Seewölfe - Piraten der Weltmeere 179. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 179 - Fred McMason


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wirkte es unheimlich, fand Vermeulen nach einem langen Blick zum Horizont, so als würde sich das Wetter noch einmal verschlechtern. Außerdem war es kalt, und trotz des langsam aufkommenden Nebels herrschte ein eisiger Wind.

      Eine Welt, wie sie trostloser nicht sein konnte, eine Welt mit einem schmutzigen Himmel, diesiger Luft und trübem Wasser, eine Ecke, die sich endlos weit ausdehnte und von Ewigkeit bis Ewigkeit reichte. Er schüttelte sich und ging in die Kombüse, um sich an dem schwachen Holzkohlenfeuer ein wenig die durchgefrorenen Finger zu wärmen. Außerdem wollte er die Kleidung wechseln, denn die nassen Klamotten, die er auf dem Leib trug, begannen bretthart zu werden, als die eisige Kälte sich darin festsetzte.

      Er hatte die Hände noch nicht richtig aufgewärmt, als ihn ein lauter Ruf an Deck trieb.

      „Land Steuerbord querab!“

      „Na siehst du!“ sagte Vermeulen und grinste schwach. Mit einem Satz war er an Deck und stieg in die Luvwanten auf.

      Daß er sich eben noch aufwärmen wollte, war vergessen. Land, mein Gott, dachte er, wie lange hatten sie darauf gewartet. Land bot Schutz vor der grimmigen Kälte, vor der rauhen See, und hier konnten sie endlich darangehen, auch die restlichen Schäden an ihrem Schiff auszubessern.

      Auf halber Masthöhe sah er den Landstrich. Klein und hingeduckt lag eine graue Linie am Horizont. Er war sich nicht ganz sicher, ob es nicht doch der Nebel war, der sich dort zusammengeballt hatte und das Land nur vortäuschte.

      Er stieg noch höher hinauf, bis er den Ausguck erreichte, wo der Jungmann stand und mit spitzen Lippen in seine klammen Hände blies.

      „Wirklich Land?“ fragte er.

      „Sicher, Cap! Ganz deutlich. Entweder sehe ich dahinten eine Bucht, oder das Land teilt sich. Könnten Inseln sein.“

      Vermeulen ließ sich das Spektiv geben und zog es auseinander. Sehr lange blickte er hindurch.

      „Du hast recht, Jungmann“, sagte er schließlich. „Das sind Inseln, mindestens drei Eilande, wie es den Anschein hat.“

      „Laufen wir doch an, Cap, oder?“ fragte der Jungmann schnell.

      „Darauf kannst du deinen Bart verwetten, deinen ausgefransten! Klar, die Inseln laufen wir an. Aber das wird sich erst entscheiden, wenn wir dichter dran sind.“

      Der Jungmann blickte ebenfalls durch das Spektiv, klemmte es dann unter den Arm und blies wieder in seine kalten Hände.

      „Trostlose Inseln scheinen das zu sein, Cap. Ich wette, daß auf denen nicht mal ein Grashalm sprießt.“

      „Gras brauchen wir auch nicht unbedingt“, sagte Vermeulen ungerührt. „Hauptsache, wir finden eine geschützte Bucht. Ich mache mir Sorgen um das Schiff, wir müssen es gründlich überholen.“

      Später waren deutlich drei Striche am Horizont zu erkennen. Der mittlere Strich war am weitesten entfernt, aber er wies ziemlich große Erhebungen auf. Ein grauer Berg schälte sich aus dem Dunst, und dieser Berg schien direkt in den Himmel zu wachsen.

      „Welche Insel laufen wir an, Cap?“ fragte der Rudergänger.

      Vermeulen hob unbehaglich die Schultern. Er gab keine Antwort und blickte wieder durch das Spektiv.

      Er konnte sich nicht so richtig entscheiden, denn bisher sah er immer noch nicht viel von den Inseln. Er wußte nur, daß die mittlere einen ziemlich großen Berg hatte.

      Als der Rudergänger ihn fragend ansah, sagte er: „Die mittlere laufen wir an!“

      Diese fünf dahingesprochenen Wörter besiegelten das Schicksal der „Godewind“ und ihrer Besatzung.

      Aber das ahnte niemand, denn sie alle hielten diese tristen, grauen Inseln für unbewohnt.

      Immer weiter näherten sie sich der Insel, bis die Einzelheiten klar und deutlich zu erkennen waren.

      Fast alle standen jetzt an Deck und blickten zu dem Land hinüber.

