“

      Luiz senkte etwas den Kopf. „Und wenn sie uns schnappen?“

      „Wir dürfen uns eben nicht schnappen lassen“, sagte Felipe. „Los, packen wir’s.“

      Gesagt – getan, sie schlichen zum Proviantraum. Der Proviantmeister der „Monarca“ befand sich an Oberdeck und half beim Verarzten der Verwundeten. Die Kombüse und der Vorratsraum waren verlassen. Diese günstige Gelegenheit nutzten die vier Kerle.

      Sie stopften sich Schiffszwieback und Hartwurst in die Münder und spülten mit Wein und Rum nach. Nach dieser kurzen, hastigen Mahlzeit fühlten sie sich schon bedeutend besser.

      „So, jetzt können wir weitersuchen“, sagte Marco.

      „Ja, verflucht!“ stieß der Andalusier hervor. „Das hätte ich fast vergessen! Wo, zur Hölle, steckt Lopez?“

      Die Frage blieb vorläufig unbeantwortet Luiz, Pablo, Marco und Felipe kehrten an Oberdeck der „Monarca“ zurück. Niemand hatte beobachtet wie sie den Proviantraum ein wenig geplündert hatten. Keiner behelligte sie. Sie spazierten auf der Kuhl herum und suchten nach Lopez.

      Er war ein ordentlicher Kerl, dieser Lopez. Irgendwie hatten sich die vier von der „Trinidad“ mit ihm angefreundet. Und sie hatten ihn ja auch aus dem Kabelgatt befreit. De Campos hatte den armen Teufel einsperren lassen, weil er nachts angeblich auf der Wache geschlafen hatte.

      Das war eine Unterstellung und bodenlose Gemeinheit. Lopez hatte beim Lenzen des Leckwassers mitgeholfen. Die „Sant Jago“ hatte sich mit Wasser gefüllt wie ein Bottich, die Männer an den Pumpen hatten höllisch schuften müssen.

      So wären Luiz und Felipe fast ungesehen entwischt. Aber ausgerechnet de Campos hatte ja aufkreuzen müssen! Das war ausgesprochenes Pech gewesen.

      Egal, dachte Felipe, als er an den Siebzehnpfündern der Kriegsgaleone entlangmarschierte. Wir haben noch mal Schwein gehabt. Einen Mordsdusel.

      Einige Offiziere der „Sant Jago“ waren auf der „Monarca“ eingetroffen. Sie fragten nach ihrem Kommandanten. De Alvarez verwies sie an den Feldscher. Der Feldscher gab Auskunft und deutete auf das Vordeck.

      „Er liegt im Krankenraum“, erklärte er. „Ihr Erster Offizier ist bei ihm, Señores.“

      Die Señores begaben sich in den Krankenraum, denn es war ihre Pflicht, sich über den Zustand ihres hochverehrten Generalkapitäns zu informieren.

      Inzwischen befand sich auch der Feldscher der „Sant Jago“ an Deck. Er half seinem Kollegen von der „Monarca“, die stöhnenden und jammernden Verwundeten zu behandeln.

      Luiz, Felipe, Marco und Pablo traten zu ihm.

      „Na, das nenne ich einen Zufall“, sagte der Andalusier. „So sieht man sich wieder, was?“

      Der Feldscher der „Sant Jago“ schaute zu ihm auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      „Donnerwetter“, sagte er. „Wie geht’s denn?“

      „Soweit ganz gut.“

      „Die Haie haben dich verschont, wie?“

      „Stimmt“, erwiderte der Andalusier. „Und das Seewasser ist gut gegen Degenstiche, nicht wahr?“

      Ernst nickte der Feldscher. „Es reinigt die Wunden.“

      „Hast du irgendwo Lopez gesehen?“ fragte Felipe.

      „Lopez, den Decksmann?“

      „Ja, den meine ich.“

      „Ich habe ihn nicht gesehen“, antwortete der Feldscher.

      Felipe und seine drei Kameraden blickten zum Riff. War Lopez etwa ertrunken? Oder hatten die Haie ihn gepackt und in die Tiefe gezerrt? Das hatte Lopez nicht verdient.

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