Seewölfe - Piraten der Weltmeere 599. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 599 - Fred McMason


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schlug fehl. Der. Wind peitschte sie wie eine Schlange durch die Luft. Der Profos fluchte lauthals.

      Von Hasard war kaum etwas zu sehen. Nur hin und wieder tauchten seine schwarzen Haare sekundenlang auf. Dann überrollte ihn der nächste Brecher.

      Das Wasser war um diese Jahreszeit eisigkalt. Dazu kamen der orgelnde Sturm, der Schaum, der übers Wasser peitschte sowie das Heulen und Toben der Elemente. Um ihn her war ein Getöse, als brüllten tausend Höllenhunde in den höchsten Tönen. Er kämpfte sich vorwärts und sah für einen kurzen Moment das Boot mit den beiden völlig verängstigten Fischern. Nacktes Grauen stand in ihren Gesichtern – Todesangst, die sie erstarren ließ.

      Eine Welle warf ihn an das Boot und drehte ihn um seine Achse. Der Anprall war bretthart und schüttelte ihn von oben bis unten durch.

      „Haltet euch fest“, schrie er, „ihr treibt auf das Ufer zu! Sie werden euch Seile zuwerfen, aber klammert euch fest!“

      Er wußte nicht, ob sie ihn verstanden hatten. Er sah sie nur in einer Wolke aus Schaum und Brechern verschwimmen. Verzweifelt hielt er nach dem dritten Mann Ausschau.

      Da sah er wieder die Hand. Sie ragte wie die eines Toten aus dem Wasser.

      Mit eisenhartem Griff packte er zu und hielt die Hand fest. Der Mann zappelte in wilder Todesangst und versuchte sich zu wehren. Er wußte nicht, was er tat, er war fast wahnsinnig vor Angst.

      Der Seewolf spürte den kräftigen Ruck an der Leine. Er hatte jetzt den Ellenbogen des Fischers umklammert und faßte weiter zur Schulter nach, damit der Mann den Kopf aus dem Wasser kriegte. Big Old Shane zog die beiden Hand über Hand näher ans Ufer.

      Inzwischen war es auch dem Profos und Dan gelungen, den beiden anderen Fischern Leinen zuzuwerfen. Alle beide klammerten sich verzweifelt daran fest.

      „Na, dann haben wir die Kerlchen ja endlich“, brummte Carberry. „Hoffentlich lassen sie jetzt nicht los.“

      „Die Kerle halten sich außerdem noch am Boot fest“, sagte Dan. „Zieh nicht so kräftig, Ed, sonst liegen sie wieder im Bach.“

      Die Fischer, kräftig gebaute Kerle, hatten immer noch Angst. Einer hielt mit einer Hand die Leine fest, mit der anderen klammerte er sich ans Boot. Der andere hatte sich die Leine über die Schulter gelegt und hielt sich mit beiden Händen an den Planken fest. Für die Arwenacks war es schwierig, Boot und Fischer zugleich an Land zu ziehen.

      Hasard befand sich inzwischen am Ufer. Er stand da und pumpte Luft in seine Lungen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Kerle von der Galeone untätig, aber interessiert zu ihnen blickten.

      Der Fischer lag auf dem Boden und keuchte. Seine Augen waren weit aufgerissen und blickten voller Entsetzen auf den brodelnden und reißenden Fluß, dem er gerade noch entkommen war. Er war unfähig, etwas zu sagen. Völlig erschöpft lag er da.

      Der Kutscher und Mac Pellew kümmerten sich um den Mann, bis er Wasser erbrach und fast erstickte.

      „Bringt ihn an Bord“, sagte der Seewolf heiser. „Der Kerl ist fast ersoffen.“

      „Du solltest auch schnell an Bord gehen, Sir“, riet der Kutscher. „Das Wasser ist verdammt kalt. Da kann man sich leicht etwas holen.“

      „Das kurieren wir nachher mit schottischem Whisky.“

      Der Sturm heulte und jaulte immer noch in den wildesten Tönen. Die Wogen der Themse rannten schäumend und donnernd gegen das Ufer an.

      Als die nächste Welle das Boot erwischte, war der Stoß so hart, daß die beiden Fischer losließen. Sie fanden keinen Halt mehr.

      „Na endlich“, knurrte Dan, „jetzt geht es leichter.“

      Hand über Hand holten sie die beiden ebenfalls an Land, bis sie schnaufend und keuchend am Ufer waren.

      Das Boot trieb weiter. Eine große Welle warf es etwas später umgedreht ans Ufer, wo es liegenblieb.

