Seewölfe - Piraten der Weltmeere 439. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 439 - Burt Frederick


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tat, als zögere sie. In Wahrheit spannte sie die Muskeln an.

      „Es schickt sich nicht, mit einem Mann allein in einem Raum zu sein“, sagte sie scheinbar unsicher.

      „Señor Pellew wartet draußen“, entgegnete Carrero wegwerfend. „In der Beziehung brauchst du dich nun wirklich nicht zu sorgen. Außerdem muß ich als spanischer Ehrenmann stets darauf achten, meinen guten Ruf zu wahren.“

      „Wenn Sie meinen“, sagte Araua achselzuckend, trat einen Schritt auf ihn zu und hielt ihm die Rechte entgegen.

      Blitzschnell packte er zu. Mit beiden Händen wollte er sie an sich reißen. Doch im selben Moment trat grenzenlose Überraschung in seine Züge. Denn sein Angriff traf die Tochter der Schlangenpriesterin nicht etwa unvorbereitet. Sie setzte ihm alle Kraft ihrer jugendlich straffen Muskeln entgegen.

      Und er hatte nicht die leiseste Chance, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.

      „Willst du wohl herkommen!“ zischte er. „Verdammtes Biest, wenn du nicht gleich parierst, bringe ich dir Manieren bei!“

      „Versuchen Sie es“, erwiderte Araua ruhig und mit kaltem Lächeln.

      Entgeistert starrte er sie an. Alles andere hatte er erwartet, nur nicht diesen Tonfall.

      Einen Atemzug später stürzte er sich mit einem wütenden Knurrlaut auf sie. Sie hatte es erwartet, denn er hatte ihre Hand nicht losgelassen.

      Statt auf ihren gertenschlanken und biegsamen Körper, prallte er gegen ihr plötzlich hochruckendes Knie. Sie traf ihn sehr empfindlich. Er brüllte los wie ein Stier, klappte zusammen und ließ zwangsläufig ihre Hand los. Im nächsten Augenblick schmetterte sie ihm ihre harten kleinen Fäuste ins schutzlose Gesicht und trieb ihn damit zurück. Vergeblich versuchte er, mit den Händen den Schmerz zu überdecken, den ihr Knie verursacht hatte. Die Schläge ins Gesicht waren vergleichsweise harmlos, doch es saß genügend Wucht dahinter, um ihn zurückzutreiben. Sein Gebrüll ging in gellende Schmerzensschreie über.

      Immer noch zusammengekrümmt, geriet er ins Stolpern und knallte zu allem Überfluß mit dem Allerwertesten gegen die Kante der Kiste, auf der Mac Pellew zu sitzen pflegte, wenn er ihn beim Essen beaufsichtigte.

      Carreros Geschrei steigerte sich zu schrillem Diskant. Er stürzte zu Boden, und noch im selben Augenblick war Araua über ihm. Sie ließ ihm keine Chance, neue Kräfte zu sammeln und sich von Schmerz und Schreck zu erholen. Luis Carrero mußte erleben, zu welchen kämpferischen Fähigkeiten Arkana die Schlangenkriegerinnen und auch ihre Tochter ausgebildet hatte. Natürlich hatte er nicht die leiseste Ahnung von diesem Hintergrund des scheinbar so zaghaften jungen Mädchens. Deshalb traf ihn die Demütigung um so niederschmetternder.

      Wimmernd und sich auf den Bodenplanken krümmend, wurde er von Araua nach allen Regeln der Kunst verprügelt. Da setzte es Hiebe und Stöße, daß er glaubte, er sei in das Zentrum eines Wirbelwinds geraten. Nach einer Weile schaffte er es nicht einmal mehr, abwehrend die Arme hochzureißen. Alles in ihm war ein einziger brennender Schmerz, an seinem ganzen Körper gab es keine Stelle mehr, die nicht wie Feuer glühte.

      Er konnte nur noch stöhnen und nach Luft japsen, als Araua endlich von ihm abließ. Er spürte den Geschmack von Blut. Seine Lippen waren aufgeplatzt, seine Gesichtshaut straffte sich über grün und blau anlaufenden Schwellungen.

      Araua wandte sich ab, ohne das Häufchen Elend noch eines Blickes zu würdigen. Der Lichtschein aber blieb.

      Carrero brauchte endlos lange Minuten, um sich so weit zu erholen, daß er sich aufsetzen konnte. Die gefesselten Hände erschwerten es ihm. Doch kaum hatte er seinen Oberkörper aufgerichtet, zuckte er zusammen, wie von einem Peitschenhieb Ed Carberrys getroffen.

      Philip Hasard Killigrew stand da, groß und breitschultrig, die Arme vor der Brust verschränkt. Das blakende Lampenlicht gab seinen Gesichtszügen eine grimmige Bewegung, obwohl sie wie gemeißelt waren.

      „Ich werde nicht viele Worte an Sie verschwenden, Carrero“, sagte der Seewolf eisig. „Denn Sie begreifen ohnehin nichts. Aber eines ist sicher: Sie werden an diese Stunde noch lange zurückdenken. Mac Pellew ist kein Mann, der sich bestechen läßt. Er hat mir sofort alles berichtet. Und Araua hat Ihnen gezeigt, wie Menschen, die in Freiheit leben, auf Ihre dreckigen Anmaßungen reagieren. Araua ist kein hilfloses Indiomädchen, das Sie sich mit Gewalt nehmen können. Vielleicht haben Sie wenigstens diese Lektion begriffen.“

      Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm der Seewolf die Lampe auf und knallte das Schott zu.

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