Seewölfe - Piraten der Weltmeere 371. Burt Frederick

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 371 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-768-6

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

Schrecken der Küste

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Es war Ruhe eingekehrt. Das schnatternde Geschwader kubanischer Putzteufel, das zwei Tage lang alle Räume des Hauses bevölkert hatte, gehörte der Vergangenheit an. Geblieben war ein Geruch von Frische, vom Keller bis unter das Dach. Die drallen Habaneras hatten mit viel Temperament und Eifer ihre Schrubber und Wischlappen geschwungen, um dem so verteufelt gutaussehenden Señor aus dem fernen Alemania zu zeigen, was sie von Ordnung und Sauberkeit verstanden.

      Arne von Manteuffel hatte ihnen einen sehr guten Lohn gezahlt. Denn als Inhaber eines deutschen Handelshauses in Havanna mußte er sich einen guten Ruf verschaffen. Und als die redseligen kubanischen Dragoner mit ihren Putzwerkzeugen davongezogen waren, da hatten sie bereits begonnen, in höchsten Tönen von ihm zu schwärmen.

      Über blitzblanke Fußbodendielen und Treppenstufen verließ der hochgewachsene Mann seinen privaten Bereich im oberen Stockwerk und betrat das Kontor. Vorhänge dämpften das helle Morgenlicht, das durch die Fenster zu ebener Erde fiel. Hier, wie überall, liebten es Kaufleute nicht, sich in die Bücher schauen zu lassen. Arne mußte sich an die Gepflogenheiten halten, obwohl ihm der freie Blick durch klares Fensterglas lieber gewesen wäre.

      Jörgen Bruhn blickte vom Pult auf, begrüßte Arne freundlich und fuhr dann fort, den Federkiel kratzend über die aufgeschlagene Seite eines Folianten zu bewegen. Arne spähte lächelnd über die Schulter des dunkelblonden Mannes aus Hamburg.

      Das Datum, 10. März anno 1594, stand in kunstvollen Ziffern und Lettern über der neuen Seite des Journals. Sorgfältig und doch schwungvoll reihte Jörgen die Buchstaben aneinander. Es handelte sich um die Partie Mahagoniholz, die am Vortag auf die „Wappen von Kolberg“ verladen worden war. Alles mußte seine Richtigkeit haben, auch der buchhalterische Teil. Bis zum i-Tüpfelchen mußte die Faktorei von Manteuffel beweisen können, daß sie eine solide Firma war. Welche Rolle der blonde Deutsche in Havanna wirklich spielte, durfte niemals ans Tageslicht dringen – selbst dann nicht, wenn der Gouverneur oder ein anderer hochwohlgeborener Don durch widrige Umstände auf die Idee verfallen sollte, das neuerworbene Haus des Kaufherrn aus Kolberg auf den Kopf zu stellen.

      „Ich nehme an, Jussuf wünscht seinen Lieblingen einen guten Morgen“, sagte Arne, während er ans Fenster trat und den Vorhang mit dem Zeigefinger ein Stück beiseite schob.

      „Wie sollte es anders sein“, entgegnete Jörgen Bruhn, ohne von seinem Wälzer aufzublicken. „Es würde mich nicht wundern, wenn er auch noch sein Nachtquartier im Taubenschlag einrichtet.“

      Arne von Manteuffel lachte leise. Der Hingabe, mit der sich Jussuf seinen gefiederten Prachtstücken widmete, verdankten sie schon eine Menge. Das Nachrichtensystem zwischen Havanna und der Schlangen-Insel hatte gleich beim ersten Versuch reibungslos funktioniert.

      Wie erwartet, war die Brieftaube „Achmed“ Ende Februar zur Futterkrippe auf dem Hinterhof der Faktorei zurückgekehrt. In einem Federkielröhrchen, unter der mittleren Schwanzfeder befestigt, hatte der stramme Täuberich eine Meldung von Philip Hasard Killigrew und den Männern auf der Schlangen-Insel mitgebracht. Der Raid auf die Perlen-Galeone „Santa Clara“ war von Hasard und seiner Crew erfolgreich durchgeführt worden.

