Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


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wütend aus, dann fuhr er in seiner Tätigkeit fort, ohne den Männern noch weiter Beachtung zu schenken. Doch er ahnte bereits, daß an den Anschuldigungen, die Stenmark gegen seinen Vetter ausstieß, etwas Wahres sein mußte.

      Der Stellvertreter des Richters durchsuchte die Gebäude des Anwesens, vermochte Olaf aber nirgends zu entdecken. Das Aufgebot kehrte mit Hamren nach Göteborg zurück, und hier begann der Richter nun, Hamren scharf ins Verhör zu nehmen.

      Sixten Sundbärg wartete den ganzen Tag über auf seinen Sohn, doch der ließ sich nicht blicken. Sixten wollte eine Erklärung, keine Ausflüchte mehr, mit denen Olaf ihn jahrelang hingehalten hatte, doch es sollte das Gericht sein, das die Entscheidung herbeiführte. Zum Hof kehrte Olaf nicht mehr zurück.

      Hasard schickte Nils Larsen als Boten zur „Isabella“, damit die Männer über alles unterrichtet wurden, er selbst blieb mit Stenmark und Dan bis zum Abend im Gerichtsgebäude und wohnte dem Verhör bei.

      Der stellvertretende Richter ging nicht sehr rücksichtsvoll mit Hamren um. Das Ergebnis war, daß der Wirt beim Dunkelwerden fast zusammenbrach und endlich gestand, was er wußte.

      „Ja“, stöhnte er. „Es ist wahr. Stenmark kann nicht der Mörder von Kerstin Nilsson sein.“

      „Warum nicht?“ fuhr der Stellvertreter ihn an. „Warum haben Sie das achtzehn Jahre lang verheimlicht?“

      „Olaf Sundbärg hat mich dafür bezahlt“, gab Hamren zu. „An dem Abend, an dem das Mädchen getötet wurde, war es Stenmark, der zu der Tatzeit bei mir im Wirtshaus saß. Später erschien Sundbärg, und sein Gesicht war ziemlich zerkratzt und blutig. Er kam zu mir ins Hinterzimmer, ohne daß Stenmark ihn sah. Er bot mir eine Menge Geld für mein Stillschweigen, und ich willigte ein. Ich versprach ihm auch, Stenmark betrunken zu machen, wie er es von mir verlangte. Das tat ich dann. Als Stenmark so voll war, daß er kaum noch auf seinen Beinen stehen konnte, setzte ich ihn vor die Tür. Draußen, im Dunkeln, war es dann Olaf Sundbärg, der ihn in Empfang nahm, um ihn nach Hause zu bringen. Mehr weiß ich nicht.“

      „Ich habe in der Akte des Falles nachgelesen, Was weiter geschah“, erklärte der stellvertretende Richter. „Am nächsten Morgen wurde Stenmark aus dem Bett heraus verhaftet. Er hatte einen Kater und wußte von nichts, wie er selbst angab. Aber in seinem Gesicht hatte er Kratzspuren, und seine Kleider waren voller Blut. Sein Messer wurde bei der Ermordeten gefunden, alles sprach gegen ihn. Olaf Sundbärg, so wurde von mehreren Zeugen übereinstimmend zu Protokoll gegeben, befand sich zur Jagd in den Wäldern.“

      „Bis seine eigenen Kratzspuren verheilt waren“, sagte der Seewolf, nachdem Stenmark ihm alles übersetzt hatte. „Jetzt ist mir alles klar.“

      Der Stellvertreter des Häradshöfding erhob sich.

      „Hamren“, sagte er. „Sie sind verhaftet und werden wegen Mitwisserschaft hier in Göteborg unter Arrest gestellt.“ Er winkte zwei Wachtposten zu, die den Mann an den Armen packten und abführten.

      Der Häradshöfding kehrte am nächsten Mittag nach Göteborg zurück, und sofort wurde ein neuer Thing einberufen. Die Verhandlung fand in der Öffentlichkeit statt. Unter anderem waren Helge Arvidson, Börje Magnusson, Aina und Örjan als Zuhörer erschienen, aber auch der Landeshauptmann Stig Björnson fehlte nicht. Er trug einen dicken Verband und war noch sehr blaß im Gesicht, aber er konnte Stenmark schon wieder zulächeln und ihm alles Gute wünschen.

      Hamrens Geständnis wurde verlesen, dann erhoben sich der Richter und die zwölf Beigeordneten des Things, und der neue Urteilsspruch wurde verkündet.

      Stenmark war von jeder Schuld freigesprochen und rehabilitiert. Der alte Makel war getilgt, die Ehrenrettung spät, aber doch noch rechtzeitig genug herbeigeführt.

      Carberry, Big Old Shane, Ben und Roger Brighton und Old O’Flynn waren ein wenig zu spät erschienen und drückten sich neben Hasard, Dan und Nils auf eine der langen Bänke. Der Profos saß ganz rechts außen und reckte den Hals, um Stenmark vorn am Tisch des Richters erkennen zu können.

