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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-756-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

Die Mordküste von Honduras

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       1.

      Die Nacht hatte sich über die Küste von Honduras und die ihr vorgelagerten Islas de la Bahia gesenkt. Nur hin und wieder riß die Wolkendecke auf, und schmale Streifen fahlen Mondlichts erhellten schwach die weißen Sandstrände.

      Die Gestalt des Mannes, der auf einem Hügel der Insel Roatán stand, verschmolz mit der Dunkelheit. Nur sein Kopf bewegte sich, unablässig ließ er den Blick über die tintenschwarze See wandern. Schon vor einer Stunde hatte er aufgehört, sich des Spektivs zu bedienen. Im Büchsenlicht war es unmöglich geworden, durch das Rohr Einzelheiten an der Kimm zu erkennen.

      Die Geduld des Mannes, der Viles hieß, wurde auf eine harte Probe gestellt. Erfolglos hatte er den ganzen Nachmittag über Ausschau gehalten. Auch seine Kumpane, die sich bei der Wache auf der Hügelkuppe in sechsstündigem Turnus ablösten, hatten seit Tagen nichts entdeckt. Kein Schiff näherte sich – nichts. Die Nervosität wuchs, der Aufenthalt auf Roatán schien sinnlos zu sein.

      Plötzlich aber erstarrte Viles, seine Augen wurden schmal. Er fixierte einen winzigen Lichtpunkt an der östlichen Kimm, der kaum wahrzunehmen war. Dann erspähte er einen zweiten Punkt, der sich nicht sehr weit von dem ersten befand. Er murmelte „Parbleu!“ und beugte sich vor, als könne er aus dieser Haltung heraus mehr Details erkennen.

      Gut ein Dutzend Atemzüge lang verharrte er so, dann geriet Bewegung in seine Gestalt. Er wandte sich ab und folgte dem Verlauf des Pfades, der durch den Busch ins Innere der Insel führte. Immer schneller wurden seine Schritte, er lief und konnte es jetzt kaum noch erwarten, seinem Anführer die Meldung zu erstatten.

      Licht schimmerte zwischen den Mangroven und Sumpfzypressen, auf einer Lichtung brannte ein niedriges Lagerfeuer, das von der See aus nicht zu erkennen war. Viles eilte zu den Gestalten, die sich im Kreis um die züngelnden Flammen geschart hatten. Sie hörten das Rascheln im Dickicht und die dumpfen Laute seiner Schritte auf dem morastigen Untergrund, fuhren zu ihm herum und griffen in einer instinktiven Bewegung zu den Waffen.

      Georges Buisson, der Anführer, riß seine Pistole aus dem Waffengurt und war bereits im Begriff, den Hahn zu spannen, da erkannte er den Mann.

      „Viles“, sagte er. „Der Teufel soll dich holen. Hast du die Parole vergessen?“

      „Zur Hölle mit der Parole!“ stieß Viles erregt hervor. „Hör zu, Buisson. Zwei Schiffe nähern sich, ihr Kurs scheint genau auf die Inseln gerichtet zu sein!“

      Buisson sprang auf. „Du hast ihre Laternen gesehen?“

      „Ja. Ich weiß nicht, welche Laternen sie führen, und habe keine Ahnung, wie groß die Schiffe sind oder welcher Herkunft sie sein könnten, aber ich versichere, sie sind nicht mehr als fünf, sechs Meilen von uns entfernt.“

      Buisson steckte die Pistole wieder weg. Ein siegessicheres Grinsen glitt über sein Gesicht. Er war breitschultrig und bullig gebaut, mittelgroß und von unbändiger Energie und Tatendrang erfüllt. Kurz waren seine dunklen Haare, bartlos sein kantiges, ausdrucksstarkes Gesicht. Er war ein harter Kämpfer und verfolgte todesmutig jedes Ziel, das er sich setzte. Er trug ein dunkelgraues Hemd und schwarze Hosen, war in der Dunkelheit also kaum zu erkennen.

      So auch Viles und die sechs anderen Männer, aus denen die Meute bestand: Alle hatten dunkle Kleidung an, und ihre Pistolen, Musketen, Schiffshauer und Entermesser gaben Auskunft über die Absichten, die sie im Schilde führten.

      Schnapphähne waren sie, Glücksritter und Küstenhaie, die auf vorbeisegelnde Schiffe lauerten. El Triunfo an der Küste von Honduras war ihr eigentlicher Sitz, aber sie hatten sich die Islas de la Bahia als vorgeschobenen Stützpunkt und Operationsbasis ausgesucht.

      Buissons Entschluß stand fest. Er wollte die fremden Schiffe überfallen, ganz gleich, wie groß sie waren und über wie viele Mann Besatzung und Kanonen sie verfügten. Seit Wochen hatten die Männer nichts mehr erbeutet, kein Kampf hatte im Golf von Honduras stattgefunden. Das Leben in El Triunfo und auf den Inseln schien in platten, eintönigen Bahnen zu verlaufen.

      „Tretet das Feuer aus“, sagte Buisson. „Beeilt euch. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

      Die Flammen erstickten, die Glut erlosch. Die Männer griffen zu ihren Waffen und den Pulverhörnern, jeder Handgriff saß. Buisson setzte sich an die Spitze seines kleinen, aber wehrhaften Trupps, Viles folgte ihm, die sechs anderen schlossen sich ihnen an.

      Ihr Weg führte durch den Inseldschungel zu einer kleinen, langgestreckten Bucht am nordöstlichen Ufer. Sie stach wie ein dürrer Finger in den Urwald. Die Luftwurzeln der Mangroven, die sich wie unheimliche Skelette ins Wasser schoben, sowie die geringe Wassertiefe gestatteten es keinem Schiff, die Einfahrt zu passieren und hier vor Anker zu gehen.

      Selbst für eine Schaluppe schien die Bucht noch zu eng und zu flach zu sein, doch der Schein täuschte: Buissons einmastige Pinasse lag hier vertäut. Es war ein ideales Versteck für das Fahrzeug, selbst bei hellem Tageslicht waren weder die Bucht noch die Pinasse von der See aus zu entdecken. Nur Eingeweihte wußten von der versteckten Bucht, doch außer den Schnapphähnen existierte niemand, der das Geheimnis kannte. Eingeborene oder rivalisierende Piratenbanden gab es auf den Islas de la Bahia nicht.

      Buisson kletterte an Bord der Pinasse, seine Begleiter folgten ihm. Sie gingen schnell und lautlos vor, ohne sich verständigen zu müssen. Jede Bewegung war eingeübt. Schon flogen die Bootsleinen los. Die Männer griffen nach den Riemen, legten sie in die Rundsein und tauchten die Blätter ein. Fast elegant wirkte die Pinasse, als sie durch die Bucht glitt, den dichten Mangrovenvorhang passierte und in See ging.

      Schwül war die Nacht, auch die Dunkelheit vermochte die Hitze des Tages nicht zu schlucken. Honduras gehörte wie die Karibik zum Bereich der tropischen Regenklimate. Hier war es ständig heiß, ein jahreszeitlicher, Wechsel trat kaum in Erscheinung.

      Buisson hielt pausenlos nach den nahenden Schiffen Ausschau. Bald entdeckte er sie. Es war, wie Viles gesagt hatte: Sie segelten von Ostnordost auf, der Schimmer ihrer Bordlaternen schob sich unaufhaltsam näher heran. Zunächst liefen sie vor dem aus Nordosten einfallenden handigen Wind, dann schienen sie etwas abzufallen und auf Kurs Südwest zu gehen.

      „Ausgezeichnet“,


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