Seewölfe - Piraten der Weltmeere 261. Davis J.Harbord

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 261 - Davis J.Harbord


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-597-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

      1.

      Sand, nichts als Sand, wohin das Auge blickte – die Wüste war ein Meer ohne Wasser, wie die Araber sagten, eine unendlich weite Stätte der Trostlosigkeit und der Verzweiflung. Hier, im Kanal des Todes, hatten die Seewölfe alle ihre Hoffnungen begraben, und Philip Hasard Killigrew war ein Kapitän ohne Schiff.

      Man schrieb den 20. Mai 1592.

      Der Sandsturm war vorbei. Jetzt, da das Auge wieder klar zu erkennen vermochte, welches Bild ihm die Umwelt bot, wurde es auch dem letzten Mann der Crew auf erschütternde Weise deutlich: Die „Isabella VIII.“ war unrettbar verloren.

      Immer weiter war sie eingeweht, immer tiefer gesunken in dem tückischen Mahlstrom, der auf dem Grund des Kanals der Pharaonen zu arbeiten schien. Der Sand war ihr Ende, die Wüste fraß sie auf.

      Die Männer, die beiden Söhne des Seewolfs und selbst Arwenack, der Schimpanse, und Sir John, der karmesinrote Aracanga, hockten in der Kapitänskammer zusammen, dem letzten Zufluchtsort, der einzigen Insel, die noch aus den gewaltigen Sandmassen aufragte. Bis über die Bleiglasfenster stiegen die Dünen jetzt jedoch schon auf, die Zeit drängte, bald würde auch das Achterkastell der „Isabella“ ganz zugeschüttet sein.

      Hasard hielt mit seinen Männern Kriegsrat.

      „Wir können nicht zu Fuß den Rückweg durch die Wüste antreten“, sagte er. „Das haben wir schon mehrfach festgestellt, und so ist es auch. Dan und Batuti, ihr wäret fast umgekommen, als ihr nach dem Roten Meer suchtet. Uns allen würde es so gehen, und wir können uns nicht darauf verlassen, einer Karawane zu begegnen, die uns hilft.“

      „Du meinst also, wir sollten ein Floß bauen?“ fragte Ben Brighton. „Ob das Wasser im Kanal wohl noch ausreicht, um es zu tragen?“

      „Das ganz bestimmt“, erwiderte der Seewolf. „Aber ich hatte eigentlich weniger an ein Floß gedacht als vielmehr an unsere beiden Beiboote.“

      „Die freizulegen, dürfte ein verdammt hartes Stück Arbeit sein“, sagte Big Old Shane, der ehemalige Schmied und Waffenmeister von Arwenack-Castle.

      „Ein Floß zu bauen, nimmt aber auch viel Zeit und Mühe in Anspruch“, ließ sich Ferris Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, vernehmen. „Ich meine, eins kommt aufs andere heraus.“

      „Fangen wir sofort an“, sagte der Seewolf. „Verlieren wir keine Zeit mehr. Wir graben die Jollen aus, so schnell es geht, und noch bei Tageslicht pullen wir den verdammten Kanal zurück.“

      „Vielleicht können wir sogar segeln“, brummte Old Donegal Daniel O’Flynn. „Der Wind wäre günstig, oder?“

      „Ja“, sagte Hasard. „Wir müssen um jeden Preis den Delta-Arm des Nils erreichen, den wir bei der Herfahrt passiert haben. Ihr könnt euch doch noch daran erinnern, nicht wahr? Der Arm lag vor dem Kanal der Pharaonen.“

      „Natürlich“, sagte Ben Brighton. „Ali Abdel Rasul versicherte uns, daß er bis zum Mensaleh-See hinaufführe. Aber wer will sich jetzt noch darauf verlassen?“

      „Wir können uns darauf verlassen“, erwiderte Hasard. „Ich habe noch einmal die Karten überprüft. Der Arm fließt tatsächlich bis in den See, und damit ist der Weg zum Mittelmeer offen, wie ihr wißt.“

      Ben, Shane, Carberry und ein paar andere standen ruckartig auf.

      „Sir“, sagte der Profos. „Wenn wir das schaffen und endlich wieder Seeluft schnuppern – Hölle, ich mag mir gar nicht ausmalen, wie schön das wäre!“

      „Dann los“, sagte Hasard. „Wir haben diese eine Chance, und wir müssen sie nutzen.“

      Sie erhoben sich alle und verließen die Kammer. Allein dies wurde ihnen fast zur Qual, denn der Sand hatte auch den Zugang zur Kammer jetzt so weit zugedeckt, daß sie ihn mit vier, fünf Mann aufstemmen mußten. Lautlos und heimtückisch kroch der Sand heran, er war ein unberechenbarer Feind. Beinah hätte er den letzten Schiffsraum, der ihnen noch als Aufenthaltsort verblieben war, in ein schreckliches Gefängnis verwandelt.

      „Der Teufel soll dieses verdammte Ägypten holen“, sagte Old O’Flynn. „Hierher kehre ich nie wieder zurück.“

      Er hatte ja schon seinerzeit im Mittelmeer das Unheil prophezeit und nie versäumt, den Seewolf auf seine dunklen Ahnungen hinzuweisen. Doch Hasard hatte nicht auf ihn hören wollen. In Kairo hätten sie um ein Haar ernsthaft Streit miteinander gekriegt, doch schließlich hatte der Alte klein beigegeben.

      Ob Old O’Flynn nun tatsächlich in die Zukunft blicken konnte oder nicht, ob seine Visionen und Gesichter etwas Wahres bargen oder doch nur Hirngespinste waren – egal, es war passiert, sie saßen in der Klemme wie noch nie und konnten nichts mehr daran ändern.

      Nie hatte der Seewolf eine schmählichere Niederlage erlitten, nie hatte man ihn auf gemeinere Weise um ein Schiff gebracht. Jeden Höllensturm, jedes Gefecht hätte er akzeptiert, nicht aber die Falle des Ali Abdel Rasul, in die er mit Blindheit geschlagen, getappt war.

      Ali war seinen eigenen Teufeleien erlegen. Doch das verhalf Hasard zu keinerlei Genugtuung. Weiterhin quälte er sich mit Selbstvorwürfen. Wie hatte er nur so verblendet sein können, so leichtfertig?

      Jetzt, da er immer wieder darüber herumgrübelte, erschien es ihm unbegreiflich. Zwar hatte ihn sein Entdeckerdrang dazu getrieben, in den Kanal der Ptolemäer und schließlich in den Kanal der Pharaonen zu fahren, um durch den Kanal des Necho in den Großen und Kleinen Bittersee und danach ins Rote Meer zu gelangen, doch er hätte frühzeitig ahnen müssen, daß Alis Gerede von einem Seeweg nach Indien nur eine Mär gewesen war.

      Teuer mußte er für diesen Fehler bezahlen. Die „Isabella VIII.“ war schon jetzt ein Wrack, dem Untergang endgültig geweiht, hier endeten alle ihre Fahrten und Abenteuer. Zweimal hatte sie die Welt umrundet und ausgerechnet hier sollte sie so unrühmlich abdanken.

      Und die Schätze aus den Gräbern der Pharaonen, die Hasard bei der Reise durch Ägypten zusammengetragen hatte? Die lagen jetzt – zusammen mit Ali Abdel Rasul – unter den Felsen begraben, und da würden sie auch bleiben, denn mitnehmen konnten Hasard und seine Männer nur das Allernötigste. Eines Tages konnte man zurückkehren, um den immensen Schatz zu heben – doch wer wußte schon, ob sich eine entsprechende Expedition jemals zusammenstellen


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