      Der Wind drückte den Segler in eine trostlose, kahle Bucht mit einem grauen, steinigen Strand.

      Dunstiger Nebel stand über dem Boden. Eine langrollende Dünung lief auf den Strand, verlor sich zwischen den Steinen und schäumte kurz auf.

      In dieser Bucht gab es tatsächlich keinen Baum und keinen Strauch. Nur ein paar handgroße, graugrüne Büsche standen vor den Felsen. Hinter dem Strand bildeten kahle Hügel eine Kette, die weit ins Land führte. Noch weiter entfernt befand sich der drohend aussehende Kegel eines vor Jahrtausenden erloschenen Vulkans. Annähernd dreitausend Yards stieg er in den Himmel, an seinem oberen Ende durch eine dunstige Nebelkrone und Schnee begrenzt.

      Vermeulen spuckte enttäuscht über das Schanzkleid und zog ein mißmutiges Gesicht.

      Er war sich nicht sicher, was er hier erhofft hatte, aber diese trostlose, graue, kalte und unfreundliche Einöde gefiel ihm überhaupt nicht. Hier wuchs wirklich kein Grashalm. Diese Insel hatte Mutter Natur einstmals erschaffen und sich dann nie wieder um sie gekümmert, dachte er beklommen.

      Es wirkte alles so unwirklich, so unnahbar und abweisend, als hätte ein Maler eine besonders unfreundliche Landschaft auf die Leinwand gebracht.

      Aber die Bucht bot Schutz vor dem Unwetter, und wenn sie weiter an den Strand liefen, lagen sie eigentlich ganz günstig da.

      „Wenigstens haben wir kein Eis“, sagte Vermeulen zu seinem Bootsmann. „Und wenn die Insel bewohnt ist, dann möchte ich die Burschen sehen, die hier leben. Hier gibt es nicht einmal Ratten.“

      Der Bootsmann erwiderte nichts. Stumm stand er da und suchte ebenfalls nach einem günstigen Platz zum Ankern, von wo aus sie später das Schiff an Land ziehen konnten.

      „Da vorn sind Klippen, Cap, da, wo sich das Wasser kräuselt“, sagte er und zeigte mit der Hand auf eine Stelle, wo es leicht zu brodeln begann, als würde dort das Wasser kochen.

      Vermeulen nickte. Ja, Klippen gab es hier genügend, aber man sah sie erst, wenn man ganz dicht heran war. Die langgezogene Dünung verbarg sie vor ihren Blicken.

      Er ließ das Segel wegnehmen und noch einmal leicht den Kurs ändern. Dann hatte er die richtige Stelle gefunden. Es war der tiefste Einschnitt in der Bucht, links von einer natürlichen Steinwand begrenzt, die weit ins Meer ragte, und rechts durch steinigen Strand und die felsigen Hügel, die weit ins Land reichten.

      Die Tiefe betrug noch fast zwanzig Faden, aber sie nahm sehr rasch ab. Als sie nur noch dreieinhalb Faden betrug, ließ Vermeulen den Anker fallen.

      Die Trosse lief aus, der Anker berührte den Grund, glitt über Steine, Felsen und Sand und hakte sich fest.

      Langsam schwoite die „Godewind“ um ihre Achse. Die immer noch hohe Dünung lief in mehr als zwei Kabellängen Abstand an ihr vorbei.

      Ein zwar unangenehmes, aber sicheres Plätzchen, dachte Vermeulen. Vor allem würde sie hier niemand stören. Sie konnten in Ruhe darangehen, ihr Schiff auszubessern, ihre Position festzustellen und dann den neuen Kurs wiederaufzunehmen, der sie über die sibirische Strecke bis in die Nordsee führen sollte.

      Aber zunächst ruhten sie sich gründlich aus. Sie hatten es bitter nötig nach der harten Sturmfahrt.

      Nur Vermeulen und de Jong blieben an Deck, die anderen legten sich in die Kojen und schliefen sofort ein.

      De Jong stand breitbeinig an Deck und starrte immer wieder in die Richtung der Felsen und Hügel, dorthin, wo sie ganz besonders wild zerklüftet waren.

      Schließlich ging er wortlos nach achtern und holte das Spektiv.

      Lange blickte er hindurch, bis Vermeulen ungeduldig wurde.

      „Was, verdammt, suchst du denn da immer?“ fragte er.

      De Jong setzte das Spektiv ab, drehte den Kieker um und kratzte damit seinen Schädel.

      „Da hat sich was bewegt“, sagte er. „Da, wo die Felsen aussehen wie Höhlenlöcher.“

      „Bist


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