Seewölfe Paket 17. Roy Palmer

Seewölfe Paket 17 - Roy Palmer


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Faust aufs Haupt. Dieser verdrehte die Augen und ging mit einem schicksalsergebenen Seufzer auf die Planken.

      Duckmäuser waren Arne und seine Mannen noch nie gewesen. Auch jetzt schlugen sie sich so, daß den Polen die Augen übergingen. Dennoch war die Übermacht der Angreifer ständig größer geworden, denn auch die Ruderknechte mischten kräftig mit.

      Arne und seine dreizehn Männer, die ihm von der alten „Wappen von Kolberg“ geblieben waren, würden die Stellung nicht auf Dauer halten können. Obwohl sie wie die Teufel kämpften, wurde die Lage immer bedrohlicher für sie.

      Außerdem waren einige Männer bereits verletzt worden. Die Blessuren waren zwar nicht ernster Art, aber sie reichten aus, die Kampfkraft des einen oder anderen zu schwächen.

      Schließlich sah sich Arne von Manteuffel genötigt, den Rückzug zum Achterkastell zu befehlen, das auch gegen eine Übermacht durchaus verteidigt werden konnte.

      „Jetzt könnten wir deinen Vetter gut gebrauchen!“ rief Renke Eggens, der gerade mit einem Belegnagel zugeschlagen hatte.

      Arne nickte, ohne dabei seinen Gegner, einen mindestens sechs Fuß großen, bulligen Soldaten, aus den Augen zu lassen.

      „Ich kann nur hoffen, daß Hasard den Lärm hört“, stieß er hervor, „und daß er uns in diesem verdammten Nebel wiederfindet!“ Sein Degen zuckte hoch, um einen Ausfall seines Gegners abzuwehren. Dann entdeckte er eine winzige Blöße bei dem grobschlächtigen Kerl, der seine Waffe wie einen Zahnstocher handhabte, und stieß blitzschnell zu.

      Der Pole sank auf die Planken.

      2.

      Die Seewölfe hatten längst begriffen, was sich auf der „Wappen von Kolberg“ abspielte. Obwohl sie das Schiff nicht sehen konnten, sagte ihnen das laute Gebrüll genug. Auch waren sie sich darüber im klaren, daß es sich bei der Galeerenbesatzung um Polen handeln mußte. Nils Larsen und Stenmark hatten das schon mitgekriegt, als die Galeere an der Bordwand der „Isabella“ entlanggeschrammt war.

      Die dichten Nebelschwaden begannen sich stellenweise aufzulösen, wodurch die Sicht langsam etwas besser wurde. Dennoch konnten weder der Seewolf noch Ben Brighton etwas durch ihre Spektive erkennen. Selbst Dan O’Flynn, der die schärfsten Augen an Bord hatte, mußte kapitulieren.

      „Hast wohl heute nicht deinen Adlerblick drauf, was, wie?“ fragte der Profos grinsend. „Aber tröste dich, wir haben ja immer noch Paddy mit seiner prächtigen Knollennase. Wenn er mit diesem Zinken hoch genug an den Wind geht, wird er die Rübenschweine sofort riechen!“

      Bevor Dan O’Flynn eine geharnischte Antwort vom Stapel lassen konnte, mischte sich der Seewolf ein.

      „Zum Glück sind wir jetzt weder auf Adleraugen noch auf Knollennasen angewiesen“, sagte er. „Allein der Lärm wird alle Schiffe im Umkreis auf den richtigen Kurs lotsen. Außerdem können wir nicht weit vom Schauplatz entfernt sein.“

      Das Gebrüll, das von der „Wappen von Kolberg“ herüberdröhnte, war in der Tat nicht zu überhören.

      Edwin Carberry rieb sich in Erwartung der bevorstehenden Ereignisse tatendurstig die Pranken.

      „Man hört’s ganz deutlich“, sagte er, obwohl durch den Lärm kein einziges Wort zu verstehen war, „das sind die Lümmel des Königs Siegermund …“

      „Sigismund!“ unterbrach ihn Dan.

      „Ach was“, fuhr Ed fort, „ist mir egal, wie sich diese beutelüsterne Majestät nennt! Hört ihr nicht, daß das Geschrei dieser plattfüßigen Strolche so richtig gierig klingt, he? Ich sage euch, die wollen die hübschen Klunkerchen unter sich aufteilen, die Arne an Bord hat, jawohl!“

      „Du hast es erfaßt“, pflichtete ihm Old Donegal Daniel O’Flynn bei, der trotz seines Holzbeins und der Krükke gewandt zum Achterdeck aufgeentert war. „Die wissen bestimmt, daß sich noch die vierzehn Kisten mit Bernsteinen und Halbedelsteinen an Bord befinden, die Witold Woyda in Hopsal geklaut hat. Da wird Arne aber gut auf das Zeug aufpassen müssen!“

      Edwin Carberry nickte mit grimmigem Gesicht.

