Seewölfe - Piraten der Weltmeere 247. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 247 - Fred McMason


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Kutscher, ein Mann, der gern allen Geheimnissen gründlich nachging, sprach etwas später mit Ferris Tucker darüber, als die „Isabella“ auf Westkurs ging und bei nördlichem Wind über Backbordbug segelte.

      „Hast du Holzspäne für die Kombüse übrig?“ fragte er.

      Der breitschultrige Zimmermann schüttelte den Kopf.

      „Nee, Kutscher. Benutz mal schön eine Lunte und blase damit die Glut an. Das dauert zwar ein bißchen, aber du kannst ja noch ein wenig Zündkraut dazu nehmen. Ich kann doch wegen dir nicht ständig die ‚Isabella‘ abholzen oder dauernd Reserveplanken zersägen. Oder soll ich dir vielleicht die Großrah zerkleinern?“

      „War nur ’ne Frage“, sagte der Kutscher. „Ich dachte nur, denn die Zwillinge holen bei dir immer Holzabfall, weil sie das Feuer so schnell in Gang kriegen.“

      „Haben sie dir das gesagt?“

      „Allerdings.“

      „Dann haben sie dich angeflunkert.“

      „Und aus welchem Grund?“

      „Frag sie doch!“ riet Ferris.

      „Deine Logik ist wieder mal bestechend“, murmelte der Kutscher, ehe er verschwand.

      Ferris Tucker war nun ebenfalls ein gründlicher Mann, der gern tüftelte, nachdachte und Überlegungen anstellte, und so sah er dem Kutscher gedankenvoll nach, als der in der Kombüse verschwand.

      Feuer so schnell in Gang kriegen? überlegte Ferris. Angeblich Holzspäne holen? Von wegen, da steckte etwas anderes dahinter, und das wollte er gern herausfinden, denn schon jetzt beschlich ihn so eine leise Ahnung.

      Er ließ sich jedoch nichts anmerken und ging weiter seiner Arbeit nach.

      Die „Isabella“ befand sich jetzt vor einer Küste, die riesige bergige Buchten aufwies. Kahle Berge waren zu sehen, und genau in Westrichtung erschien wieder Land.

      „Das sieht nach einer Halbinsel oder einer sehr langen Landzunge aus“, sagte Hasard, durch das Spektiv blickend. „Aber in diesem Einschnitt kann auch einer der Nilarme liegen.“

      „Bleiben wir auf Kurs, Sir?“ fragte der blonde Schwede Stenmark, der jetzt am Ruder stand.

      Hasard gab noch keine Antwort. Er blickte zu Batuti hoch. Der riesige Gambianeger stand im Großmars als Ausguck, hatte seine mächtigen Arme auf die Segeltuchverspannung gelegt und blickte starr geradeaus in Kursrichtung.

      „Was siehst du, Batuti?“ rief Hasard.

      „Langes Zunge, Sir. Totbucht, fast zehn Meilen lang.“

      „Keinen Fluß in der Bucht?“

      „Nix Fluß sehen, Sir. Wasser zu Ende. Müssen großes Zunge runden. Aber Batuti auch sehen kluges Delphin wieder, Sir!“

      „Kurs Nordwest vorerst!“ befahl Hasard. Und zu Ben Brighton gewandt: „Sag dem Profos, er soll anbrassen. Batuti sieht das viel deutlicher als wir.“

      Aber Ben brauchte dem Profos nichts zu sagen. Carberry hatte längst begriffen. Er spürte so etwas, und außerdem sah er es meist an Hasards Daumen, ob der nach Backbord oder Steuerbord zeigte.

      Während Carberry die Seewölfe gleich wieder durch laute Motzereien auf Trab brachte und das Deck mit Rübenschweinen und lahmarschigen Kanalratten geradezu überschwemmt wurde, kümmerten sich Hasard und Dan um „kluges Delphin“, wie Batuti gesagt hatte.

      Kluges Delphin war ein Fühlungshalter, der raffinierteste, den die „Isabella“ jemals im Kielwasser hängen hatte. Dieses Tier war von dem Händler Ibrahim abgerichtet worden, und es erwies sich als sehr klug und geschickt.

      Aber Dan O’Flynn hatte den tierischen Fühlungshalter anhand von Berechnungen überlistet und ausgetrickst, und so wußten sie immer genau, wo die Feluke des gerissenen Händlers stand.

