Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


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die in der Höhle neben dem ersterbenden Feuer lag.

      „Wer ist das denn?“ fragte er. „Wie wäre es überhaupt, wenn du uns alles erklären würdest, was hier passiert ist?“

      „Sofort“, entgegnete Stenmark, aber er blickte erst einmal zu Nils und zu Dan, die ihm zuwinkten.

      „Was sollen wir mit den Kerlen hier tun?“ wollte Dan wissen.

      „Reißt ihnen die Masken herunter“, sagte der Seewolf. „Ich nehme an, Stenmark will sie sich aus der Nähe ansehen – oder irre ich mich?“

      „Das tust du nicht. Sir, wie soll ich dir bloß danken? Wie hast du herausgekriegt, daß ich hier festsaß?“

      „Später erzähle ich dir auch das“, erwiderte der Seewolf. Sie traten zu den Bewußtlosen und zu dem verletzten Kerl, der stöhnend im Schnee kauerte. Stenmark demaskierte ihn als ersten – und stellte fest, daß er Sune vor sich hatte.

      „Wo ist Olaf Sundbärg?“ fragte er ihn.

      „Weiß ich nicht.“

      „Du lügst! Soll ich es aus dir herausprügeln?“

      „Du kannst mich töten, aber mich bringst du nicht zum Sprechen“, erwiderte Sune mit verzerrtem Gesicht.

      Stenmark ging zu den beiden ohnmächtigen Männern und zerrte auch ihnen die Vermummung von den Köpfen. Wieder erkannte er zwei Männer der Sundbärg-Clique, deren Namen er jedoch nicht wußte. Der vierte, der geflohen war, mußte derjenige sein, der im Hohlweg auf Björnson geschossen hatte.

      „Was soll mit ihnen geschehen?“ fragte nun auch Nils Larsen.

      „Stenmark muß das entscheiden“, sagte der Seewolf.

      Stenmark zuckte mit den Schultern. „Wir lassen sie laufen, was denn sonst? Ich bin kein Mörder und kein Menschenquäler, auch wenn man dies von mir behauptet.“ Er bückte sich, rieb den beiden besinnungslosen Kerlen Schnee in die Gesichter und wartete, bis sie das Bewußtsein wiedererlangt hatten. Dann sagte er: „Bestellt Olaf einen schönen Gruß von mir. Er wird es noch schwer bereuen, was er getan hat. So, und jetzt haut ab.“

      Sie konnten es kaum glauben, erhoben sich aber doch mit verwunderten Mienen und stolperten zu ihrem verletzten Kumpan. Sie halfen auch ihm auf die Beine, dann wankten sie zu dritt davon und verschwanden im Wald. Irgendwo hatten sie ihre Pferde versteckt, die sie jetzt losbanden, um auf dem schnellsten Weg nach Kungelf zurückzukehren.

      „Mein Leben hat am seidenen Faden gehangen“, erklärte Stenmark seinem Kapitän und seinen Kameraden. „Aber das bleibt auch weiterhin so. Ich will euch nicht länger verheimlichen, was mich nach Kungelf geführt hat.“ In knappen Worten setzte er ihnen auseinander, um was es ging.

      Hasard sagte: „Wir wissen auch, daß du kein Mörder und Frauenschänder bist, Sten. Nun hör schon auf, dich zu verteidigen. Wenn es sein muß, erzähle ich dem Richter von Göteborg, was für ein umsichtiger und mutiger Mann du bist – und daß du niemals einem wehrlosen Menschen etwas zuleide tun würdest, nicht einmal einer Fliege.“

      „Danke, Sir.“

      „Also los“, sagte Hasard. „Wir müssen uns um den Hauptmann Björnson kümmern.“ Er ging zur Höhle, betrat sie, beugte sich über den nach wie vor reglos daliegenden Mann und erkannte, daß dieser bereits Fieber hatte.

      Ohne lange zu fackeln, luden die vier Männer ihn auf eins ihrer Pferde, dann saßen sie auf und ritten nach Göteborg. Stenmark saß mit bei Hasard auf der Stute, Dan war zu Nils in den Sattel gestiegen, und das dritte Pferd mit dem Landeshauptmann führten sie am Zügel hinter sich her.

      In Göteborg suchten sie nicht erst lange nach einem Arzt, sondern brachten Björnson sofort an Bord der „Isabella“. Hier wurden sie von der komplett versammelten Crew erwartet, und auch Örjan, der Mietstallbesitzer, war noch zugegen. Der Kutscher und Mac Pellew schafften den Landeshauptmann ohne große Umstände in den Krankenbereich des Vordecks und kümmerten sich um ihn.