      Ein Mann schob sich neben Carberry auf die Bank. Carberry versuchte, nach links zu rücken, stieß dabei aber Shane an, der ihm zuzischte: „Kannst du nicht still sitzen? Mann, die Schweden schmeißen uns hier gleich ’raus, wenn du dich nicht benehmen kannst.“

      Carberry brummelte etwas Unverständliches, dann warf er dem Ankömmling zu seiner Rechten einen tadelnden Blick zu. Dieser trug – das stellte der Profos erst in diesem Augenblick fest – seine Mütze tief ins Gesicht gezogen und hatte außerdem einen dicken Schal um seinen Hals gewickelt, der die Mundpartie und das Kinn völlig verdeckte.

      Dies fand Carberry seltsam, aber er schaute nach vorn und tat so, als schenke er dem Mann keine Aufmerksamkeit. Aus den Augenwinkeln heraus verfolgte er jetzt jedoch, wie der Kerl unter die Jacke griff und eine Steinschloßpistole hervorholte.

      Er richtete sich halb auf, spannte den Hahn der Waffe und wollte auf Stenmark anlegen, aber plötzlich wurde Carberry aktiv. Er riß die Faust hoch. Die Pistole richtete sich zum Himmel, ihr Besitzer stöhnte entsetzt auf, denn Carberrys Knöchel hatten seinen Unterarm so heftig getroffen, daß er wie gelähmt war.

      „Ed, zum Teufel, was ist denn jetzt wieder los?“ fragte Shane aufgebracht. Er sah nach rechts – und sah den Profos aufspringen.

      Alle Anwesenden wurden auf Carberry aufmerksam, der dem Vermummten die Pistole entwand und ihn dann durch einen weiteren Fausthieb zu Boden schickte. Uniformierte Wächter eilten herbei, der Richter und die Beigeordneten blickten sich untereinander verblüfft an.

      Hasard drängte zu Carberry vor, und sie beugten sich gemeinsam über den bewußtlos Zusammengebrochenen. Eben näherte sich auch Aina und traf noch vor den Wachtposten bei ihnen ein.

      Hasard riß dem fremden Mann die Mütze vom Kopf, Carberry nahm ihm den Schal ab.

      Aina schrie auf. „Das ist Olaf Sundbärg!“

      Jetzt waren auch die Wächter heran, hielten die Zuhörer von Sundbärg fern und halfen ihm, als er wieder zu sich kam, auf die Beine. Sundbärg wehrte sich, doch es nutzte ihm nichts. Er wurde dem Gericht vorgeführt, und Carberry trug die Pistole, deren Hahn er vorsichtig in die Ruheposition zurückführte, zum Tisch und legte sie dem Häradshöfding genau vor die Hände.

      Sundbärg hatte Stenmark töten wollen, doch Carberry hatte es zu vereiteln gewußt. Somit hatte Sundbärg die letzten Zweifel, die noch an seiner Schuld bestehen mochten, selbst beseitigt.

      Nur kurze Zeit dauerte die abschließende Verhandlung gegen Olaf Sundbärg an, dann verkündete der Richter auch dieses Urteil: „Olaf Sundbärg, du wirst im Morgengrauen des neuen Tages am Halse aufgehängt, bis kein Leben mehr in dir ist!“

      Die Seewölfe nahmen diese letzten Worte, die Stenmark selbst ihnen übersetzte, mit an Bord der „Isabella“. Keiner konnte Sundbärg bedauern, alle waren froh, daß Stenmark endlich freigesprochen war.

      An diesem Abend fand ein Bordfest statt, zu dem Aina, Magnusson, Arvidson, Örjan und der Landeshauptmann eingeladen waren. Stenmark hatte in seiner Heimat neue Freunde gewonnen – auch dies hätte er sich nicht träumen lassen. Sie sprachen noch lange über vergangene Zeiten und über die Gegenwart, und Hasard erfuhr bei dieser Gelegenheit so manches, das ihm bei der weiterführenden Reise durch die Ostsee nützlich sein würde.

      Verspätet – die Ruderkette war inzwischen repariert – lief die „Isabella IX.“ am nächsten Morgen aus dem Hafen von Göteborg aus. Keiner der Männer nahm an der Hinrichtung teil, doch sie alle glaubten zu sehen, wie Olaf Sundbärg jetzt seinem Henker vorgeführt wurde.

      Stenmark stand noch an der Heckreling und winkte Aina zu, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Sie stand auf der Holzpier, an der die Galeone gelegen hatte. Eines Tages, so hofften sie beide, würden sie sich wiedersehen.

      Stenmark wandte sich zu Hasard um. „Danke für die Sondergenehmigung, das Achterdeck betreten zu dürfen, Sir“, sagte er.

      „Sei doch nicht so förmlich, Sten.“

      „In Ordnung. Ich melde mich zum


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