Seewölfe - Piraten der Weltmeere 167. Kelly Kevin

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 167 - Kelly Kevin


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waren sie an Bord. Und jetzt mußten sie, verdammt noch mal, auch lernen, sich wie zukünftige Seeleute zu benehmen.

      Dazu gehörte, daß sie nicht mitten im Sturm durch ihre Eskapaden Männer ablenkten, die ihre Kräfte dringend anderweitig brauchten.

      Nichtsdestoweniger mußten sie gefunden werden. Es gab hunderterlei Dinge, die ihnen auf der sturmgeschüttelten „Isabella“ zustoßen konnten. Hasard hatte zunächst in der Kombüse nachgesehen, aber dort jagte nur der Kutscher seinen Pfannen nach, die die grünen Sturzseen sonstwohin gespült hatten.

      Jetzt standen sie mit finsteren Mienen zusammen und überlegten: der Seewolf und Siri-Tong, Old O’Flynn, der sich mit verbiestertem Gesicht auf seine Krücken stützte, Donegal Daniel junior, Big Old Shane, der Kutscher und Ed Carberry, der schon wieder etwas von „Affenärschen“ und „Hautabziehen“ vor sich hin murmelte.

      Dabei wußte jeder, daß er sich eher selbst verhackstückt hätte, statt zuzulassen, daß den Zwillingen etwas angetan wurde.

      Den anderen ging es im Grunde genauso. Aber Strafe mußte sein, und deshalb schnitten sie alle höchst ergrimmte Gesichter.

      Big Old Shane, der frühere Schmied der Feste Arwenack, ließ einen finsteren Blick unter buschigen Brauen in die Runde wandern.

      „Hier sind sie nicht“, stellte er fest, was angesichts der leeren Kombüse keine überragend geistreiche Bemerkung war. Seine nächste Schlußfolgerung stützte sich auf eine tiefgründige Kenntnis der Psyche hungriger Knaben im Wachstumsalter: „Also sind sie in einem der Laderäume.“

      „Bestimmt“, sagte Dan O’Flynn. Auch er verfügte, was hungrige Knaben betraf, über tiefgründige Kenntnisse. Schließlich hatte er vor Jahren selbst ständige Raubzüge auf die Kombüse unternommen. Bis man ihm dann einen Bandwurm andichtete, das nicht vorhandene Tierchen mit einer legendären Rizinus-Kur vertrieb und ihn zwar nicht von seiner Freßlust, aber immerhin von seinen räuberischen Eskapaden kurierte.

      „Dann sehen wir doch nach“, knurrte Hasard und überlegte dabei, ob es im Orient Bandwürmer gab oder ob man sich zwecks Disziplinierung der beiden hungrigen Knaben etwas anderes einfallen lassen mußte.

      An der Rückwand der Kombüse gab es eine Tür, die in den Schiffsbauch führte.

      Hasard ging voran. Siri-Tong folgte ihm, eine steile Falte auf der Stirn. Sie war von Natur aus nicht besonders nachsichtig geartet, aber sie hatte nie einen Zweifel an ihrer Ansicht gelassen, daß Kinder Dummheiten anstellen mußten und daß man ihnen keinen Gefallen tat, wenn man ihre Narrenfreiheit zu früh und zu gründlich einschränkte.

      Recht hat sie, dachte Hasard.

      Er erinnerte sich nur zu deutlich an seine eigene Kindheit unter der Fuchtel des tyrannischen Sir John Killigrew, der nicht sein wirklicher Vater war. Der kleine Philip Hasard hatte sich an Big Old Shane angeschlossen. Und eines Tages hatte Sir John dann im Hirschgeweih über dem Kamin gezappelt, als er dem damals Siebzehnjährigen die letzte Ohrfeige seines Lebens verpaßte. Hasard hatte sich vorgenommen, daß sich seine eigenen Söhne später einmal nicht wünschen sollten, ihren Erzeuger in einem Hirschgeweih zappeln zu sehen.

