Seewölfe - Piraten der Weltmeere 561. Davis J.Harbord

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 561 - Davis J.Harbord


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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-968-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Davis J. Harbord

       Bekannt wie ein bunter Hund

       Man hält sie für russische Küstenwölfe – und da geht es auf Hieb und Stich

      Igor Samoilow, Häuptling einer dreiundzwanzigköpfigen russischen Rabaukenbande, kochte and schäumte und sah derart rot, daß er sozusagen feurige Kreise vor Augen hatte.

       „Ich bring sie um!“ brüllte er. „Ich ersäuf sie wie verdammte Katzen! Ich dreh ihnen die Hälse um! Vierteilen werde ich sie! Aufschlitzen …!“

      Er schnappte keuchend nach Luft und war weit da von entfernt, klar denken zu können. Außerdem sah er gar nicht gut aus, der Igor Samoilow, der einen Stier mit der bloßen Faust niederschlagen konnte, so daß der das Aufstehen vergaß.

      Nein, Igor Samoilow hatte eine verschobene Nase, verschiedene Beulen, zwei wackelnde Zähne und wunderschöne lilafarbene Augumrandungen, im Volksmund „Veilchen“ genannt.

       Sie waren ihm über Nacht erblüht, ihm und auch seinen Rabauken, als ihnen diese englischen Riesenlümmel ihre Dubas geklaut hatten und auf und davon gesegelt waren. Aber sie würden sich ihre Dubas zurückholen, das schwor Igor Samoilow. Und seine Rache würde fürchterlich werden …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Selim Güngör – Dem Hafenkommandanten von Burgas unterläuft ein folgenschwerer Irrtum, der ihn zum Bittsteller werden läßt.

      Mehmed Kymet – Der dicke Kaufmann ist zwar schlitzohrig, aber dann entpuppt er sich doch als ein ganz passabler Mensch.

      Igor Samoilow – Träumt von seiner Rache an den englischen Riesenlümmeln und ahnt nicht, daß ein anderer an ihm Rache üben wird.

      Broz – Der Steuermann Igor Samoilows hat viele Gründe, sich sinnlos zu betrinken.

      Mac Pellew – Der Zweitkoch der Arwenacks holt sich eine mächtige Stirnbeule, die ihn nicht davon abhält, eine Schöne anzuhimmeln.

      Philip Hasard Killigrew – Hat Krach mit seinem Schwiegervater, erweist sich aber doch als guter Diplomat.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Oktober 1597, Schwarzes Meer, Westküste.

      Der neue Tag begann mit Sonne, auch im Herzen der Arwenacks. Immerhin hatte ihnen die vergangene Nacht ein neues Schiffchen beschert. Allerdings hatten ihre Fäuste kräftig dabei mitgeholfen. So alte Salzbuckel wie sie ließen sich nicht anstänkern, schon gar nicht von russischen Rabauken.

      Deren zweimastige Dubas segelten sie reinen Herzens. Sie hatten sie beileibe nicht gestohlen. Gott bewahre! Das wäre nicht schicklich gewesen. Nein, sie hatten nur einen Tausch vorgenommen. Ehrlich, Sir!

      Na ja, die neue Dubas war größer als die alte, die sie im Hafen von Varna zurückgelassen hatten. Aber das durfte man nicht so eng sehen. Sie hätten ihre alte Dubas ja auch versenken können, nicht wahr? Dann hätten diese Igors, Iwans und Pjotrs – oder wie sie hießen – gar nichts mehr gehabt und auf ihren Daumen lutschen können.

      Außerdem war deren Crew kleiner als die der Arwenacks. Mit einer kleineren Dubas kamen die viel besser zurecht als mit der großen, die wiederum genau richtig für die Arwenacks war.

      Als Muselmann hätte Hasard jetzt gesagt: Allah ist groß und weise und gerecht. Er gibt jedem, was ihm gehört, nicht mehr und auch nicht weniger – das kleine Schiff der kleinen Crew und das große Schiff der großen Crew. Die Russen hatten es zwar nicht mit Allah, die Arwenacks auch nicht – die ganz im Gegenteil –, aber die Anrainer des Schwarzes Meers waren solche und solche, das hatten die Arwenacks schon spitzgekriegt.

      Mit Allahs Weisheiten hätte sich Hasard bei den Russen kaum entschuldigen können. Die wären vermutlich noch rabiater geworden. Aber als er so an diesem Morgen achtern auf der Dubas stand, die bis vor wenigen Stunden noch diesen wüsten Rabauken gehört hatte, da ging ihm einiges durch den Kopf – eben solche Fragen an das Gewissen, ob man hier nicht ein bißchen geschummelt hatte.

      Aber wer schummelte nicht?

      Diese russischen Rabauken hatten eh nicht gezeigt, daß ihnen die Milch der frommen Denkungsart ein willkommenes Getränk war. Die nicht! Die hielten es weder mit Allah noch mit dem Schöpfer des Himmels und der Erde.

      So grübelte der Kapitän der Arwenacks achtern auf der ehemals russischen Dubas über gewisse Eigentumsveränderungen zugunsten des einen und zum Nachteil des anderen, aber im ganzen gesehen hatte er auch Sonne im Herzen. Da war im übrigen der feine Wind aus Nordosten, der die Dubas südwärts trieb, entlang der bulgarischen Küste. Ob dieser Kurs in das Mittelmeer führte?

      Zwei von den Arwenacks hatten keine Sonne im Herzen, nämlich der Kutscher und Mac Pellew. Zwar hatten die sich auch über das größere Schiffchen gefreut, allerdings in der Erwartung, bei Übernahme auf eine gut bestückte Proviantlast zu stoßen – was auch einer der Gründe gewesen war, dieses Schiffchen hoppzunehmen.

      Irrtum!

      Mac und der Kutscher stellten nach gründlicher Besichtigung der Proviantlast fest, daß die Kerle zwar ein unheimlich scharfes Gesöff, einen klaren Branntwein, an Bord hatten – da waren noch vier Fässer voll –, doch dieser Rachenputzer ersetzte ihrer Meinung nach keineswegs das, was zum Füllen des Magens gehörte.

      Also: in der Proviantlast herrschte eine ziemliche Ebbe. Was sich dort an miesen Resten in Säcken und Truhen befand, war auch nicht angetan, die beiden Kombüsenmänner jubeln zu lassen, ganz abgesehen davon, daß Kakerlaken-Geschwader nach Freibeutermanier Ernte hielten.

      Nun hatten diese beiden, für die Verpflegung der Arwenacks verantwortlichen Männer bei ihrer Proviantbesichtigung allerdings die erwähnten vier Fässer geprüft, weil es ja hätte sein können, daß sie Essig oder schlichtes Wasser oder vielleicht Wein enthielten. Insofern taten sie ihre Pflicht.

      Mac Pellew tat seine Pflicht mehr als der Kutscher, der angesichts von Branntwein immer etwas zimperlich wurde. Aber wie gesagt, sie überprüften die Inhalte der vier Fässer.

      Dem ausgekochten Mac Pellew war bereits beim ersten Faß klar, daß sie auf etwas ganz Scharfes gestoßen waren – und daß die drei anderen Fässer Gleiches enthalten mußten. Denn die standen beieinander und glichen sich wie ein Ei dem anderen.

      Der


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