Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88 - Roy Palmer


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und drückte dessen Gesicht tief in den Ufersand.

      Die Insel war genauso überraschend vor den Seewölfen aufgetaucht wie vorher das spanische Kriegsschiff und dann die beiden erbärmlichen alten Galeonen.

      Dichter Nebel klebte noch wie ein Pfropfen auf den höchsten Erhebungen des Eilandes und verlieh ihm etwas Unheimliches. Die Atmosphäre war alles andere als einladend, außerdem hatten es Inseln so an sich, meistens mit üblen Überraschungen aufzuwarten. Aber Hasard hatte keine Wahl.

      Der Sturm drohte die „Isabella“ so dicht vor der Küste ernsthaft in Gefahr zu bringen.

      „Ben“, sagte er. „Wir halsen, laufen nach Norden ab und wettern den Sturm im Windschatten der Insel ab, bevor es zu brenzlig für uns wird.“

      „Aye, aye, Sir.“ Ben Brighton gab den Befehl weiter.

      Peter Ballie ließ das Ruderrad zwischen seinen Händen wirbeln, Carberry brüllte seine Befehle und garnierte sie mit den üblichen Flüchen. Die großen Rahsegel der „Isabella“ wurden von der Crew fast genau in entgegengesetzte Richtung gebraßt wie vorher, während das Schiff herumschwenkte. Zunächst ging es vor den immer noch aus Südost heranorgelnden Wind, schwenkte dann mit dem Heck ganz durch den Wind und erhielt ihn schließlich raumschots von Steuerbord. Auf Backbordbug liegend, rauschte die „Isabella“ nordwärts.

      Wenig später gelang es dem Seewolf, sie an die nördliche, windgeschützte Seite der Insel zu manövrieren und in eine kleine Bucht zu verholen.

      „Wir haben Glück“, sagte er zu seinen Männern auf dem Achterdeck. „Die Wassertiefe scheint ausreichend zu sein. Wir gehen hier vor Anker und warten, bis der Sturm abflaut.“

      „Laßt fallen Anker!“ rief Ben Brighton.

      „Fallen Anker!“ dröhnte Carberrys Baßstimme. „Muß ich euch erst Feuer unter den Hintern machen, ihr müden Kakerlaken?“

      Während der Buganker mit seiner schweren Trosse ausrauschte, hob Big Old Shane den Kopf und blickte zum Himmel auf.

      „Lange werden wir wohl nicht zu warten brauchen“, sagte er.

      „Tatsächlich“, erwiderte Old O’Flynn. „Es klart auf.“

      „Die Wolken verziehen sich, vom Nebel ist nichts mehr zu sehen“, fügte Ferris Tucker hinzu. „Ich glaube, der Wind läßt auch langsam nach.“

      Der Seewolf trat ganz nach achtern ans Schanzkleid und ließ den Blick schweifen. Ja, der Sturm ließ merklich nach. Der Seegang draußen, außerhalb der geschützten Bucht, verringerte sich ebenfalls. Und die Insel mit ihrer Nebelkrone erschien plötzlich auch in einem freundlicheren Licht.

      „Wir können bald wieder ankerauf gehen“, sagte er. „Wir müssen Siri-Tong suchen. Hoffentlich ist ihr und ihren Männern nichts zugestoßen.“

      „Es gibt einige Sturmschäden zu reparieren“, meldete Ferris Tucker. „Smoky hat mir gesagt, die Galion und der Bugspriet hätten einen Knacks abgekriegt. Ein Fall ist gerissen, die Fock hat ein Loch, die Laschings der Beiboote müssen überholt werden, und auch die Brooktaue der 17-Pfünder haben eine Inspektion dringend nötig, wenn uns die Dinger nicht demnächst über die Füße rollen sollen. Wie es unten im Schiff aussieht, muß ich noch kontrollieren.“

      „Gut“, erwiderte Hasard. „Wir fangen sofort mit den Ausbesserungsarbeiten an. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn bloß die Sorge um Siri-Tong nicht wäre …“

      „Es braut sich wieder was zusammen“, sagte der alte O’Flynn plötzlich.

      „Wie meinst du das?“ fragte Hasard. „Etwa im Hinblick auf den schwarzen Segler und seine Besatzung?“

      „Wir kriegen doch wieder Sturm.“

      „Unsinn“, sagte Shane. „Die Wolkendecke reißt immer mehr auf, bald haben wir klaren blauen Himmel, du alter Miesmacher.“

      „Redet, was ihr wollt, in meinem Beinstumpf sticht’s und reißt’s, und das Reißen ist ein Zeichen für Wetterwechsel, ihr Heringe“, sagte der Alte mit verkniffener Miene.

      „Was mag aus diesen Spaniern geworden sein?“ fragte Ben. „Wir haben sie nicht mehr gesehen. Hoffentlich kreuzen die Kriegsschiffe nicht hier auf und bepflastern uns mit ihren Geschützen.“

      Hasard lehnte sich rücklings gegen das Schanzkleid und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das müssen wir schon dem Zufall überlassen, Freunde. Wenn die Dons aufkreuzen, zeigen wir ihnen, was eine Harke ist, soviel steht fest. Wir werden auch in der Richtung unsere Vorbereitungen treffen. Was die beiden alten Galeonen betrifft – ich glaube, von denen ist nicht viel übriggeblieben.“

      Er wußte nicht, wie recht er hatte.

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