      Trotzdem würden sie ihre Lektion erhalten.

      Eigensinnige Eskapaden mitten in einem Sturm, der allen das Leben kosten konnte, durften einfach nicht durchgehen. Mit grimmigem Gesicht riß Hasard das Schott des Laderaums auf – und blieb stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Wand geprallt.

      Da waren sie.

      Zwei kleine Gestalten, mit Armen und Beinen an ein halbleeres Wasserfaß geklammert, das die Gewalt des Sturms aus seinen Laschungen gelöst haben mußte. Die rollenden Bewegungen des Schiffs hätten es eigentlich in ein außer Rand und Band geratenes Geschoß verwandeln müssen. Es hätte den gesamten Laderaum in Kleinholz verwandeln und die Vorräte für Wochen vernichten können. Aber die Zwillinge hatten es geschafft, das Ding aufzuhalten und mit ihrem Körpergewicht gegen den Boden zu pressen.

      Ed Carberry und Dan sprangen hinzu und hielten das Faß fest.

      Der kleine Philip taumelte gegen die nächstbeste Kiste. Hasard junior balancierte die Schiffsbewegungen mit gespreizten Beinen aus und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      „Scheißfaß“, erklärte er in seinem holprigen, durch waschechte Carberry-Flüche angereicherten Englisch. „Hat sich losgerissen und fürchterlich gepoltert. Wir wollten gucken nach Gepolter, gingen in Laderaum, und da hatten wir den Schlamassel.“

      „Und dann habt ihr das Teufelsding die ganze Zeit über festgehalten?“ fragte Dan zweifelnd.

      „Klar! Was sollten wir tun? Faß zu schwer für einen allein. Also wir mußten warten, bis jemand uns sucht.“

      Ed Carberry grinste. Donegal Daniel senior warf Hasard einen Blick zu, der ungefähr besagen sollte, daß man da mal wieder sehen könne, was in „halben“, aber waschechten O’Flynns steckte. Der Seewolf grinste breit.

      „Das habt ihr gut gemacht“, erklärte er ehrlich.

      „Na und? Sind wir Seeleute, oder sind wir nicht?“

      Es war der kleine Philip, der das sagte. Sein Vater erklärte salomonisch, daß sie zumindest auf dem besten Wege seien, und schloß gleich die Frage an, ob die beiden „Seeleute“ wohl schon zu erwachsen für eine Handvoll von den Rosinen wären, die der Kutscher sonst eifersüchtig hütete.

      „Rosinen?“

      Das zweistimmige Echo klang begehrlich. Die „Seeleute“ waren durchaus nicht zu erwachsen, um in den süßen getrockneten Weinbeeren die höchste aller irdischen Wonnen zu erblicken. Mit glänzenden Augen nahmen sie ihre Belohnung in Empfang und bewiesen dabei auch gleich, daß ihnen inzwischen wirklich Seebeine gewachsen waren. Das Schiff mochte schaukeln, rollen und stampfen, wie es wollte – nicht eine einzige der köstlichen Früchte landete auf den Planken.

      Der Rest der Nacht verging mit dem endlosen, ermüdenden Kampf gegen den Sturm.

      Erst gegen Morgen flaute er ab. Als hätten die Elemente endlich eingesehen, daß die Männer der „Isabella“ zu zäh und hartgesotten waren, um von den Fischen verdaut zu werden – so plötzlich verebbte das Toben. Eine frische Brise wischte den Himmel sauber. Klar und leuchtend blau schimmerte das Meer in der Sonne. Immer noch kämpfte sich die Galeone mühsam durch die steile Dünung, doch die Crew begann aufzuatmen.

      Wieder einmal hatten sie den Kampf gegen die entfesselte Natur gewonnen.

      Daß die „Isabella“ dabei reichlich gerupft worden war, nahmen sie gelassen hin, da sie es nicht ändern konnten.

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