Seewölfe - Piraten der Weltmeere 206. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 206 - Fred McMason


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mein schönes altes Schiff“, sagte er wehmütig. „Und das war gar nicht mal so weit von hier weg.“

      „Du meinst wohl den alten vergammelten Kasten, der irgendwo auf den Atollen gestrandet war“, sagte der Profos.

      „Was – vergammelter Kasten?“ rief der rauhbeinige O’Flynn. „Das war eins der besten Schiffe überhaupt, das je die Meere …“

      „Schon gut“, sagte Hasard lächelnd. „Immerhin hat Donegal noch das Stück Holz aus dem Kielschwein mit dem eingebrannten Namen.“

      Dann blickte er durch das Spektiv nach Backbord.

      „Die Inseln, denen wir damals die Namen gegeben haben, liegen noch weiter nordwestlich, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir sie überhaupt wiederfinden. Aber sie sind ja auch nicht unser Ziel. Wir werden vorerst auf nördlichem Kurs bleiben. Alles weitere wird sich finden.“

      Der Profos hätte „seiner“ Insel gar zu gern mal einen Besuch abgestattet, aber er konnte von Hasard schlecht verlangen, hier womöglich tage- oder wochenlang herumzukreuzen und die Inseln zu suchen. Sie waren nur winzige Punkte in einem großen Meer, und bei allem Respekt vor der Navigation würden sie sich nicht auf Anhieb finden lassen.

      Vielleicht führte sie der Zufall einmal hin, überlegte Ed.

      „Verdammt, das ist doch schon der dritte oder vierte Fischer jetzt, den wir sichten“, sagte Dan und deutete weit voraus auf einen kleinen hellen Fleck in der See.

      Das winzige Boot hatte kein Segel gesetzt. Das tat der Fischer erst jetzt und änderte auch sofort den Kurs.

      „Weshalb verschwinden die Burschen denn ständig, sobald wir aufkreuzen“, wunderte er sich. „Die können doch nicht alle Angst vor einer fremden Galeone haben. Wir klauen denen doch bestimmt keine Fische.“

      Niemand wußte darauf eine Antwort, aber jetzt blickte auch der Seewolf dem davonsegelnden kleinen Fischerboot lange und nachdenklich hinterher.

      Wie er feststellte, fischten die Eingeborenen in einer mehr als zwanzig Meilen langen Kette. Einige waren so weit draußen, daß sie kein Land mehr sahen.

      Etwas später passierte einem weiteren Fischer ein Mißgeschick.

      Als Hasard auf ihn zusegelte, zog er seinen dreieckigen Fetzen hoch, wendete und strebte der Küste zu. Doch eine kaum merkliche Bö fuhr in das Segel und ließ das kleine Boot schlagartig kentern.

      „Wir helfen ihm“, sagte der Seewolf spontan. „Dann können wir uns den Burschen auch gleich einmal genauer ansehen.“

      Die „Isabella“ änderte leicht den Kurs zur Küste hin. Hasard befahl dem Profos die Segel zu zwei Dritteln aufzugeien.

      „Merkwürdiger Fischer, dem schon bei einer kleinen Bö das Boot baden geht“, meinte Dan. „Die Kerle lernen das Segeln doch von klein auf, und ihr erstes Segel ist die Windel.“

      Deutlich war zu sehen, wie der Fischer sich bemühte, sein Boot wieder aufzurichten. Er paddelte im Wasser, schob und zerrte, hängte sich mal an die eine, dann wieder an die andere Seite, und dann hatte er es endlich geschafft.

      Das Boot schwamm wieder in Normallage, gerade als sich die „Isabella“ noch knapp fünfzig Yards entfernt befand.

      „He, du Sonntagssegler!“ brüllte Carberry zu dem Fischer hinüber, „wir wollen dir doch nur helfen!“

      Der Fischer drehte sich um. In seinem Gesicht stand das nackte Entsezten, und panische Furcht war in seinen dunklen Augen.

