Seewölfe - Piraten der Weltmeere 535. Roy Palmer
zu. Sie begriffen und enterten zu ihm und den anderen Männern des Achterdecks auf. Hasard versuchte wie Shane, ein Gespräch mit den beiden anzufangen, aber außer den Gesten gab es keine Möglichkeit, sich mit ihnen zu verständigen.
„Sir“, sagte der Kutscher. „Sie stehen unter Schock. Ich glaube, sie müssen sich erst mal beruhigen. Und wir sollten ihnen zu essen und zu trinken geben.“
„Ja“, erwiderte der Seewolf. „Wir bringen sie in einer Achterdeckskammer unter.“ Er schaute zu Kriara. „Ihr beiden habt wirklich enormes Glück gehabt, wißt ihr das?“
„Wie ist dein Name?“ fragte Kriara.
Hasard deutete zur Küste von Madagaskar. „Seid ihr von der Insel? Von Ma-da-gas-kar?“
Failasa warf ihrer Freundin einen Seitenblick zu. „Er kennt unser Land?“
Kriara lächelte dem Seewolf zu. „Ja“, entgegnete sie und nickte. „Wir kommen von Madagaskar.“ Sie wies nach Nordosten. „Von Majunga.“
„Majunga?“ fragte Hasard.
„Ja, Majunga.“
„Was ist das?“ erkundigte sich Ben Brighton. „Ein Ort?“
„Ich glaube, ja“, erwiderte Hasard. „Ich habe den Namen auf einer der Karten gelesen.“ Wieder sah er die Mädchen prüfend an. „Warum seid ihr hier? Hat man euch ausgesetzt?“
Kriara und Failasa gaben durch Gebärden zu verstehen, daß sie nicht wußten, was er meinte. Kriara dachte dabei: dieser große Mann – er ist mehr als ein Mensch. Der Fisch-Gott hat ihn geschickt. Sie stieß Failasa mit dem Ellenbogen an und tauschte rasch ein paar Worte mit ihr. Daraufhin sanken beide Mädchen auf die Knie und verneigten sich tief vor Hasard.
„Sie scheinen ja mächtigen Respekt vor dir zu haben“, sagte Old O’Flynn grinsend. „Aber das verrät uns immer noch nicht, warum sie es geradezu darauf angelegt haben, von den Haien vertilgt zu werden.“
„Vielleicht sind sie doch Schiffbrüchige“, sagte Ben.
Don Juan mischte sich ein. „Das Ganze sieht mir eher nach einem Menschenopfer aus.“
„Verrückt“, sagte Ferris Tucker. „Wer ist so gemein, zwei junge, hübsche Mädchen den Haien zum Fraß vorzuwerfen?“
„Die Mädchen sind keine Afrikanerinnen“, sagte Hasard. „Sie scheinen eher asiatischer Herkunft zu sein. Vielleicht sind sie Malaiinnen.“
„Habe ich ja gleich gesagt“, brummte auf der Kuhl. Paddy Rogers, und seine Kameraden sahen ihn verblüfft an.
„Auf Madagaskar sollen Malaien wohnen“, fuhr der Seewolf fort. „Möglich wäre tatsächlich, daß mit diesen Mädchen ein makabres Ritual zelebriert werden sollte. Man setzte sie in das Boot, und die Strömung trug sie auf die See hinaus.“
„Und wahrscheinlich war das Boot ein bißchen angebohrt“, sagte Ferris grimmig. „Also, eine üble Sauerei. Die Kerle, die das getan haben, möchte ich zu fassen kriegen.“
Kriara richtete sich halb auf und griff nach Hasards Hand. „Sohn des Fisch-Gottes, du hast uns gerettet! Wirst du auch unsere Männer retten? Schickst du sie zu uns zurück?“
„Wir brauchen einen Dolmetscher“, sagte Shane.
„Wir werden einen suchen“, entgegnete der Seewolf. „Setzt die Segel. Wir nehmen Kurs auf Majunga. Die Mädchen werden uns dorthin führen, wo sich ihr Dorf befindet. An Ort und Stelle kriegen wir schon heraus, was hinter dem Vorfall steckt.“
Wenig später nahm die „Santa Barbara“ wieder Fahrt auf – mit Kurs auf die westliche Küste von Madagaskar. Der Tag würde vergehen, ehe die Seewölfe das Ziel erreichten, denn die Insel war sehr groß. Erst in der Nacht, so rechnete Hasard anhand der Karten aus, konnte man in Majunga sein.
Aber das spielte keine Rolle. Er hatte ohnehin vorgehabt, sich ein wenig vor Madagaskars Küsten umzutun und das Land zu erforschen, hier und da vielleicht auch Proviant und Wasser an Bord zu nehmen. Dazu bot sich jetzt eine Gelegenheit. Im übrigen hatte er den festen Vorsatz, dem auf den Grund zu gehen, was beinahe zum Tod der Mädchen geführt hätte. Nach seinen Begriffen war das ein Fall von versuchtem Mord.
Kriara und Failasa wurden vom Kutscher, von Mac Pellew und den Zwillingen mit Essen und Trinken versorgt. Immer wieder verneigten sich die Mädchen. Sie murmelten Worte des Dankes und der Ehrfurcht. Kurz darauf legten sie sich in der Achterdeckskammer auf die Kojen, die Hasard ihnen als Lager hatte zuweisen lassen.
Nur wenige Augenblicke verstrichen, und Kriara und Failasa schliefen ein. Erst jetzt spürten sie, wie sehr die Ereignisse der vergangenen Stunden an ihren Kräften gezehrt hatten.
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