Beautiful Things. Hunter Biden

Beautiful Things - Hunter Biden


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      Hunter Biden

      Beautiful Things

      Meine wahre Geschichte

      Aus dem Englischen von Gregor Hens, Kirsten Riesselmann und Bernhard Robben

      Hoffmann und Campe

      Für meine Familie

      the curious feeling

      swam through him

      that everything

      was

      beautiful

      there,

      that it would always

      stay beautiful

      there.

      Aus »Nirvana« von Charles Bukowski

      Prolog

      »Wo ist Hunter?«

      Als ich dieses Buch im November 2019 in der relativen Ruhe meines Arbeitszimmers zu schreiben begann, befand ich mich im Zentrum eines politischen Feuersturms, dessen Folgen den Lauf der Geschichte verändern konnten.

      Der Präsident der Vereinigten Staaten verunglimpfte mich beinahe täglich vom South Lawn des Weißen Hauses aus. Er beschwor meinen Namen auf seinen Wahlkampfveranstaltungen, um seine Anhänger aufzuhetzen. Wo er früher »Sperrt sie ein!« gerufen hatte, um die Stimmung anzuheizen, hieß es jetzt »Wo ist Hunter?«. Auf seiner Wahlkampf-Webseite wurden sogar »Wo ist Hunter?«-T-Shirts angeboten, für fünfundzwanzig Dollar, Größe S bis XXXL.

      Nicht lange nachdem er diesen Kampfruf in sein Standardrepertoire aufgenommen hatte, tauchten die ersten Unterstützer mit ihren blutroten MAGA-Mützen am Einfahrtstor des Hauses auf, das ich mit meiner Frau Melissa, die damals im fünften Monat schwanger war, in Los Angeles gemietet hatte. Sie keiften in ihre Megafone und schwenkten Poster, die mich als die Titelfigur von Wo ist Waldo? darstellten. Rote Mützen und Fotografen verfolgten uns, wenn wir im Auto unterwegs waren. Wir und auch einige unserer Nachbarn riefen die Polizei, um sie zurückzudrängen. Doch Drohungen – einschließlich einer anonymen SMS, die an eine meiner Töchter in der Schule gerichtet war, mit der Warnung, dass sie wüssten, wo ich wohnte – zwangen uns dazu, einen sichereren Ort zu finden. Melissa hatte schreckliche Angst – um sich selbst, um uns, um unser Baby.

      Ich war für Donald Trump zu einem Symbol geworden für seine eigene Sorge, nicht wiedergewählt zu werden. Er verbreitete längst widerlegte Verschwörungstheorien über meine Arbeit in der Ukraine und in China, obwohl seine eigenen Kinder Millionen in China und Russland verdient hatten und sein eigener Wahlkampfmanager in einer Gefängniszelle saß, weil er noch größere, aus der Ukraine stammende Summen gewaschen hatte. All das tat er, während seine Schattendiplomatie, die von seinem persönlichen Anwalt Rudy Giuliani angeführt wurde, vor aller Augen scheiterte.

      Es war eine durchaus vorhersehbare Taktik, die direkt aus der Feder von Roy Cohn zu stammen schien, dem Großmeister des McCarthyismus, der ihn in die Schwarze Kunst der Politik eingeführt hatte. Ich war davon ausgegangen, dass mich der Präsident bereits viel früher persönlich angreifen würde, um die Dämonen und Süchte auszunutzen, mit denen ich jahrelang gerungen hatte. Doch zumindest zu Beginn des Wahlkampfs überließ er dies seinen Trollen. Als ich eines Morgens an meinem Buch arbeitete, sah ich zum Fernseher auf, wo Matt Gaetz, ein Kongressabgeordneter aus Florida und Handlanger Trumps, in einer Sitzung des Justizausschusses, der mit dem Amtsenthebungsverfahren befasst war, einen Ausschnitt aus einem Zeitschriftenartikel vorlas und zu Protokoll gab, in dem meine Drogenkarriere detailliert dargestellt wurde.

      »Ich möchte mich nicht über die Drogenprobleme anderer lustig machen …«, erklärte Gaetz, grinste in die Kamera und tat genau das.

      »Wie gesagt, ich möchte … niemanden für die Schwierigkeiten verurteilen, die er in seinem Privatleben hat«, fuhr Gaetz fort und tat genau das.

      Das von einem Mann, der einmal festgenommen wurde, weil er betrunken mit Dads BMW unterwegs war, und dessen Anklage wenig später unter geheimnisvollen Umständen zurückgenommen wurde. Hier tat jemand alles, um die Reality-TV-Geschichte am Laufen zu halten.

