Seewölfe - Piraten der Weltmeere 135. Kelly Kevin

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 135 - Kelly Kevin


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ihm das Knie in den Leib, bis er ein paar Eimer Meerwasser ausspuckte und röchelnd nach Atem rang. An Bord der „Isabella“ fiel er wie ein nasser Sack auf die Planken, doch er regte sich schon wieder.

      „Hol mal eine Pütz Rum her, Kutscher“, befahl Hasard.

      „Aye, aye, Sir.“

      Der Kutscher verschwand in Richtung Kombüsenschott.

      Fast gleichzeitig kam Leben in den halb ertrunkenen Spanier. Er krümmte sich – und dann sprang er plötzlich auf wie ein Kastenteufel.

      Der völlig verblüffte Seewolf kassierte einen Tritt vors Schienbein, Matt Davies einen Boxhieb, der ihn rückwärts gegen das Schanzkleid beförderte. Auf eben dieses Schanzkleid torkelte der Spanier zu. Kein Zweifel, daß er wieder über Bord springen wollte. Matt Davies erholte sich gerade noch rechtzeitig von seiner Überraschung, um den Burschen mit seinem Haken am Kragen zu nehmen.

      Er warf ihn Ferris Tucker zu. Der drehte ihm kurzerhand die Arme auf den Rücken. Ed Carberry schüttelte den Kopf und schob sein zernarbtes Rammkinn vor.

      „Du hast wohl Kakerlaken im Hirn!“ fauchte er. „Dir ziehe ich die Haut in Streifen von deinem verdammten …“

      „Kannst du mir erklären, warum du so wild auf’s Ertrinken bist?“ fragte Hasard trocken.

      Der Spanier starrte ihn an. Er war jung, kaum über zwanzig. Blut sikkerte aus seinem Haar: dort hatte ihn beim Untergang der Galeone vermutlich ein Trümmerstück getroffen. Seine Augen funkelten wild, aber es gelang ihm nicht ganz, seine Furcht zu verbergen.

      „Ihr seid Engländer“ stieß er hervor. „Ehe ich auf diesem Kahn als Sklave schufte, sterbe ich lieber.“

      „Ah ja“, sagte Hasard gedehnt. „Du nimmst also an, wir würden so mit dir verfahren, wie das deine Landsleute mit gefangenen Engländern zu tun pflegen, stimmt’s?“

      Der Spanier antwortete nicht. Er wußte nur zu genau, was gefangenen englischen Freibeutern in seinem Heimatland geschah: sie wurden entweder hingerichtet oder auf Galeeren verschleppt oder zum Borddienst auf irgendeinem Segler gepreßt. Und von diesen drei Möglichkeiten war im allgemeinen die sofortige Hinrichtung noch die gnädigste.

      „Wir setzen dich in Sidi-al-Narouz an Land“, sagte Hasard ruhig. „Ich schätze, irgendwann wird dort auch ein spanisches Schiff erscheinen.“

      Der Junge schluckte. „Ihr – ihr wollt mich laufenlassen?“

      „Ja. Was ist jetzt? Willst du immer noch über Bord springen?“

      „N-nein, Senor.“

      „Hast du einen Namen?“

      „Diego Mantagua. Und – und Sie wollen wirklich Sidi-al-Narouz anlaufen?“

      „Sicher. Hast du etwas gegen das Nest?“

      Der Spanier schüttelte den Kopf.

      Aber seine Augen hatten sich verdüstert – und Hasard war fast sicher, daß das Fischerdorf an der Küste des Maghreb irgendeine besondere Bedeutung für den Jungen hatte.

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