Operation Terra 2.0. Andrea Ross

Operation Terra 2.0 - Andrea Ross


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khakifarbene Gefährt zu entdecken. Beim bloßen Vorbeifahren gelänge das hingegen keineswegs, Philipp probierte es mehrfach aus. Dann trat er, halbwegs zufriedengestellt, einen längeren Fußmarsch an.

      In der Abenddämmerung kehrte er zu Swetlana zurück. Sie hing ihm weinend am Hals.

      »Philipp, sie werden spätestens morgen hier sein! Ich habe Staubwolken am Fluss gesehen«, lamentierte sie ängstlich.

      Er strich ihr übers weißblonde Kurzhaar. »Keine Sorge! Der Rover ist jetzt gut versteckt, und wir verhalten uns hier oben einfach ruhig. Aber du wirst nie erraten, was ich vorhin Aufregendes gesehen habe.«

      Für diesen Abend war die Entspannung gelaufen. Swetlana fragte ihrem Mann ein Loch in den Bauch – und am Ende waren sie sogar im Besitz einer mehr oder weniger glaubhaften Geschichte, die sie Philipps Vorarbeiter und Marcel Dubois bei der Rückkehr auftischen konnten.

      *

      Die Tiberianer spähten beunruhigt durch die von der Innenseite her transparente Außenhaut ihrer Station. Das Iglu, bei den Tiberianern Celludrom genannt, bestand hauptsächlich aus hartem Plantolaan, war aber mit einer hauchdünnen Schicht einer porösen Metalllegierung bezogen. Wie bei einem Spiegel konnte man nicht hinein, sehr wohl aber hinaus blicken.

      Als sie den ungebetenen Gast in einer rötlichen Staubwolke davon fahren sahen, atmeten sie auf. Es war bereits schlimm genug, dass der lästige Terraner Notiz von ihrer Anwesenheit genommen hatte, aber wenigstens zog er zeitnah wieder ab. Sie würden den Zwischenfall bei der Vordersten Alanna melden müssen. Es konnte nicht lange dauern, bis weitere terrestrische Kolonisten hier auftauchten. Wahrscheinlich musste man die Station aus Vorsichtsgründen sogar dauerhaft aufgeben.

      »Was wird er bei seiner Rückkehr in der Siedlung erzählen? Ober er wohl ahnt, woher wir stammen oder was wir hier machen?«, sinnierte der rotblonde Wissenschaftler namens Weenihas 283/13.5.18.12.4.

      Der Wachmann lachte markig. »Also, von der Existenz Tiberias ahnt er mit Sicherheit nichts. Dass wir Marsianer sind und die terrestrische Siedlung observieren, darüber hinaus meteorologische Messungen vornehmen und die Luftqualität prüfen, klänge für die schon eher plausibel. Diese Terraner sind zwar mit uns kaum zu vergleichen, aber völlig unterbelichtet sind sie auch nicht.«

      Keine der beiden interplanetaren Parteien ahnte indes, welche Tragweite diese erste, harmlose Begegnung dieses Nachmittags noch bekommen sollte.

      *

      Swetlana und Philipp Emmerson hatten es tatsächlich geschafft, ihre Flucht auf Zeit unbeschadet zu überstehen. Die neunzehnte Schwangerschaftswoche war angebrochen und ihr drittes Baby damit aus dem Schneider. Ab sofort war es unerheblich, ob sie jemand hier oder auf der Rückfahrt in die Kolonie entdeckte. Ein sehr beruhigendes Gefühl.

      Blieb also nur noch die Sorge, was man mit Philipp anstellen würde, sobald er sich wieder in der Siedlung blicken ließ. Aber was konnte man ihm schon Schlimmes vorwerfen? Er hatte den Rover samt Ausrüstung schließlich nicht gestohlen, sondern nur ausgeliehen. Ungehorsam, unerlaubte Abwesenheit vielleicht, aber kein schweres Verbrechen. Er hatte keinen blassen Schimmer, wie in solchen Fällen das Strafmaß ausfiel. Ob man ihm die zurechtgelegte Geschichte als glaubhaft abnehmen wollte oder nicht – er würde eben nur diese und keine andere anbieten. Basta.