      Sie brachten die Fischer an Bord, tauschten ihre nassen Plünnen gegen trockene und ließen sie ausruhen. Alle drei waren erschöpft, kraftlos und matt vom Kampf mit Sturm und Wellen.

      Hasard hatte inzwischen ebenfalls seine Kleidung gewechselt. Der Profos reichte ihm grinsend den „Schottischen“.

      Er gluckerte einen Streifen weg, spürte wie die Wärme in ihm hochstieg und reichte die Buddel weiter. Es dauerte nicht lange, dann war der Schottische gelenzt und eine zweite Buddel ging reihum.

      Die Fischer bedankten sich.

      „Ohne eure Hilfe wären wir jämmerlich ersoffen“, sagte der eine. „Wir können alle drei nicht schwimmen, haben es nie gelernt.“

      „Vielleicht könnt ihr es ja noch nachholen“, entgegnete Hasard. „Es gibt immer wieder Situationen, in denen das Leben davon abhängt und niemand in der Nähe ist.“

      Oben heulte und pfiff der Sturm sein wüstes Lied. In der Takelage knarrte und ächzte es. Wellen schlugen klatschend und donnernd an den Rumpf der Schebecke. Unter Deck aber war es gemütlich.

      Die Fischer erzählten, daß der Sturm sie überrascht habe. Sie hätten noch versucht, ein Stück die Themse hinaufzugelangen, doch dann sei es plötzlich passiert.

      „Eure Ausrüstung ist natürlich auch zum Teufel gegangen“, sagte der Seewolf. „Im Boot war jedenfalls nichts mehr.“

      Die drei nickten bedrückt.

      „Ja, alles fort. Wir haben nicht viele Fische gehabt, aber unsere Netze sind weg, und das ist bitter.“

      Ben Brighton, der in jungen Jahren selbst einmal das harte Brot der Fischer verdient hatte, griff schweigend in die Tasche. Er brachte drei Goldmünzen zum Vorschein und drückte sie dem älteren Fischer in die Hand.

      „Das – das können wir nicht annehmen, Herr“, stammelte der. „Ihr habt uns das Leben gerettet. Das ist mehr als man verlangen kann.“

      „Ohne Netze kein Brot“, sagte Ben. „Mein Vater war selbst Fischer, ich weiß, wie mühsam das ist. Euer Boot hat sicherlich auch etwas abgekriegt. Ihr werdet es reparieren müssen.“

      Edwin Carberry, der Kerl aus Eisen, bewies wieder einmal, daß er ein weiches Herz hatte. Als er in die Hosentasche griff, holte er eine mattschimmernde Perle hervor, die er dem Fischer vorsichtig in die Hand drückte.

      „Eigentlich wollte ich die versaufen“, sagte er grinsend. „Aber bei dem Sturm ist ja nichts los in London. Nehmt sie noch dazu und kauft euch ein richtiges Boot. Mit eurer alten Schwarte ist ja doch nichts mehr los.“

      „Ihr beschämt uns“, sagte der Ältere sehr verlegen.

      „Jaja“, sagte der Profos trocken, „nun nuckelt mal noch einen kleinen Schottischen weg. Wer säuft, braucht sich nicht dauernd zu bedanken. Sonst kriegt er zuwenig in den Hals, was, wie?“

      Eine Stunde später zogen die drei Kerle hochbeglückt ab. Sie konnten noch gar nicht fassen, was ihnen da widerfahren war.

      Die Arwenacks sahen ihnen von Bord aus nach. Die Fischer winkten, bis sie um die nächste Ecke verschwunden waren.

      „Mann, das wird ja schlimmer mit dem Sturm“, sagte Carberry. „Da drüben zerbläst er schon wieder ein Haus in Einzelteile.“

      Neben ihm stand Old O’Flynn. Seine Haare flatterten wie eine Fahne im Wind. Er konnte kaum gerade stehen.

      Schindeln und Holzlatten flogen durch die Luft. Die Bretter krachten in andere Häuser. Fensterläden knallten gegen Hauswände, und der Sturm drückte ein paar Scheiben ein. Selbst die Masten auf der Schebecke bogen sich unter dem Ansturm des wilden Gesellen. Auf der Galeone weiter achteraus kreischten die Rahen. Es hörte sich an, als gehe die Welt unter.

      „Gehen wir wieder nach unten“, sagte Old O’Flynn. „Dort können wir ein bißchen klönen und den Rest des Tages gemütlich verbringen.“

      Daraus wurde jedoch nichts mehr.

      Old


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