Die schönsten Restaurants & Bars 2021. Cornelia Hellstern
Pedevilla
PROJEKTDETAILS
INNENARCHITEKTUR
pedevilla architects, Bruneck/Südtirol
GASTRONOMIE
Decantei - Das Wirtshaus
FERTIGSTELLUNG
Mai 2019
GESAMTFLÄCHE
800 m2
GASTRAUM
431 m2
ARBEITSFLÄCHE
165 m2
PERSONEN IM SERVICE
1 Empfang + 2 Bartender + 7 Kellner
ANZAHL SITZPLÄTZE
90 innen, 120 außen
STANDORT
Hartwiggasse 5
39042 Brixen, Südtirol (I)
Lokschuppen Köln
Auszeichnung Restaurant
LAUDATIO VON
VERONIKA KAMMERER
Man kann gar nicht anders, als sich auf den ersten Blick in die spannungsvolle Atmosphäre dieses romantischen Industrielokals zu verlieben. Mit großer Eleganz setzt die Architektin Martha Chen Nunes den wertvollen baulichen Bestand dieser Werkshalle in Szene und arrangiert dazu perfekt abgestimmte Elemente. Der Raum bleibt in seiner ganzen Schönheit erlebbar und wird von stilvollem Mobiliar in warmer Materialität und Farbigkeit komplettiert. Das große Pfauenornament am Ende des Raums spiegelt sowohl das Konzept der Architektur als auch das der Gastronomie wider. Julia Komp, Deutschlands jüngste Sterneköchin, verwöhnt ihre Gäste mit einem kontrastreichen Mix aus exotisch-orientalischer und bodenständiger Küche, während das innenarchitektonische Gestaltungskonzept die Gegensätze von industrieller Lässigkeit und sinnlicher Eleganz zelebriert.
Dass das wundervolle und rundum gelungene Restaurant „Lokschuppen“ im August 2020 in Betrieb gehen konnte, gleicht beinahe der Lösung des Gordischen Knotens. Sollte die wunderschöne Industriehalle anfangs nur für ein Interimsgastspiel der Sterneköchin genutzt werden, wandelte sich der „Lokschuppen“ schließlich zur finalen Location. Ständige Umplanungen und Änderungen forderten der Architektin großen Einsatz, viel Idealismus und Geduld ab. Erschwerend kamen noch eine extrem kurze Planungs- und Bauzeit, das sehr sportliche Budget und zu guter Letzt der Corona-Lockdown hinzu, der die beiden Frauen sehr viel Energie kostete. Aber all diese Hürden konnten das Duo nicht stoppen, und seit diesem Sommer genießen die Gäste des „Lokschuppen“ die stimmungsvolle Atmosphäre dieses in jeder Hinsicht geglückten Restaurants in vollen Zügen.
Angekommen in der Heimat. Nach einem Jahr Weltreise auf der Suche nach Geschmäckern und Aromen, begleitet der Blick auf den Kölner Dom nun Julia Komp und ihre Gäste in „Lindgens Lokschuppen“.
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Mit kleinem Budget galt es, in einem alten Lokschuppen die Sterne zum Funkeln zu bringen. Überarbeitetes Mobiliar fügt sich zusammen mit Thonet- und Cooper Stühlen zu einem stimmigen Bild, Beleuchtung aus dem Bestand wird durch Lampenhighlights von Bolia ergänzt.
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Auch im Außenbereich bleibt die alte Industriehalle erkennbar.
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Die orientalischen Lampen an der Empfangs- und Loungetheke verraten den Gästen beim Eintritt, in welche Lieblingsländer von Julia Komp die kulinarische Reise gehen wird.
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In den warmen Monaten bleibt das große Hallentor geöffnet, die Terrasse und der Innenraum verbinden sich zu einem Ganzen.
Wandgestaltung: Coordonné Edo gold Tapete | Sitzmöbel: Thonet 107 Stuhl, Eichholtz Cooper Dining Chair, Bolia Grace | Theke: CoolCompact, Hagola | Beleuchtung: Bolia Kire Pendelleuchten | Gedeck/Geschirr: RAK Geschirr, Mepra Inox Gedeck, Riedel Performance Glasware | Küchenausstattung: Vorwerk Thermomix, KitchenAid, MKN, Rational, Wessamat Eiswürfelmaschine, Heica Eismaschine | Kühltechnik: CoolCompact Getränke-/Gefrier-/Kühlschränke, Hagola Theken, Liebherr Weinkühlschränke, Viessmann Kühlhaus | Spültechnik: Meico | Lüftungstechnik: Wolf, Haas & Reuten | Kassensystem: Sam4s, NCR Orderman
Tausendundeine Nacht am Rhein
Als sie 2016 mit 27 Jahren ihren ersten Michelin-Stern erkochte, war Julia Komp die jüngste Sterneköchin Deutschlands. Drei Jahre später nahm sie sich die Zeit, noch mehr von der Welt und ihren Küchen kennenzulernen. Zurück in ihrem Heimathafen Köln entführt sie nun in „Lindgens Lokschuppen“ ihre Gäste in die Aromenwelten Chinas und Indiens, über Marokko und den Oman bis nach Brasilien.
Nach einem Jahr Reisen kehrte Julia Komp im Winter 2019 mit noch mehr Liebe für die asiatische und orientalische Kulinarik zurück, um sich mit einem eigenen Restaurant in Köln-Mülheim zu verwirklichen. Mit Komps Gespür für Aromen und mit dem Gespür für Atmosphäre der Architektin Martha Chen Nunes gelang es den beiden Frauen, die alte Industriehalle am Rhein in einen Ort zu verwandeln, an dem die Sterneköchin ihre Gäste mit kulinarischen Reiseberichten verzaubert. Herausforderungen gab es auf diesem Weg mehr als genug, eine alte Industriehalle in ein Sternerestaurant zu verwandeln, war dabei wohl die geringste.
Der ehemalige Lokschuppen präsentiert sich nun als ein großer Gastraum, wobei die Halle in ihrer Kubatur als Ganzes erlebbar bleibt. Auch die Materialität wurde, wo möglich, beibehalten: Rote Ziegelwände, das Holzdach und die konstruktiven Stahlelemente prägen den Raum. Ein horizontales Fensterband auf der einen, bodentiefe vertikale Industriefenster auf der anderen Seite rhythmisieren jeweils die beiden Längsseiten des Raumes. Die unterschiedlichen Tageszeiten und das Spiel mit dem Licht schaffen immer wieder andere Atmosphären.
An der Stirnseite befindet sich der Eingang in „Lindgens Lokschuppen“. Eine Lounge lädt hier zum Verweilen – mit Blick auf den Dom. An der gegenüberliegenden Wand wird die Liebe der Küchenchefin zum Orient zelebriert: Im Kontrast zum Industrielook verleiht der Goldton der Tapete dem Raum ein warmes Ambiente. Hier befindet sich auch die Theke, davor ein Eichentisch von über 3 Metern Länge als eine Art Chef’s Table – im Raum integriert als Zeichen, dass jeder daran teilhaben kann. Ein zweiter langer Tisch zoniert den Raum und schafft einen Gang zwischen dem Hauptraum und den Zweiertischen an dieser Seite der Halle.
Neben Gold sind es die Farben Oliv, Ocker, Kupfer und Braun, die als wiederkehrende Elemente im Raum aufblitzen. Weiche, warme Stoffe wie der Samt der Cooper-Stühle stehen den massiven Eichentischen und schwarzem Marmor gegenüber.
Und wenn die