Seewölfe - Piraten der Weltmeere 314. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 314 - Fred McMason


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erkundigte sich Ed wütend. „Mir geht nämlich dieses verdammte Gegacker elend auf den Geist, daher pfeife ich auf die paar Eier. Die Viecher werden geschlachtet, dann gibt es endlich Ruhe.“

      Mac Pellew sah den Profos sauertöpfisch an. Der Kutscher hatte aber ein paar Einwände.

      „Überlege mal, Ed, was man aus Eiern alles zubereiten kann. Wir könnten sie als Spiegeleier in die Pfanne hauen, oder wir könnten Rühreier daraus bereiten als nette Abwechslung zum Frühstück.“

      „Oder Omelett“, warf Mac Pellew eifrig ein. „Schöne heiße Riesenpfannkuchen mit Rohzucker bestreut oder mit Sirup.“

      Carberry hörte schweigend zu und leckte sich ganz unbewußt über die Lippen.

      „Wann gibt’s die denn?“ fragte Paddy Rogers begierig, der einen leichten Hang zur Verfressenheit hatte, und sich schon von Bergen von Riesenpfannkuchen umgeben sah.

      „Noch gibt’s gar nichts“, sagte der Kutscher, „denn noch haben wir uns nicht entschieden.“

      „Mann“, stöhnte Mac Pellew, „Eier gehören auch in den Kuchen. Wir könnten doch einen großen Rosinenkuchen backen, und dazu brauchen wir natürlich Eier.“

      Er sah in lüstern grinsende Gesichter. Smoky war schon ganz gierig, Matt Davies verzog das Gesicht, Paddy Rogers aß bereits in Gedanken, und Blacky und Jack Finnegan hatten ebenfalls diesen heißhungrigen Blick drauf.

      Der Profos war schon nahe an der Grenze, wo er sich verführen ließ. Er überlegte immer noch krampfhaft, da hatte Smoky ein weiteres Argument zur Hand.

      „Wir sollten sie vorerst am Leben lassen“, schlug er vor, „und erst einmal den Eiersegen abräumen. Ich hab nämlich mal gehört, daß man die Eier auch schaumig schlagen kann und dann mit Rotwein und etwas Zucker verquirlen. Das gibt Gesundheit, Kraft und ausdauernde Stärke, ein Zaubermittel soll das sein.“

      „Jetzt fängt der auch schon damit an“, brummte Ed. „Erst faselt Mac von seinen Räucherheringen aus Bornholm und sagenhafter Manneskraft, und jetzt labert Smoky das gleiche Zeug. Ihr habt’s ja verdammt nötig, ihr Rosinenkacker.“

      „Das soll wirklich einmalig sein“, behauptete Smoky.

      Sie redeten sich die Köpfe heiß und sprachen auch über die noch ungelegten Eier, während Hasard kopfschüttelnd an der Schmuckbalustrade stand und dem hitzigen Wortgefecht lauschte. Sein Gesicht sah dabei allerdings so aus, als litte er heftige Zahnschmerzen. Die Kerle kriegten sich wegen der paar Hühner und Eier fast in die Haare, und das Gezeter unter ihm wurde immer lauter.

      „Mein Gott“, sagte Ben Brighton ergeben, „das geht ja wieder mal zu wie in einem Tollhaus.“

      „Laß sie sich nur abreagieren“, meinte Hasard. „Wenn sie weiter keine Sorgen haben, bin ich schon zufrieden.“

      Er sah dem Schauspiel auch weiterhin ziemlich gelassen zu. Sollten sich die Gemüter doch erhitzen.

      Hasard selbst betrachtete die Küstenlandschaft, wofür die anderen wegen ihrer „Hühnerdebatte“ natürlich keinen Blick übrig hatten.

      Achteraus von der Halbinsel Hangö waren noch die girlandenförmigen Moränenzüge des Salpausselkä-Rückens zu erkennen, die in der Halbinsel endeten. Der Moränenrükken trennte hier die Südfinnische von der Bottnischen Küstenebene. Kleine Flüsse aus dem Land der fünfzigtausend Seen ergossen sich silbrig ins Meer.

      Carberry begann sich schon wieder zu ereifern.

      „Schlachtet die Biester endlich!“ rief er. „Dann haben wir Ruhe. Die Hühner sind sowieso ein dämliches und beknacktes Volk. Hin und wieder legen sie mal ein Ei, aber sie produzieren auch einen Haufen Dreck, und der wiegt das nicht auf. Weg damit, sage ich.“

      „Hast du schon wieder ein Attentat gegen den geistigen Fortschritt vor?“ fragte der Kutscher. „Laß die anderen ihre Argumente doch auch mal vorbringen.“

      „Ich werde dir gleich was auf die Klüsen hauen“, sagte Ed drohend.

      „Typisch“, höhnte der Kutscher. „Der Mensch war schon immer der Irrläufer der Evolution, dem absurderweise die Fähigkeit zum friedlichen Zusammenleben mit seinesgleichen fehlt. Ihr seht dieses typische Merkmal besonders ausgeprägt bei unserem Profos. Der haut erst immer die Klüsen dicht, statt …“

      „Streitet euch doch jetzt nicht“, sagte Smoky. „Wenn ihr beiden euch am Hals habt, dann hört das nie auf. Du, Kutscher, quasselst mitunter so’n gelabsalbtes Zeug, das kein Mensch mehr versteht, und Ed hält die Fäuste hoch, wenn er gegen deine Labsalberei nicht mehr anstinken kann. Verflucht, ich bin hier der Decksälteste, und daher schlage ich vor, wir stimmen ab, und ihr begrabt euren Streit.“

      „Sehr vernünftig“, sagte Ferris Tucker, „das schlage ich auch vor, und so halten wir es auch. Also, los, stimmen wir ab. Wer ist dafür, daß wir die Schlachtung noch aufschieben?“

      „Mußt du rothaariger Vorspillhering mir jetzt auch noch in den Rükken fallen?“ knirschte der Profos erbittert. Aber er fand diesmal keine Unterstützung.

      Lediglich Paddy Rogers war noch unschlüssig, wie er sich verhalten solle, denn der Profos sah ihn an und senkte dabei den Daumen nach unten, um Paddy zu beeinflussen. Aber dem gingen immer noch die seltsamen Wörter durch den Schädel, und an denen hatte er noch eine Weile zu grübeln.

      Die Abstimmung ergab ein vernichtendes Ergebnis für Carberry.

      Paddy enthielt sich der Stimme, weil er mit seinen Gedanken noch nicht klar kam, die anderen entschieden sich gegen die Schlachtung, was Ed mit den bitteren Worten quittierte, hier sei eine Verschwörung gegen ihn im Gange, und die habe er den gesalbten Sprüchen des Kutschers zu verdanken. Und überhaupt würden die anderen nur so tun, als hätten sie das begriffen, um vor dem Kutscher nicht so dämlich dazustehen.

      Sie hörten nicht mehr auf ihn. Mac Pellew grinste jetzt bis über beide Ohren und schickte sich an, den oberen Käfig zu öffnen, um die Eier herauszuholen.

      Da nahm das Drama seinen weiteren Verlauf, und das Unheil begann.

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