      Daß Ibrahim etwas mit der „Isabella“ vorhatte, war ihnen allen klar. Sie wußten nur noch nicht, wie das ablaufen sollte. Aber dem geriebenen Schlitzohr war alles zuzutrauen, der hatte irgendwo in weiter Ferne einen Braten gerochen, der Duftspur folgte er nun getreulich, und der abgerichtete Delphin wies ihm den Weg.

      In den letzten Tagen hatten sie den Delphin allerdings nicht mehr gesehen, denn die Ereignisse mit dem etwas reichlich merkwürdigen Kreuzritter und Pilger Hubertus Leone hatten sie den Delphin fast vergessen lassen.

      Jetzt war er wieder da, als zöge die „Isabella“ eine Duftspur durch das Wasser, und als er an dem Rumpf vorbeiglitt, sprang er aus dem Wasser und stieß wieder seine merkwürdigen, keckernden Töne aus, als wolle er die Seewölfe begrüßen.

      Dieses Keckern, Keffern und Schnattern löste auf der „Isabella“ jedesmal Heiterkeit und brüllendes Gelächter aus.

      Genaugenommen war das Tier ihr Feind, denn es verriet ständig ihre Position, aber niemand konnte ihm böse sein, denn es wurde von dem listigen Händler eingesetzt und hatte nicht die geringste Ahnung, welchem unheiligen Zweck es diente.

      Jetzt klang das Keckem wieder laut aus dem Wasser, als der Delphin übermütige Sprünge vollführte, und schon war an Bord der Teufel los.

      Auf den Schimpansen Arwenack wirkte das wie ein rotes Tuch, und auch der Aracanga Sir John regte sich jedesmal mächtig auf.

      Sir John flatterte kreischend von einer Rah zur anderen und plusterte sein Gefieder auf.

      „Affenarsch!“ krächzte er laut und gellend. Dann folgte ein entnervendes Gezeter, er schlug mit den Flügeln, segelte in langgestrecktem Bogen aufs Meer hinaus, ließ vor Aufregung etwas fallen und gab die netten Wörter alle von sich, die er dem Profos abgelauscht hatte.

      Der fröhliche Delphin wurde mit „lausiger Hurenbock“, „Mistkrücke“, und „Stinkfisch“ tituliert, und er keckerte fröhlich zurück, als auch Sir John noch wesentlich unanständiger wurde. Keifend und zeternd flog er dem immer wieder hoch aus dem Wasser schnellenden Delphin nach, und als er Wasserspritzer abkriegte, hätte das fast seinen Absturz ins Meer bedeutet.

      Dazu erfolgte das Kreischen von Arwenack, der von vorn nach achtern über den Handlauf des Schanzkleides raste, sein Gebiß bleckte, in die Wanten flitzte und sich wie verrückt benahm.

      „Ogottogott“, sagte Smoky auf dem Vordeck, und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Das ist ja schlimmer als in einem dieser Wanderzirkusse. Ist denn hier alles verrückt geworden?“

      Auch der Seewolf lachte, er konnte sich diesem merkwürdigen Schauspiel nicht entziehen. Da flitzten, flogen und schwammen anscheinend drei total verrückte Tiere um die Wette und benahmen sich wie eine Horde Irrer.

      Länger als sonst umkreiste der Delphin das Schiff, schien die Seewölfe anzugrinsen und zog dann wieder ins Meer hinaus.

      „Offenbar hat ihn unser neuer Kurs verwirrt“, meinte Dan. „Ich bin sicher, daß er bald wieder erscheint.“

      Mit dem Spektiv verfolgte er seine Bahn, aber das währte nur ein paar Minuten, dann ging das Tier auf Tiefe und wurde vorerst nicht mehr gesehen.

      „Er hat fast Nordostkurs drauf“, sagte Dan. „Das bedeutet also, daß die Feluke unserem Kurs beharrlich gefolgt ist. Und dem alten Gauner ist auch unser Ziel bekannt. Ich halte jede Wette, daß er Kurs auf Dumyat nimmt, denn ganz sicher wird er sich sagen, daß wir dort den Fluß hinaufsegeln. Nur schade, daß man nicht weiß, ob der Delphin auf dem Kurs bleibt.“

      „Dumyat müssen wir bald erreichen“, sagte Hasard. „Das Delta dieses Flusses kann nicht mehr weit entfernt sein.“

      Es war aber doch noch ein wenig weiter entfernt, als Hasard annahm, und dieser kleine Irrtum brachte schließlich den Ärger.

      2.

      In der folgenden Nacht richtete es Ferris Tucker so ein, daß seine Wache gegen vier Uhr morgens endete.

      Es fiel auch keinem


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