Paul der Motivator. Tim Jost

Paul der Motivator - Tim Jost


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Anfängen brachte er es zum Weltruhm. Dabei sah es am Anfang gar nicht danach aus. Kein Produzent interessierte sich für das Drehbuch zum ersten Rocky-Film, das Stallone übrigens selbst geschrieben hatte. Die großen Filmemacher lehnten ab, weil Stallone die Hauptrolle selbst spielen wollte. Sie sahen nicht auf seinen durchtrainierten Körper. Sie fanden, dass er für diese Rolle einfach nicht groß genug war. Außerdem war sein Gesicht durch die Lähmung eines Muskels entstellt. Die Produzenten waren der Meinung, dass so ein Gesicht einfach nicht auf eine Filmleinwand passte. Obwohl er das Geld dringend benötigte, war er nicht bereit, dafür auf seinen Traum, selbst vor der Kamera zu stehen, zu verzichten. Jeder andere hätte an dieser Stelle schon aufgegeben bzw. eingelenkt und einen Vertrag zu schlechteren Bedingungen akzeptiert, nicht so Sylvester Stallone. Er kämpfte und fand schließlich einen Produzenten. Dem ersten Film folgten fünf weitere. Dieser Erfolg war nur möglich, weil Stallone ein klares Ziel vor Augen hatte. Er wollte diesen Film. Jede Ablehnung spornte ihn an, weiterzumachen, durchzuhalten und sich in Geduld zu üben, wie schon ein japanisches Sprichwort lehrt: »Die Geduld nicht verlieren, auch wenn es unmöglich erscheint, das ist Geduld.«

      Neben der Geduld kommt es auf die richtige Einstellung an. Nur dann, wenn Sie sich etwas vorstellen können, haben Sie die Möglichkeit, es auch zu erreichen. Wie wollen Sie etwas erreichen, wenn Sie es sich nicht vorstellen können? Nur wenn Sie eine klare Vorstellung von dem haben, was Sie sich wünschen, werden Sie Mittel und Wege finden, dorthin zu kommen. Die Wissenschaft lehrt uns, wie wichtig die richtige Einstellung und der damit verbundene Glaube ist, es schaffen zu können. »Alles entscheidet sich im Kopf«, sagt auch der Neurobiologe Professor Dr. Gerald Hüther von der Universität Göttingen.4 »Ist das Gehirn hoch motiviert, ist jeder von uns zu persönlichen Höchstleistungen fähig«, so seine Diagnose. Nichts motiviert unser Gehirn mehr zu neuen Ideen und kreativem Denken als Neugierde und die Lust auf neue Eindrücke und Erlebnisse. Die Neugierde ist letztlich die Gier nach Neuem. Albert Einstein soll einmal gesagt haben: »Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.« Ich halte das für eine glatte Untertreibung, dennoch trifft es zu. Wäre Einstein nur hochintelligent, aber nicht neugierig gewesen, hätte er niemals seine bahnbrechenden Studien erstellen können.

      Ich habe bereits an anderer Stelle gesagt, dass unser Leben ein sich ständig verändernder Prozess ist. Stillstand ist Rückschritt. Nur wer entschlossen nach vorne geht, wird seinem Ziel immer näher kommen. Je aufgeschlossener, desto leichter. Wichtig ist, sich von alten Vorstellungen zu lösen und den Zeitgeist zu akzeptieren. Ein guter Bekannter von mir wollte als Krankenpfleger arbeiten. Seine Eltern aber ermahnten ihn, doch erst einmal einen vernünftigen und bodenständigen Beruf zu erlernen, damit er etwas »Sicheres« hätte. Deshalb wurde er Schriftsetzer. Das war vor 30 Jahren. Heute gibt es diesen Beruf nicht mehr. Es wird Sie kaum überraschen, dass mein Bekannter heute als Krankenpfleger arbeitet. Sie sehen an diesem Beispiel aus meinem Umfeld, dass viele Menschen in ihrer Vorstellung nach Sicherheit gefangen sind. Sie bleiben lieber stehen, als dass sie mutig und entschlossen weitergehen. Leben ist ein dynamischer Prozess. »Panta rei«, alles fließt, lehrte bereits Heraklit vor mehr als 2000 Jahren. Stillstand ist ein schleichender Tod, wie mein Beispiel aus der Arbeitswelt deutlich zeigt. Deshalb ist es so wichtig, sich immer wieder neue Ziele zu setzen, neugierig zu bleiben und seine Gier nach Neuem auszuleben. Dazu noch einmal Prof. Dr. Hüther »Indem wir uns aufregenden Erfahrungen stellen, fördern wir die Flexibilität des Gehirns, wir erweitern es quasi durch die Aktivierung neuer neuronaler Netze.« Prof. Hüther verspricht, dass wir durch diese Haltung sogar noch belohnt werden. Das Gehirn reagiert mit der Ausschüttung von Botenstoffen.