      „Wenn das ein Eingeborener ist“, sagte der bärtige Big Old Shane kopfschüttelnd, „dann bin ich die Königin von England! Seht euch doch mal das Gesicht an!“

      Der Fischer wandte sich schnell ab und brachte sein Boot auf Kurs. Sein Oberkörper war nackt, auf dem rechten Oberarm trug er eine Tätowierung, wie Hasard deutlich durch das Spektiv sah. Seine Haare waren schwarz und das Gesicht von dunklen Bartschatten umrahmt. Er trug eine Leinenhose, die an den Knien zerschlissen endete.

      Aber sein Gesicht konnte einem Engländer, Spanier oder Franzosen gehören. Jedenfalls stammte er nicht von dieser Küste, das sahen die Seewölfe sofort.

      Wieder konnte die „Isabella“ nicht mithalten, denn der Kerl segelte jetzt wie ein Wilder, und der Wind blies seine Nußschale atemberaubend schnell über die See.

      Hasard wollte sich diesen merkwürdigen Mann zu gern einmal aus der Nähe ansehen, diesen seltsamen Vogel, der sich so gänzlich anders benahm, und der ganz sicher kein Fischer war.

      „Al!“ rief er laut nach dem Waffen- und Stückmeister. „Wenn du eine Culverine klar hast, setze dem Burschen einen Schuß in die Nähe seines Bootes. Vielleicht stoppt er!“

      „Aye, aye, Sir!“ rief Al Conroy und lief nach vorn, um beim Kutscher in der Kombüse eine Lunte zu entzünden.

      Inzwischen hatten Carberry und Smoky eine der Culverinen überprüft, die Stückpforte hochgezogen und den Siebzehn-Pfünder ausgerannt.

      Doch das kleine Boot entfernte sich zu schnell, und als die „Isabella“ herumschwang, da hatte es schon einen Vorsprung von mehr als einer Kabellänge.

      Bis Al Conroy dann feuern konnte, war das Boot zwei Kabellängen weiter, und das waren, über den Daumen gepeilt, vierhundert Yards.

      Da war mit einem Siebzehn-Pfünder kaum noch hinzulangen.

      Al Conroy versuchte es trotzdem. Immerhin bestand die Möglichkeit, daß der donnernde Abschuß den Kerl stoppte oder er vor lauter Angst beidrehte.

      Die kopfgroße Eisenkugel jagte zugleich mit einer grellen Feuersäule aus dem Rohr und ging auf die Reise. Der Knall war gewaltig und rollte weit über die See.

      Ein ganzes Stück hinter dem Boot landete die Kugel aufgischtend im Wasser und warf eine Säule hoch, die wie ein Platzregen anschließend niederging.

      Der Mann im Boot hatte sich umgedreht und fuhr erschreckt zusammen. Doch als er sah, daß die Kugel weit hinter ihm ins Wasser klatschte, drehte er den Seewölfen eine lange Nase, riß die Arme hoch und zeigte ihnen demonstrativ seine Kehrseite.

      „Sei froh, daß ich dich nicht an Bord habe“, knurrte der Profos. „Dann würdest du an deinem Achtersteven keine Freude mehr haben, du matschige Seegurke.“

      „Das bedeutet also“, sagte Ferris Tucker zu seinem Freund Carberry, „daß dieser Kerl genau weiß, daß wir ihn mit den Culverinen nicht mehr kriegen können. Er weiß, wie weit die Kanonen feuern. Ein eingeborener Fischer dürfte das ganz sicher nicht wissen.“

      „Da hast du recht, Ferris“, sagte Ed und blickte dem davonsegelnden Boot grimmig nach. „Aber, na schön, wenn es jetzt wirklich ein Europäer ist, was soll das alles bezwecken?“

      Der riesige Schiffszimmermann hob seine breiten Schultern.

      „Keine Ahnung, ich weiß es nicht.“

      „Irgendeine ausgekochte Teufelei steckt dahinter“, ereiferte sich der Profos.

      „Schon möglich, dann müssen wir eben ganz besonders scharf aufpassen.“

      Auch Hasard und die anderen Männer, die sich auf dem Achterdeck der „Isabella“ aufhielten, rätselten daran herum, aber es kam kein brauchbares Ergebnis zustande, und als nach einer Weile kein Fischer mehr gesichtet wurde, beruhigten sich die Gemüter wieder.

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