Seewölfe - Piraten der Weltmeere 314. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 314 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-711-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Der siebzehnte März des Jahres 1593 artete in dem finnischen Hafenstädtchen Abo fast zu einem Volksfest aus.

      Um dem Pöbel vorzugreifen und sich keinen weiteren Ärger einzuhandeln, der sich in Richtung Lynchjustiz bewegte, hatte das Gericht beschlossen, die Todesurteile gegen Paavo Korsumäki und einer Handvoll seiner Kumpane noch am selben Tage zu vollstrecken.

      In Abo sprach sich das in Windeseile herum, und nun strömten die braven Bürger von allen Seiten zusammen, um sich das Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Verständlicherweise war das Volk erregt, denn Korsumäki war nicht nur ein noch nicht zum Christentum bekehrter Heide, sondern ein Brandstifter, Schnapphahn und Mörder, der einen Teil von Abo in Schutt und Asche gelegt hatte.

      Auch ein Fremdenhasser war er, das hatten die Seewölfe am deutlichsten zu spüren gekriegt. Korsumäki hatte sich auch nicht gescheut, Hasard junior zu entführen und den Seewölfen Ärger über Ärger einzubringen.

      Jetzt war das Maß voll, die Gerechtigkeit nahm ihren Lauf.

      Einige der Bürger Abos hatten Schnapsflaschen dabei und gossen den Fusel wild in sich hinein. Das heizte die Stimmung kräftig auf, und so standen sie schreiend und drohend auf dem Marktplatz und warteten darauf, daß es Korsumäki im wahrsten Sinne des Wortes an den Kragen ginge.

      Auf dem Marktplatz war in der Nacht ein sogenannter mehrschläfriger Galgen errichtet worden, ein Galgen an dem bis zu einem Dutzend Leute aufgeknüpft werden konnten.

      Paavo Korsumäki war als rachsüchtiger Kerl bekannt, unter dessen Knute es immer wieder Mord und Totschlag, Schändung und Brandstiftung gegeben hatte. Das Volk war nicht so rachsüchtig, doch jetzt brachen die Emotionen durch, und jeder wollte sich an Korsumäki wenigstens über die Justiz rächen, wenn er schon nicht selbst Hand an ihn und seine Kumpane legen konnte.

      Sie standen in der Nähe des Galgens, gefesselt, schwer bewacht durch Soldaten und Henkersknechte, die sie keinen Moment aus den Augen ließen.

      Die Meute schrie und johlte. Etliche Männer, die schon stark angetrunken waren, drängten rücksichtslos durch die Menge und schoben sich weiter nach vorn, um Korsumäki ihre Verachtung, ihren Spott und Hohn ins bärtige Gesicht zu schleudern.

      Offenbar ließ den Bärtigen das kalt, nur seine Blicke huschten unruhig über die Menge. Er schien nach einem Fluchtweg zu suchen, doch noch war er an den Wagen angekettet, der sie alle zum Richtplatz gekarrt hatte.

      Der Stadtkommandant Eino Pekkanen, ein hagerer ernst blickender Mann, trat vor und musterte die erwartungsvolle Menge, die sich kaum beruhigen konnte.

      „Ruhe!“ schrie er laut. „Haltet euch zurück und benehmt euch anständig. Ihr befindet euch auf einer Richtstätte und nicht auf einem Rummelplatz.“

      Das Gemurmel, Gezeter und Geschrei verklangen nach seinen Worten. Tiefe Ruhe kehrte auf dem Marktplatz ein.

      „Das Urteil ist verkündet und wird vollstreckt“, sagte ein anderer Mann neben dem Kommandanten und wies auf den Henker und seine Richtgesellen, die ein letztes Mal die Richtstätte und den Galgen kontrollierten. Neben dem Stadtkommandanten standen acht Gendarmen mit angeschlagenen Musketen.

