Seewölfe - Piraten der Weltmeere 138. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 138 - Roy Palmer


Скачать книгу
Sie stolperten hier und da, stießen sich Schultern und Knie und fast auch die Köpfe, dann, endlich, hatten sie ihr Ziel erreicht. Der Kutscher öffnete die Tür.

      Was da seinen Lauf nahm, ließ sich nicht genau erkennen, auf jeden Fall aber schien in der Kombüse der Teufel höchstpersönlich los zu sein. Das lachte, keckerte, heulte, schwappte, flatterte und gluckste, daß es eine Freude war.

      „O Mann“, ächzte der Profos. „Donegal hat’s ja immer gesagt: Eines Tages steigt der Wassermann zu uns an Bord.“

      „Profos“, stieß der Kutscher nervös aus. „Ich habe eine Fackel gefunden. Hier, halt bitte mal, ich zünde sie an. Wenn wir aufpassen, fängt die Kombüse kein Feuer – und wir können die Fackel ja rechtzeitig in einen der gefüllten Kessel stecken, falls es brenzlig wird.“

      Carberry taumelte und krachte fast gegen den Türrahmen.

      „Ja“, wiederholte er. „Falls es brenzlig wird …“

      Wenig später zuckte der Fackelschein durch die Kombüse. Das Licht offenbarte die Szene in ihrer ganzen Pracht. Arwenack kauerte in dem Kessel und versuchte vergeblich, sich so weit zu ducken, daß man ihn nicht sehen konnte. Philip und Hasard hielten sich am Herd fest und prusteten vor Vergnügen. Sir John flatterte über den drei Lausebengeln und wetterte, was das Zeug hielt.

      „Jetzt wird aber der Hai in der Pfanne verrückt“, entfuhr es dem Kutscher.

      „Der Affe, meine ich“, sagte der Profos.

      „Meine Soße“, klagte der Kutscher. „Meine schöne süß-saure Soße.“ Fast gab er seinen Halt auf und stürzte hin, so entsetzt war er.

      „Fleischklöße mit süß-saurer Soße sollte es also geben“, stieß Ed Carberry erbittert aus. „Eins meiner Lieblingsgerichte.“ Und dann fing er an zu brüllen: „He, seid ihr wahnsinnig, ihr Kakerlaken? Was fällt euch ein? Wißt ihr nicht, daß die Todesstrafe darauf steht, in die Kombüse einzubrechen? Na wartet, ich werde euch den Affenarsch versohlen und euch anschließend die Haut in Streifen abziehen, ich … Sir John, du Geier, komm sofort hierher!“

      Sir John verstand nicht oder wollte nicht kapieren und flatterte in die dem Profos entgegengesetzte Richtung.

      „Ihr Galgenstricke!“ fuhr der Profos die Zwillinge an. „Antreten und kuschen, oder es setzt was!“

      Philip antwortete etwas in seiner haarsträubenden, nicht zu übersetzenden Sprache. Hasard sagte ein paar Worte, die wie „büs-güddiorus“ oder ähnlich klangen.

      „Das ist der Gipfel“, zürnte der Profos. „Diesmal gibt’s Zunder! Seewölfe oder nicht, ihr habt euch eure Senge verdient, und zwar gründlich. Hölle und Teufel, wenn ihr nicht kommt, schnappe ich euch eben.“

      Er marschierte los. Sir John suchte nach einer Fluchtmöglichkeit. Philip bedauerte es zutiefst, auf Hasards Order hin den inneren Riegel der Kombüsentür kurz zuvor doch wieder zurückgeschoben zu haben – es wäre besser gewesen, den Raum verschlossen zu lassen.

      Aber die Zwillinge hatten den Affen und den Papagei fortscheuchen wollen. Das hatten sie nun von ihrem guten Willen – man wollte sie offensichtlich zur Rechenschaft ziehen und bestrafen.

      Der Narbenmann steuerte genau auf sie zu. Er streckte schon die Hände nach ihnen aus.