      „Wir hätten die Kisten zu uns an Bord nehmen sollen“, meinte er.

      „Hä? Warum das denn?“ fragte Old Donegal.

      „Ich hätte sie zusammen mit dem Mister Generalkapitän in der Vorpiek eingeschlossen“, fuhr Ed fort. „Dann hätte ich dem habgierigen Rübenschwein einen alten Lumpen in die Hände gedrückt und ihn beauftragt, jedes einzelne Steinchen schön zu polieren. Was glaubt ihr, was dieser Räucherhering für einen Spaß an dieser Arbeit gehabt hätte! So aber sitzt der Kerl da unten in unserer Piek und ruht sich aus. Vielleicht freut er sich sogar über den Lärm und wartet schon darauf, daß ihm seine Befreier das Schott öffnen. Ich wette, daß dieser Affenarsch …“

      „Ha!“ entfuhr es dem alten O’Flynn. „Hör bloß auf zu wetten! Aus dem letzten Reinfall müßtest du eigentlich was gelernt haben. Wenn ich mir so deinen vierkantigen Glatzkopf ansehe, dann muß ich an eine verbeulte Kokosnuß denken.“

      „Mach bloß die Luke dicht, du Holzgerippe!“ stieß der Profos hervor. „Und kümmere dich gefälligst nicht um meinen Charakterkopf! Vielleicht sprießen dort schon in wenigen Tagen hübsche Löckchen, wer weiß.“

      Die Männer wollten in lautes Gelächter ausbrechen, aber da schaltete sich der Seewolf ein, der gerade einige Worte mit Ben Brighton gewechselt hatte.

      „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, sagte Hasard. „Was immer die Polen auch für Motive haben, über Arne und seine Männer herzufallen, sie spielen im Moment eine untergeordnete Rolle. Arne braucht unsere Hilfe, und zwar dringend. Mit seinen wenigen Leuten kann er das Schiff nicht auf Dauer gegen die Übermacht der Polen halten. Also mischen wir ein bißchen mit, und zwar so rasch es geht. Andererseits müssen wir natürlich damit rechnen, daß die Galeere zu einem polnischen Verband gehört, vielleicht sogar zu jenen Gruppen, die nach illegalen Bernsteinladungen fahnden. Somit besteht die Möglichkeit, daß jederzeit weitere Schiffe hier auftauchen.“

      Die Seewölfe setzten sich in Bewegung.

      Noch während die „Isabella“ vor den Wind ging, wurde die Gefechtsbereitschaft überprüft. Hasard ließ halsen, und schon wenig später lief die Galeone über Steuerbordbug auf die „Wappen von Kolberg“ zu. Das ständig lauter werdende Gebrüll sowie die Konturen des Schiffes, die sich jetzt deutlich im Nebel abzeichneten, zeigten an, daß man die richtige Richtung eingeschlagen hatten.

      Alles Weitere lief rasch.

      Hasard ließ die Segel ins Gei hängen, dann manövrierte Pete Ballie die „Isabella“ so an das Schiff der Deutschen heran, daß sich die Backbordseiten der beiden Schiffe berührten.

      Und dann hielt die Seewölfe nichts mehr zurück.

      „Auf ins Getümmel, ihr frommen Pilgerscharen!“ brüllte Edwin Carberry. „Jetzt wollen wir diesen triefäugigen Nebelböcken mal das Tanzen beibringen, was, wie?“

      Mit einem donnernden „Ar-we-nack!“, dem Kampfruf der Seewölfe, stürmten die Männer auf die „Wappen von Kolberg“ hinüber, auf der noch immer ein heftiger Kampf tobte. Sie hatten rasch bemerkt, daß sich Arne mit seinen Leuten zum Achterkastell zurückgezogen hatte. Demnach war es höchste Zeit, daß die Deutschen etwas Unterstützung kriegten.

      Philip Hasard Killigrew war schlau genug, nicht alle seine Männer auf Arnes Galeone überentern zu lassen. Wie richtig diese Entscheidung war, sollte sich schon wenig später herausstellen.

      Der Seewolf blieb zusammen mit seinen zwölfjährigen Zwillingssöhnchen, Philip und Hasard, sowie mit Old O’Flynn, Al Conroy, Will Thorne und Gary Andrews an Bord der „Isabella“. Die beiden „Rübenschweinchen“, wie der Profos die Zwillinge meist nannte, hatten die Aufgabe, scharf Ausguck zu halten, zumal niemand wußte, welche Überraschungen der Nebel an diesem Morgen noch bereithielt.

      Die restliche


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