      Es ging alles recht formlos vor sich, es war auch keine Schuld mehr festzustellen, und das Urteil war verkündet. Der erste der Kerle wurde von dem Wagen losgeschlossen und mußte das Podest besteigen. Die anderen wurden aufgefordert, sich umzudrehen und waren gezwungen, zuzusehen, wie ihre Kumpane aufgeknüpft wurden.

      Der Anführer Korsumäki zeigte jetzt die erste Regung. Seine Augen flackerten, er bewegte sich unruhig in seinen Ketten und räusperte sich unentwegt. In den Augen von ein paar anderen stand nackte Angst, als der Henker dem ersten Mann die Schlinge um den Hals legte.

      Einer der Verurteilten begann laut zu schreien, als derbe Fäuste ihn packten und ebenfalls nach vorn stießen. Er winselte um Gnade, schrie und bettelte, doch niemand hatte Erbarmen mit ihm. Als er laut schrie, begann die Menge wieder zu grölen.

      Ja, sie gönnten es diesen Brandstiftern und Mördern, daß sie ihr Ende am Galgen fanden, und jedesmal, wenn sich die Schlinge zuzog und der nächste den Boden unter den Füßen verlor, brüllten die Bürger. Danach gab es einige Sekunden lang Ruhe, bis der nächste an der Reihe war.

      Ein Priester war nicht erschienen, denn keiner aus der Bande war zum Christentum bekehrt worden. So wurde auch nicht lange geredet, und niemand sprach ein letztes Wort oder Gebet. So unchristlich, wie sie gelebt hatten, starben sie auch.

      Als der letzte seiner Brandstifter-Kumpane sein Leben am Galgen aushauchte, wurde Korsumäki grün im Gesicht. Sein Bart zitterte, seine Hände zitterten, sein ganzer Körper war in unruhiger Bewegung und schüttelte sich. Anderen gegenüber hatte er kein Erbarmen gezeigt, hatte ihre Angst verlacht, doch nun, da er selbst an der Reihe war, empfand er diese Angst ebenso oder noch viel schlimmer. So ehrlos, wie er immer gelebt hatte, so ehrlos ging es jetzt auch mit ihm zu Ende.

      Absichtlich hatten sie den Anführer als letzten in die Reihe der Todeskandidaten gestellt. Er sollte nicht nur den einen Tod sterben, sondern gleich mehrere.

      Als sie ihn von der Kette losschlossen, hörte sein Zittern auf. Er schien jetzt ruhig und gefaßt, den Blick hatte er auf seine am Galgen hängenden Kumpane gerichtet.

      „Vorwärts mit dir!“ rief der Henkersknecht.

      Nur eine Schlinge baumelte jetzt noch vom Galgen, die darauf wartete, daß Korsumäki mit des Seilers Tochter Hochzeit feierte. Er stieg die Stufen hinauf, reckte den Kopf und wartete scheinbar ruhig und gefaßt auf sein Ende. Als der Henker nach der Schlinge griff, stieß der Finne mit dem Stiefel zu, trat nach den Knechten und sprang mit einem wilden Satz vom Podest. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt, aber er versuchte, sich mit Kopf, Schultern und Beinen den Weg durch die Menge freizukämpfen.

      Damit war aber die Volksmenge keinesfalls einverstanden. Von allen Seiten setzte es wilde Hiebe, Püffe und Schläge, bis Korsumäki in der Mauer aus Leibern hoffnungslos unterging. Sie hoben ihn über die Köpfe. Hundert Arme bewegten den zappelnden Mann wieder nach vorn zu der Richtstätte.

      Die Henkersknechte stürzten sich in die Menge, die Soldaten stürmten vor, und die Gendarmen sprangen hinzu. Sie hoben Korsumäki auf, hielten seine Beine fest und schleppten ihn wieder zurück. Die Volksmenge grölte jetzt noch lauter und schrie sich die Kehlen heiser.


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