Seewölfe - Piraten der Weltmeere 65. John Curtis

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 65 - John Curtis


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      In den gelben Augen Bombardes glomm ein tückisches Licht auf. In Verbindung mit der Gier, die ihn gerade beherrschte, nahm sein Gesicht einen Ausdruck an, wie ihn ein alter Pavian zeigt, in dessen Harem ein jüngeres Männchen zu wildern beginnt. Seine Hand kroch zum Gürtel, wo das Messer in einer Scheide steckte.

      „Du kuhäugiger Sohn einer gottverdammten französischen Hafenhure“, sagte er zischend, „du parfümierter Schmalzgockel! Dir schlitz ich den Bauch auf und schneid dir was ab, du krummer Bastard! Dir werd ich beibringen, einem Bombarde das Weib zu klauen, du verlauster Hurenbock …“ Mit einem Ruck hatte er das Messer aus der Scheide, ein Ding von der Länge eines Unterarms, zweischneidig geschliffen, mit Blutrille versehen und einer Spitze, die nadeldünn war. In der Hand dieses stämmigen, kleinen Muskelpakets von Mann verkörperte dieses Messer eine Waffe, die schneller und tödlicher wirkte als der Biß einer Viper.

      Der Marquis wußte das. Er war Degenkämpfer. Aber seine Waffe hatte er noch nicht heraus, und wenn er sie heraus hatte, würde sie ihm nichts mehr nutzen, weil Bombarde nicht nur ein virtuoser Messerkämpfer, sondern ein noch besserer Messerwerfer war.

      Der frauenbetörende Ausdruck im Gesicht des Marquis verschwand wie Schnee in der Sonne, und aus dem schönen Gesicht wurde eine Fratze aus Angst, Wut und Haß.

      Der Tod hatte seine beiden knochigen Arme zum Sensenhieb zurückgeschwungen und grinste bereits.

      Das war der Moment, in dem das Narbenweib seinen Racheplan zu Ende gedacht hatte und erst jetzt bemerkte, daß der eine von den beiden Verehrern sehr schnell kein Verehrer, sondern nur noch ein toter Mann sein würde.

      Maria Juanita wurde zur fauchenden Katze. Die beiden Narben, die ihr Gesicht zu einer verwüsteten Landschaft gestaltet hatten, glühten rot auf.

      „Weg mit dem Messer!“ pfiff sie den bulligen Bombarde an und reckte sich vor ihm auf, die Fäuste in die Hüften gestemmt, die Brüste herausgewölbt wie zwei pralle Melonen, überreif, um gepflückt zu werden.

      Bombarde ließ das Messer sinken und glotzte auf das, was ihm dargeboten wurde. Seine Hitze ließ keineswegs nach.

      „Dieser Bastard wollte …“ Weiter gelangte er nicht.

      „Halts Maul!“ fauchte ihn das Narbenweib an und stampfte mit dem Fuß auf. „Jetzt red ich, und ihr werdet zuhören oder könnt zur Hölle gehen, verstanden?“ Unter dem Blick dieses monströsen weiblichen Ungeheuers schrumpften die beiden Kerle sichtlich zusammen.

      „Was ist denn jetzt los?“ murmelte Bombarde verwirrt und steckte das Messer in die Scheide.

      Die Hure Maria Juanita, deren Gesicht zerstört war, wußte, wie Männer kirre zu kriegen waren. Mit einer langsamen, aufreizenden Bewegung öffnete sie ihre Bluse und sagte mit heiserer Stimme: „Ihr seid scharf, wie? Ihr seid scharf darauf, mit mir auf der Matratze dort drin zu liegen und mir zu zeigen, wie scharf ihr seid. Aber seid ihr auch scharf genug, die beiden Schiffe dort zu entern und mir zu schenken?“

      Die Köpfe Bombardes und des Marquis folgten dem ausgestreckten Arm, dessen Hand auf die Galeone und die Karavelle deutete. Dann wanderten die Köpfe wieder zurück. Zwei Augenpaare starrten das schwarzhaarige Weib an. In beiden Augenpaaren funkelten Gier, Tücke, lüsterne Erwartung, Bereitschaft und brutaler Wille, den Wunsch dieses Teufelsweibes zu erfüllen.

      „Diese beiden Kästen kassieren wir“, sagte Bombarde, verbesserte sich aber schnell und fügte hinzu: „Das heißt, ich kassiere sie.“

      „Nein, ich“, erklärte der Marquis und zeigte sein weißes Gebiß.

      Maria Juanitas Stimme war von eisiger Kälte. „Mich kümmert es einen Dreck, wer von euch beiden die Schiffe entert. Denn ich will noch etwas. Ich will die beiden Kapitäne, und zwar lebend. Wenn sie gefesselt vor mir stehen, dann bin ich auch scharf auf das, was ihr mir zu bieten habt – beide zusammen oder nacheinander, wie ihr’s haben wollt. Und ich werde euch zeigen, wo in der Hölle das Paradies ist. Ich werde euch zeigen, was ich selbst Caligu nicht gezeigt habe …“

      Die beiden Männer starrten sich mit glitzernden Augen an. Jeder war überzeugt – in diesem Moment jedenfalls –, noch besser als Caligu zu sein. Und beide wußten, daß sie den anderen in die Pfanne hauen würden, um dieses Teufelsweib ganz allein für sich zu haben.

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