Seewölfe - Piraten der Weltmeere 77. Fred McMason
Rammkinn.
Die „Isabella“ fiel jetzt ab und begann langsam vor den Wind zu gehen.
„Rüber mit dem Ding nach Steuerbord!“ schrie der Profos. „Und weiter angebraßt, ihr Säcke. Noch weiter! Himmel, das zieht ja jeder Hafenhure die Stiefel aus, was ihr da tut. Wie sollen wir da jemals auf den neuen Bug kommen, was, wie?“
Die „Isabella“ kam glänzend auf den neuen Bug, auch ohne daß der Profos gebrüllt hätte. Aber vermutlich würde dann jedem der Männer etwas fehlen, und bisher fehlte ihnen auch noch des Profos’ Lieblingsspruch.
Aber der erfolgte so schnell, daß sich keiner darüber wunderte. Ed mußte ihn glatt vergessen haben, und das holte er jetzt in aller Eile nach, als das Großsegel angebraßt wurde.
„Hoch mit dem Besan, oder muß ich euch erst die Haut in Streifen von euren verdammten Affenärschen ziehen, was, wie?“
Die paar Segel, die jetzt standen, wurden getrimmt, der Besan ging hoch, bis die „Isabella“ mit Backbordhalsen am Wind lag. Erst jetzt war der Profos zufrieden.
Etwas später flogen die Tampen zur Karavelle hinüber und der Seewolf hatte Zeit, sich den Zweimaster anzusehen. Auf der Back stand die Rote Korsarin und winkte den Männern zu. Alles glotzte mit Stielaugen auf ihre rote Bluse, die vom Wasser eng angeklatscht an ihren Körper lag. Genauso waren durch die blaue Schifferhose ihre Konturen glasklar zu erkennen.
Sam Roskill verdrehte die Augen und griff sich ans Herz.
„Mann“, stöhnte er zu irgendeinem imaginären Gesprächspartner. „Die schafft mich immer wieder. Kaum taucht das Weib auf, schon rennen auch die lausigsten Böcke mit verdrehten Hälsen herum. Man könnte bei diesem Anblick Lieder zur Harfe singen!“
„Was ist denn plötzlich in dich gefahren, du Windsack?“ schnauzte der Profos und riß Sam Roskill aus seinen lyrischen Sphären. „Harfe spielen, was? Dabei kannst du Rübenschwein nicht mal ’ne Harfe von ’ner Flöte unterscheiden. Die Harfe liegt dort vor dir, sie ist noch ein bißchen feucht, aber wirf sie trotzdem ruhig ’rüber und belege die Poller damit, klar?“
Sam Roskill war nach dieser kalten Dusche ernüchtert. Himmel, man durfte sich doch wohl mal ein hübsches Weib ansehen, aber nein, da mußte der Profos jedesmal seinen Rüssel reinhängen und einem den Spaß verderben.
„Weißt du, was du mich mal kannst, Ed?“ fragte Sam tückisch, in der Hoffnung, der Profos würde wild werden.
Doch der tat ihm den Gefallen nicht, er winkte nur ab.
„Tut mir leid, Sam, aber das habe ich schon einer anderen Sau versprochen. Das nächste Mal vielleicht!“
Roskill blieb wie vom Donner gerührt stehen, aber dann bequemte er sich doch, die Leinen festzumachen.
Hasard verstand nicht, was Siri-Tong sagte, der Wind riß ihr die Worte von den Lippen.
Er legte die Hände trichterförmig vor den Mund und rief hinüber: „Wir schleppen euch nach West-Caicos. Hängt noch ein paar Spieren achtern außenbords, damit ihr nicht aus dem Kurs lauft. Dort sehen wir uns erst einmal den Schaden an.“
„Wir machen Wasser!“ schrie der Bootsmann Juan zurück.
„Dagegen hilft am besten lenzen!“ brüllte Carberry hinüber. „Bis West-Caicos werdet ihr es schaffen!“
Hasard winkte ebenfalls der Roten Korsarin zu, die mit brennenden Augen herübersah.
Tucker und der Profos blieben achtern, um die Schleppleine nachzufieren, damit sie unter dem Ruck nicht plötzlich auseinanderflog, als das Großsegel gesetzt wurde.
Noch einmal drehte der Wind leicht, dann blies er konstant weiter. Die hohen Wellenberge waren verschwunden, sie kamen jetzt als lang anrollende Dünung. Mit der Karavelle im Schlepp war das Segeln nicht einfach, denn alle Augenblicke straffte sich die Leine, als wolle sie brechen.
Dan enterte wieder in den Großmars auf, gefolgt von seinem getreuen Freund, dem Schimpansen Arwenack, der das Unwetter beim Kutscher in der Kombüse abgewartet hatte. Den linken Arm hatte der Affe eng an den Körper gepreßt, doch als Dan nachsehen wollte, ob seinem Liebling etwas fehlte, erkannte er den Grund.
Arwenack hatte sich bei den Schlingerbewegungen keinesfalls verletzt. Er hatte nur den Kutscher beklaut und Dörrpflaumen gehamstert, so viel er erwischen konnte. Die würden sie sich jetzt in luftiger Höhe genüßlich teilen.
Inzwischen überprüfte Ben Brighton den Kurs, und bei der Standortbestimmung stellte sich heraus, daß die „Isabella“ bei dem Unwetter ein ganzes Stück abgedriftet war.
Hasard ließ den Kurs ändern, bis die Galeone in der ungefähren Richtung von Caicos auf Kurs lag.
Etwas später ertönte Dans Ruf aus dem Großmars: „Land Backbord voraus!“
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