Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/II. Davis J. Harbord

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 7/II - Davis J. Harbord


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stierte wie ein Kalb.

      „Was – spanische?“

      „Spanische“, sagte Hasard. „Karavellen, tief geladen. Sie sind nach Westen in die Bucht gelaufen, haben – falls Sie den Verlauf der Bucht im Kopf haben – nach Süden gedreht und werden vermutlich dicht unter Land in der Stiefelspitze ankern.“

      Jetzt zog Burton arrogant die Brauen hoch.

      „Sie reden immer von spanischen Karavellen. Woher wollen Sie wissen, daß es spanische sind?“

      „Weil an Bord dieser Karavellen die spanische Sprache gesprochen worden ist. Die Segelkommandos waren spanisch – und nicht holländisch oder französisch oder englisch.“

      „Äh“, sagte Burton.

      Dan O’Flynn marschierte indessen rasch zu Hasard und stellte sich neben ihn.

      Für Burton war das Bürschchen ein willkommenes Objekt, von seiner eigenen Unsicherheit abzulenken.

      „Packt ihn!“ schrie er und stach seinen Zeigefinger auf Dan O’Flynn.

      Hinter Hasard tauchten der riesige Batuti und Smoky auf. Batuti spielte mit einem Belegnagel. Smoky hatte ein Messer gezogen und prüfte mit dem linken Daumen die Schärfe der Klinge. Sie bauten sich rechts und links von Hasard und Dan O’Flynn auf.

      In Hasards Gesicht stand ein eisiges Lächeln. Der große, breitschultrige Mann hielt immer noch die sächsische Pistole in der Faust. Sie war auf niemanden gerichtet. Seine eisblauen Augen waren dunkle Flecken – niemand sah, wen sie gerade fixierten.

      Der Profos trat einen Schritt zurück. Die Soldaten standen völlig bewegungslos. Sie würden den Teufel tun, den Befehl Burtons auszuführen. Nur vier Männer standen ihnen gegenüber – einer fast noch ein Kind, aber sie hatten inzwischen begriffen, daß jeder Mann dieser „Isabella“-Crew so hart wie Granit und so wild wie ein hungriger Wolf war.

      Und ihr Leitwolf – dieser schwarzhaarige, blauäugige Bastard – war mehr als alles das. Der war schlimmer als Tod und Teufel. Der war über einem Kanonenrohr gezeugt worden und hatte Pulver und Blei gefressen, als andere noch an der Mütterbrust genuckelt hatten und unter schützende Röcke gekrochen waren.

      Genau das war es, und die Soldaten hatten einen untrüglichen Instinkt für Starke und Schwache, für Tapfere und Feiglinge.

      Burtons Stimme hatte den Ton eines Junggockels, der noch unschlüssig ist, ob er den Hahn herausfordern soll. Noch einmal schrie er: „Packt ihn!“

      Die Soldaten standen wie Salzsäulen.

      Ein Soldat namens Jake Tinkler, ein harter, schwarzhaariger und grauäugiger Bursche, der mit „Black“ John Morris bereits in den Niederlanden gegen die Spanier gekämpft hatte, murmelte so etwas, das wie „zum Kotzen“ klang, drehte sich um und schlenderte zu dem Schanzgraben zurück. Er stieß den Spaten in die Erde und warf den Sand irgendwohin. Es war ja gleichgültig.

      Dieser Tinkler war seit elf Jahren Soldat. Als er siebzehn gewesen war, hatte ihn die Armee aufgenommen. Ein Kanten Brot, Marketenderschnaps und dann und wann etwas Sold waren Paradiesgaben für einen Londoner Themsejungen, der nicht wußte, wer sein Vater war und dessen Mutter ihn mit Not und Dreck und Rüben großgezogen hatte.

      Er war hart und ein Kämpfer.

      Zwei, drei Soldaten äugten zu ihm hinüber und wandten sich ebenfalls ab. Die nächsten folgten, und so zerbröckelte der Ring um Hasard und seine drei Männer wie morsches, abbruchreifes Mauerwerk, dem die tragenden Steine entzogen werden.

      Das war glattweg soviel wie Gehorsamsverweigerung.

      Das Gesicht des Profos’ versteinerte, aber er blieb stumm wie ein Fisch. Die Augen des Captains zuckten hin und her – zu dem Soldaten Tinkler, zum Profos, zu Hasard. Sein Mund zitterte, und dann tat er etwas Unsinniges. Er rannte hinter Tinkler her, packte ihn an der Schulter und riß ihn herum.