      Der Kutscher holte dem Mann die Kugel aus der Schulter, Mac Pellew hantierte mit sauberen Leinentüchern, heißem Wasser und heilenden Salben und Mixturen.

      Eine halbe Stunde später konnte der Kutscher aufs Hauptdeck hinaustreten und den Männern mitteilen: „Der Hauptmann wird es überstehen. So weit, daß er dem Starrkrampf erliegt, war die Infektion noch nicht fortgeschritten.“

      Stenmark atmete auf, dann aber drängte er darauf, daß man seinen Vetter Olav Sundbärg hinter Schloß und Riegel bringen müsse. Er wandte sich an Örjan und sagte: „Übernehmen Sie das, Örjan. Gehen Sie zum Richter und informieren Sie ihn über alles, was Sie hier soeben vernommen haben.“

      „Natürlich tue ich das gern“, sagte der Mietstallbesitzer. „Aber ich weiß nicht so recht, ob er mir Glauben schenkt.“

      Nils Larsen übersetzte dies. Der Seewolf trat zwischen Stenmark, Örjan, Dan O’Flynn und Ben Brighton, die dicht beieinander standen, und hob die Hand, um die einsetzende Diskussion zu unterbrechen.

      „Wir suchen den Richter selbst auf“, sagte er. „Mit einer Abordnung. Sie besteht aus Stenmark, Nils, Dan und mir. Nein, bitte keine anderen Wortmeldungen und Vorschläge jetzt, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“

      So standen sie knapp eine halbe Stunde später vor dem Stellvertreter des Häradshöfding – Örjan hatte sie begleitet. Der Stellvertreter hörte sich ruhig an, was sie vorzubringen hatten, dann aber erklärte er: „Der Häradshöfding ist zu einem Thing nach Marstrand gesegelt und wird erst in zwei Tagen zurückerwartet. Aber ich bin bereit, mit Ihnen nach Kungelf zu reiten, meine Herren, um dort Olaf Sundbärg festzunehmen. Die Tatsache, daß es seine Freunde waren, die auf den Landeshauptmann geschossen haben, scheint mir ausreichend zu sein, um eine Verhaftung zu begründen. Mit den vier Kerlen selbst werden wir vom Gericht uns auch noch befassen, darauf können Sie sich verlassen. Sundbärg steht unter dem dringenden Verdacht, der Anstifter zu dem Attentat gewesen zu sein, und ich kann nicht dulden, daß er sich weiterhin auf freiem Fuß befindet.“

      Hasard und seine Kameraden zeigten anerkennende Mienen, als Stenmark ihnen diese Worte übersetzte.

      „Ich habe mich in den Schweden also doch nicht getäuscht“, sagte Hasard. „Leider stellen dein Vetter und seine Verbündeten eine Ausnahme dar, aber schwarze Schafe gibt es ja überall, in jedem Volk, nicht wahr?“

      „Leider“, entgegnete Stenmark. „Aber jetzt muß Olaf ein Geständnis ablegen, es bleibt ihm nichts anderes mehr übrig.“

      Als sie am frühen Morgen in Kungelf eintrafen, war der Vogel jedoch ausgeflogen, und Hamren, der Wirt, zuckte nur mit den Schultern, als der stellvertretende Richter ihn nach Sundbärgs Verbleib befragte.

      „Sehen Sie doch auf dem Gehöft nach“, sagte er. „Nach der Schlägerei von gestern abend hat er noch ein Bier getrunken und ist dann nach Hause gegangen. Ich kann das bezeugen.“

      „So?“ sagte der Richter. „Nun gut, ich überprüfe Ihre Aussage, Hamren. Aber Sie kommen mit. Und wo sind die anderen – Sune und alle, die Sundbärg gegen Stenmark unterstützt haben?“

      „Keine Ahnung.“

      Hamren blieb weiterhin hartnäkkig. Hasard, Stenmark, Nils und Dan griffen in die Vernehmung nicht ein, sie sprachen kein Wort. Die Gruppe begab sich zum Gehöft der Sundbärgs, doch hier traf sie nur den alten Sixten an, der gerade auf dem Hof Schnee fegte.

      „Du hier?“ sagte er, als er Stenmark endlich erkannte. Er kniff die Augen zusammen, sein Gesicht verzerrte sich. „Du hättest nicht zurückkehren sollen, Stenmark, es ist dein Untergang. Es gab Zeiten, da habe ich dich wie meinen eigenen Sohn geliebt, aber ich kann dir das, was du getan hast, nicht verzeihen.“

      „Du irrst dich“, sagte Stenmark. „Ich bin unschuldig. Aber das wirst du mir wohl niemals glauben. Wo ist Olaf?“

      „Zur Jagd in den Wäldern.“

      „Das nehme ich Ihnen nicht ab, Sixten Sundbärg“, sagte


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