      Es ist nicht wichtig, woher Sie kommen und was Sie bisher erlebt haben. Wichtig ist einzig, dass Sie bereit sind, Herausforderungen anzunehmen und diese bestehen zu wollen. Mit dieser Einstellung wird es immer leichter. Der amerikanische Topmanager Norman R. Augustine sagt dazu: Die Motivation ist das Zünglein an der Waage. Im Sport setzt man sie manchmal mit »geistiger Zähigkeit« gleich, wie könnte man sonst die zahlreichen Vorfälle in jeder Saison erklären, bei denen eine Mannschaft eine andere verdientermaßen besiegt, doch ein paar Wochen später vom Verlierer niedergerungen wird? Fast immer schlägt die Motivation das große Talent.

      »Denken Sie positiv« ist eine der zentralen Botschaften aus der Metaphysik. Leider inzwischen so abgedroschen, dass viele sie nur noch als esoterischen Nonsens abstempeln. Man muss ihnen diese Haltung nachsehen, weil mit diesem Begriff von selbst ernannten Experten noch immer viel Hokuspokus getrieben wird. Ob Wunderheiler, die sich dieses Begriffs bemächtigen, oder selbst ernannte Gurus. Diese Form des Wunderdenkens lehne ich ab, weil Veränderungen nie von außen kommen. Nur wer sich verändern möchte, also von innen heraus, wird etwas ändern können. Deshalb bin ich mir absolut sicher, dass nur positives Denken zu einer besseren Lebenseinstellung führen wird. Wobei ich hier ganz klar eine Grenze ziehen möchte. Positives Denken hat nichts mit »piep piep piep, wir haben uns alle lieb«Denken zu tun. Wir sind es selbst, die durch dieses Denken Probleme verhindern oder aber lösen können. Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit Ihrem Fahrrad einen Waldweg entlang. Vor sich erkennen Sie eine auf dem Weg liegende zerschlagene Bierflasche. Wenn Sie nun positives Denken gänzlich falsch verstanden haben, treten Sie weiterhin in die Pedale und fahren bewusst über die Scherben im festen Glauben, dass Ihrem Reifen schon nichts passieren wird. Zwei Meter weiter werden Sie eines Besseren belehrt. Der Reifen ist platt. Ihr Verhalten war falsch, nicht aber das positive Denken. Anders ausgedrückt: In dem Moment, in dem Sie das Problem auf sich haben zukommen sehen, hätten Sie richtig reagieren müssen. Sie hätten die Stelle umfahren müssen oder vom Fahrrad steigen, um die Scherben zur Seite zu räumen. Nachfolgende Radfahrer hätten es Ihnen gedankt. Es kommt immer darauf an, das Richtige zu tun. Positives Denken ist also nichts anderes, als sich einem Problem oder einer Herausforderung zu stellen, um dann in aller Ruhe an einer Lösung zu arbeiten. Diese Lösung wird Ihnen einfallen, weil unser Gehirn im stressfreien Zustand zu größter Leistung fähig ist. Positives Denken verhindert natürlich auch trübe Gedanken, wie z. B. »Typisch ich, warum musste mir das passieren?« oder »Tausend Mann im Fußballstadion, wer bekommt den Ball an den Kopf ? Ich!« Wenn wir uns darauf verständigen können, dass positives Denken nichts anderes ist, als die täglichen Herausforderungen des Lebens besser zu meistern, haben wir schon viel erreicht. Diese Einstellung wird Ihnen helfen, jetzt auch andere Ziele leichter zu erreichen. Wenn Sie ein klares Ziel vor Augen haben, eine Vision, die Sie als inneres Wunschbild in sich tragen, werden Sie es durch positives Denken viel leichter und vor allen Dingen auch schneller erreichen. »Der Wille, sich anzustrengen, um etwas zu erreichen, entsteht im Belohnungskreislauf des Gehirns, wo Neuronen den Glücksstoff Dopamin ausschütten, der uns zum Handeln antreibt«, sagt Hirnforscher Hüther.

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      Diese Aufzählung ist nicht willkürlich, sie spiegelt das Verhalten erfolgreicher Menschen eindrucksvoll wieder. Das wusste bereits der römische Philosoph und Kaiser Marc Aurel, der vor rund 2000 Jahren lebte: »Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.« Das liest sich leicht, doch wie sieht es in der Realität aus? Erfolge zu feiern ist einfach. Aber wie gehen wir mit unseren Niederlagen um? Wer, so wie ich, regelmäßig mit Leistungssportlern arbeitet, weiß um die Bedeutung dieser Frage. Nirgendwo sonst liegen Sieg und Niederlage so dicht beieinander. Deshalb brauchen Sportler ein hohes Maß an Disziplin, um insbesondere »schwere« Zeiten leichter zu überstehen. Ein Sportler, der eines meiner Seminare besuchte, brachte es auf den Punkt: Verlieren gehört zum Siegen dazu. Wer nicht verlieren kann, wird auf Dauer kein Sieger.

      Als der beste Rennfahrer aller Zeiten, Michael Schumacher, Ende 2006 in den »vorzeitigen«, wenngleich verdienten Ruhestand ging, wurde es den Verantwortlichen im Rennsport angst und bange. Plötzlich fehlte die Leitfigur. Doch das Leben kennt nur Wachstum. Lücken werden sofort geschlossen. Wenn etwas aufgegeben wird, dann wird nur der Platz frei für etwas Neues. Als Mitte März 2007 die Rennsaison eröffnet wurde, quasi die Stunde null ohne Michael Schumacher, war ich nicht überrascht, als sich die Zeitungen tags darauf mit Superlativen


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