      „Sie – Sie ...“, schrie er und wußte nicht weiter.

      „Sir?“ fragte Tinkler ruhig. Er drehte etwas den Kopf und blickte auf die Hand des Captains, die seine Schulter umkrallte. Sein Blick war ziemlich verächtlich. Er besagte soviel wie: Wenn du deine Pfoten nicht wegnimmst, schlag ich dir was in die Fresse.

      Der Captain ließ die Schulter los, als habe er sich die Finger verbrannt. Er wich mehrere Schritte zurück. Seine Lippen zitterten. Er wollte etwas sagen, aber er brachte keinen Ton heraus.

      Tinkler drehte ihm den Rücken zu und schippte weiter, gelangweilt, so, als ginge ihn das alles gar nichts an.

      Hasards Stimme klang kühl und unpersönlich: „Das wär’s dann wohl.“

      Er steckte die Pistole in den Gürtel, wandte sich um und winkte seinen Männern zu, ihm zu folgen.

      „Halt!“ schrie Captain Burton. „Was – was ist mit den spanischen Karavellen?“

      Hasard blieb stehen und drehte sich wieder um.

      „Nichts“, sagte er. „Was soll mit ihnen sein? Vermutlich laufen sie einen Landeplatz unten in der Stiefelspitze an und werden entladen.“

      Burton reckte sich.

      „Sie müssen sofort angegriffen und vernichtet werden.“

      Hasard musterte den Captain kalt.

      „Wer sagt das?“

      „Ich. Solange Captain Norris und Kapitän Drake hier nicht eingetroffen sind, führe ich das Kommando.“

      „Ach du lieber Gott“, murmelte der Soldat Tinkler.

      Burton überhörte es. Eben noch hatte ihm seine Truppe den Gehorsam verweigert oder sich zumindest stur gestellt, und jetzt nahm der Captain Feldherrenpose ein. Er zog seinen Degen und räusperte sich.

      „Das hier ist die Dungarvanbai“, sagte er und zeichnete mit der Degenspitze ein sackähnliches Gebilde in den Sand. „Hier links – äh – südlich verläuft die Stiefelspitze. Etwa so.“ Der Degen scharrte durch den Sand. „Und hier“ – die Spitze bohrte sich in ein Grasbüschel – „wird zugeschlagen, hart und erbarmungslos. Zangenbewegung – äh. Meine Truppe greift von Land her an. Sie wird sofort wieder an Bord eingeschifft, über die Bai transportiert und hier“ – der Degen tippte auf den Stiefelabsatz – „an Land gesetzt. Der Angriff erfolgt um null Uhr. Gleichzeitig wird die Galeone die Karavellen von der Wasserseite her angreifen. Ich erwarte, daß Sie die Spanier in Grund und Boden bohren, Killigrew. Noch irgendwelche Fragen?“

      Die Soldaten standen mit offenen Mündern. Tinkler hatte mit Schanzen aufgehört und stützte sich auf den Spaten. Burton blickte sich um, ganz Feldherr, dessen Schlacht bereits geschlagen ist, siegreich, versteht sich.

      Sehr ruhig und akzentuiert sagte Hasard: „Sie sind ja wahnsinnig, Mann.“

      Burton zuckte zusammen.

      „Was sagten Sie da?“

      „Ich sagte, Sie seien wahnsinnig“, erwiderte Hasard.

      Burton wurde knallrot.

      „Ich verbitte mir das!“ schrie er. „Ich werde Sie füsilieren lassen. Unverschämtheit! Sie Lümmel von Arwenack! Sie sprechen mit einem Offizier Ihrer Majestät, Sie – Sie ...“

      „So?“ sagte Hasard. „Offizier Ihrer Majestät? Dann benehmen Sie sich auch wie ein Offizier, Mister. Und brüllen Sie mich nicht an, ich gehöre nicht zu Ihrem Haufen. Sie haben mir also keine Befehle zu erteilen. Ich werde den Teufel tun, die Karavellen anzugreifen. Ich werde Ihre Truppe auch nicht über die Bai transportieren und drüben an Land setzen. Kapitän Drakes Order lautete, diese Bucht hier als Treffpunkt anzulaufen. Das ist geschehen. Wir haben zu warten, bis die beiden anderen Galeonen eingetroffen sind. Erst dann wird eine Beratung ergeben, wie gemeinsam vorgegangen werden soll.“

      „Sie – Sie Feigling!“ Burton fuchtelte mit dem Degen herum.

      Hasard trat auf


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