      Arne blickte, durch den Vorhangspalt auf das nahe Hafengebiet. Schwerbeladene Fuhrwerke rollten zu den Piers, wo die Segler auf Fracht und Ausrüstung warteten. Menschen bevölkerten den Kai in geschäftiger Eile – Seeleute, Soldaten, Geschäftsleute, Handwerker, Arbeiter, Marktweiber und auch etliche von den herumlungernden Gestalten, wie sie in jedem Hafen dieser Welt anzutreffen waren. Die Masten der Schiffe reckten sich in ihrer bizarren Vielfalt der Morgensonne entgegen.

      In diesem Gewirr dort draußen lag auch die „Wappen von Kolberg“, fertig zur Abreise. Für die Partie Mahagoniholz waren die Ladedokumente offiziell auf den Bestimmungshafen Kolberg ausgestellt. In Wahrheit würde die Galeone unter dem Kommando von Oliver O’Brien aber zur Schlangen-Insel segeln. Dort wartete Hesekiel Ramsgate sehnsüchtig auf das Bauholz, das er für seinen Werftbetrieb so dringend brauchte.

      Ungewollt wanderten Arnes Gedanken zu der Heimatstadt an der Ostsee, und er wandte den Kopf, um die noch schmucklosen Wände des Kontors zu betrachten. Ein großes Ölbild mit einer Hafenansicht von Kolberg hätte als angemessene Zierde besonders gut in diesen Raum gepaßt, ganz dem Sinn eines traditionsbewußten Handelshauses entsprechend.

      Aber woher sollte er ein solches Gemälde nehmen? Er konnte wohl kaum einen Maler beauftragen, den Heimathafen aus seiner Erinnerung auf einer Leinwand zu verewigen. Einem Künstler in diesen sonnigen Breiten fehlte sicherlich die Vorstellungskraft, die rauhe Atmosphäre der Ostseeküste vor seinem geistigen Auge entstehen zu lassen.

      Dennoch – hatte er nicht erst vor wenigen Tagen ein kleines Ölbild gesehen, das auf eben diese Art und Weise entstanden war? Ein spanischer Kunstmaler hatte nach den Angaben verschiedener Menschen ein Porträt angefertigt, das vollkommene Ähnlichkeit aufwies.

      Das Porträt des Seewolfs.

      Abermals wandte sich Arne dem Fenster zu und schob den Vorhang ein Stückchen beiseite. Im selben Moment kniff er die Augen zusammen. Es war ein Impuls, der ihn dazu veranlaßte, deutlicher und klarer als das Funkeln eines Lichtreflexes auf dem Wasser.

      Das Dunkelblau eines gutsitzenden Wamses stach ins Auge, obwohl man es nicht einmal als auffällig bezeichnen konnte. Vielleicht lag es daran, daß der Mann an sich eine bemerkenswerte Erscheinung war und sich dementsprechend vom Menschengewühl abhob.

      Der Mann, der das Ölbildnis des Seewolfs besaß.

      Don Juan de Alcazar.

      Arne wischte sich mit dem Handrücken über die Lider und blinzelte. Es war keine Sinnestäuschung. Der Spanier schritt zielstrebig auf die Faktorei zu, und in seiner Begleitung befand sich ein Mann, der ebenfalls kein Unbekannter war.

      Manchmal gibt es verrückte Zufälle, dachte Manteuffel. Old Donegal Daniel O’Flynn, der alte Hellseher, hätte seine helle Freude an dieser „Gedankenübertragung“ gehabt und sogleich eine ganze Latte von Schauergeschichten vom Stapel gelassen.

      De Alcazar mochte um die dreißig Jahre alt sein. Schlank und knapp sechs Fuß groß, war er allein durch sein Äußeres in der Lage, weibliche Blicke auf sich zu lenken und Frauenherzen schneller schlagen zu lassen. So gepflegt wie sein gesamtes Äußeres war auch sein schwarzes Haar. Die schiefergrauen Augen hatten einen harten Glanz und unterstrichen die kühne, schmale Nase und die energischen Kinnlinien seines scharfgeschnittenen Gesichts.

      Der


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