      Nichts davon zählt in einem Orwell’schen politischen Klima, in dem alle Tatsachen verdreht werden. Wenn er mich – und damit meinen Vater – zerstören könnte, glaubte Trump, dann wäre er in der Lage, jeden mit Anstand agierenden Konkurrenten, egal welcher Partei, loszuwerden und gleichzeitig von seinem eigenen korrupten Verhalten abzulenken.

      Wo ist Hunter?

      Hier bin ich. Ich habe schon Schlimmeres durchgemacht. Ich habe die Extreme des Erfolgs und des Absturzes kennengelernt. Meine Mutter und meine kleine Schwester, die noch ein Baby war, starben bei einem Autounfall, als ich zwei Jahre alt war, mein Vater erlitt mit Mitte vierzig ein Aneurysma und eine Embolie, die ihn das Leben hätten kosten können, und mein Bruder starb viel zu jung an einem schrecklichen Hirntumor. Ich komme also aus einer Familie, die von Schicksalsschlägen geformt wurde und von einer außerordentlichen, unzerbrechlichen Liebe zusammengehalten wird.

      Ich bleibe, wo ich bin. Ich bin nicht der Freak am Rande eines historischen Augenblicks, den all die krass überzeichneten Angriffe am liebsten aus mir machen würden. Ich bin kein Billy Carter oder Roger Clinton, Gott segne sie. Ich bin kein Eric Trump und kein Donald Trump junior – denn ich habe schon für andere Leute als meinen eigenen Vater gearbeitet, ich habe selbst Erfolg und Misserfolg gehabt. Das wird dieses Buch zeigen.

      Um dies gleich klarzustellen:

      Ich bin ein einundfünfzig Jahre alter Familienvater, der mitgeholfen hat, drei wunderschöne Töchter großzuziehen, von denen zwei zurzeit studieren und die dritte im vergangenen Jahr ihr Jurastudium abgeschlossen hat. Und ich habe einen Sohn, der ein Jahr alt ist. Ich selbst habe erfolgreich an den Universitäten von Yale und Georgetown studiert, und an der School of Foreign Service unterrichtet.

      Ich war im Management eines der größten Finanzinstitute des Landes (das inzwischen von der Bank of America übernommen wurde), habe international operierende Kanzleien gegründet und als Anwalt bei Boies Schiller Flexner gearbeitet, die viele der größten und angesehensten Organisationen der Welt vertreten.

      Ich wurde (vom republikanischen Präsidenten George W. Bush) in den Aufsichtsrat des Bahnunternehmens Amtrak berufen und war Vorstandsvorsitzender der amerikanischen Sektion des Welternährungsprogramms, der weltweit größten Organisation zur Bekämpfung von Hunger. Als Teil meines ehrenamtlichen Engagements für das Welternährungsprogramm besuchte ich Flüchtlingslager und Katastrophengebiete rund um den Globus – in Syrien, Kenia, auf den Philippinen. Ich habe mit traumatisierten Familien in aus Aluminiumcontainern hergestellten Hütten gehockt, ich habe Kongressabgeordneten davon berichtet und mit Staatschefs darüber gesprochen, wie sich schnelle, lebensrettende Hilfe am besten organisieren ließe.

      Davor habe ich als Lobbyist die Interessen der Jesuitenuniversitäten vertreten. Ich habe mitgeholfen, mobile Zahnkliniken im unterversorgten Detroit zu finanzieren, Lehrerfortbildungsprogramme in den ärmeren Vierteln von Philadelphia und eine Einrichtung für die psychiatrische Versorgung unterprivilegierter und verwundeter Veteranen in Cincinnati.

      Was ich damit sagen möchte: Ich habe ernsthafte Arbeit geleistet, für ernsthafte Menschen. Keine Frage, mein Nachname hat mir Türen geöffnet, aber meine Qualifikationen und Leistungen sprechen für sich. Dass diese Leistungen manchmal den Einflussbereich meines Vaters berührten, der acht Jahre lang Vizepräsident der USA war, war eigentlich unvermeidlich. Was ich nicht vorhersah, war, dass Trump Präsident werden würde und aus seinem Amt heraus rücksichtslos seinen politischen Vorteil suchen und ungestraft davonkommen würde.

      Das habe ich zu verantworten. Das haben wir alle zu verantworten.

      Und dann ist da noch Folgendes:

      Ich bin alkoholkrank und drogensüchtig. Ich habe auf den Straßen von Washington, D.C., Crack gekauft und in einem Hotelbungalow in Los Angeles mein eigenes gekocht. Ich brauchte so dringend Alkohol, dass ich schon auf dem kurzen Weg vom


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