      Dabei brüllte er: „Kutscher, sieh nach, ob sie die Flaschen entdeckt haben! Wenn sie Schnaps und Wein gesoffen haben, kriegen sie deswegen noch extra was an die Ohren!“

      Arwenack ertrug es nicht länger, er wollte fort. Kreischend sprang er aus dem Kessel hoch, diesmal hatte er genügend Schwung. Er schaffte es, sich über den Rand zu hieven, jumpte auf die Planken der Kombüse und hastete los.

      Er hielt auf den Kutscher zu. Der hatte sich gerade dem Schapp zugewandt, in dem sich die kostbaren Flaschen befanden. Carberry war auch irritiert, weil Arwenack mächtig gekleckert hatte und süß-saure Soße in das Profos-Gesicht und auf die Profos-Kleidung gespritzt war. Carberry rieb sich die Augen, verlor das Gleichgewicht und stürzte.

      Arwenack wischte an dem Kutscher vorbei. Der Kutscher hatte genug damit zu tun, von dem Flaschenschapp abzulassen und zu Carberry zu laufen. Er mußte dem zürnenden Mann die Fackel entreißen, damit es kein größeres Unheil gab.

      Arwenack war ins Vordeck entflohen. Sir John packte die Gelegenheit ebenfalls beim Schopfe und schwirrte dem Affen nach.

      Philip und Hasard bogen sich vor Lachen, aber dann begriffen auch sie, daß der Moment da war, in dem sie den Rückzug antreten mußten. An Carberry und dem Kutscher konnten sie jedoch nicht vorbei – deshalb beschlossen sie, den Niedergang als Schlupfloch zu wählen.

      Sie liefen zur Tür und rissen sie auf. Die ganze Verschalkung löste sich dabei aus dem Rahmen, Wasser sprühte ihnen entgegen, das Orgeln des Sturmes drang in die Kombüse.

      „Nein!“ schrie der Kutscher. „Um Himmels willen, nein!“

      Nein, dieses Wort verstanden die Zwillinge schon, aber sie kümmerten sich nicht darum. Sie waren schon halb draußen, als der Kutscher die Fackel an sich gerissen hatte und die Verfolgung aufnahm.

      Gewandt turnten die Zwillinge die Holzstufen des Niederganges hinauf und erreichten das Oberdeck. Aber hier glitten sie aus und schlidderten quer über die nassen Planken. Zu allem Unheil rollte genau in diesem Augenblick auch noch ein Brecher gegen die „Isabella“ an. Es grollte und rauschte, und dann ergossen sich die Fluten über die Back, die Kuhl, das Quarter- und sogar das höher gelegene Achterdeck.

      Der Aufschrei der Crew ging in dem Tosen der Wassermassen unter.

      Der Kutscher blieb auf halbem Weg auf dem Niedergang der Kombüse stehen und duckte sich. Ein Wasserfall gischtete ihm entgegen, hüllte ihn ein und ging in der Kombüse nieder. Die Fackel war nur noch ein verkohlter Stumpf in der rechten Hand des Kutschers.

      Carberry schluckte Wasser, spuckte, fluchte und wankte in ohnmächtiger Wut durch den Raum.

      Keiner der Männer auf Oberdeck war so schnell, daß er die Zwillinge festhalten konnte. Voll Entsetzen beobachteten sie, wie die Kinder auf dem abschüssigen Deck dahinrutschten. Smoky unternahm einen Versuch, Hasard zu packen, glitt aber selbst aus und stieß sich den Oberschenkel am Großmast.

      Der kleine Hasard hatte Glück, er konnte ein Manntau packen und sich daran festklammern. Wie eine Katze hing er daran. In seinem Gesicht waren Schreck und Verzweiflung zu lesen. Er schrie auf.

      Philip landete am Steuerbordschanzkleid. Hier traf er Anstalten, sich ebenfalls zu sichern und seine Höllenfahrt zu bremsen. Aber die Macht des Wassers war zu groß. Es brodelte auf Philip zu, erstickte seine Schreie, fegte ihn vom Schanzkleid und riß ihn in die kochende See.

      „Mann über Bord!“ schrie Smoky. Kind über Bord, hätte er besser rufen sollen, aber in seinem panischen Entsetzen dachte er nicht daran.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4QAYRXhpZgAASUk
Скачать книгу