      Nach eineinhalb Tagen Fahrt näherten sie sich der Siedlung. Eine Staubwolke wallte ihnen entgegen.

      »Sieh mal, die kommen uns abholen. Scheinbar hatten sie die Suche noch immer nicht ganz aufgegeben«, rief Swetlana aufgeregt.

      »Ja, klar! Die brauchen den Rover, konnten sich nicht erklärten wo er abgeblieben war. Denke nur nicht, die wären um uns beide so besorgt. Wir werden ja bald sehen, ob sie erfreut sind, uns wohlbehalten zurück zu haben«, erwiderte Philipp voller Sarkasmus.

      Flankiert von zwei Seiten eskortierte man sie zur Siedlung. Die Fahrt endete vor den Verwaltungsgebäuden, womit Philipp durchaus gerechnet hatte. Völlig gerädert, von oben bis unten mit feinem Staub bedeckt, stiegen die Emmersons aus.

      Dubois wartete bereits auf sie. Sein Kopf nahm eine hochrote Farbe an, als die beiden Vermissten in sein Büro gebracht wurden. Er knirschte vernehmlich mit den blendend weißen Zähnen. Zwei Stühle standen vor seinem Schreibtisch. Er bedeutete den Delinquenten, dort Platz zu nehmen. Sie kamen der Aufforderung nach, entledigten sich ihrer Atemschutzmasken.

      »Na, haben Sie Ihren kleinen Ausflug in die Einöde genossen? Welch eine glückliche Fügung, dass nun die Frist zur Abtreibung verstrichen ist. Was Sie natürlich sehr genau wissen!« Pure Ironie tropfte aus seinen anklagenden Worten.

      »Es ist aber nicht so, wie Sie denken!« Noch beim Sprechen fiel Philipp auf, was für eine Plattitüde er gerade von sich gab. Dieser dämliche Satz wurde wohl in achtundneunzig Prozent aller Ausreden gebraucht.

      »Sondern? Na, auf diese Geschichte bin ich gespannt«, sagte Dubois lauernd. Er wirkte höchst verärgert.

      »Also … Sie wissen sicher, dass mich mein Vorarbeiter Frank Wagener mit dem Rover zum Fluss schickte. Zuvor sollte ich Carl Snider abholen. Die Sache schien sehr eilig, denn die Wasserversorgung der Gewächshäuser war vollständig ausgefallen. Wagener hatte mir außerdem von seinen Sorgen mit der Personalknappheit berichtet. Als ich später Carl Snider in seinem Haus nicht antraf, überlegte ich daher fieberhaft, wen ich als zweite Person zur Einsatzstelle mitnehmen könnte. Da fiel mir spontan nur meine Frau ein.«

      Dubois schüttelte den Kopf, lachte schallend, ein spöttisches, verächtliches Lachen. Gleich darauf wurde er wieder ernst. »Ist es denn die Möglichkeit! Eine Schwangere als Hilfskraft für Installationsarbeiten, wer soll Ihnen das abnehmen? Ein bisschen mehr Fantasie hätte ich Ihnen schon zugetraut.«

      »Daran bin ich schuld«, ließ sich Swetlana kleinlaut vernehmen. »Ich habe meinen Mann seit Monaten mit der Forderung genervt, zu einem der organisierten Picknickausflüge mitzukommen. Er wollte aber nicht. Wissen Sie, ich war noch niemals außerhalb des Siedlungsgebietes gewesen. Es interessierte mich einfach, was einen dort draußen erwartet. Wenn die Kinder erst geboren sind, werde ich lange keine Möglichkeit mehr finden, dorthin zu gelangen. Philipp hat nachgegeben.«

      Dubois warf seinen Kopf in den Nacken, schnaubte wie ein Stier, der mit den Hufen scharrt. Er fixierte Philipp mit seinen kalten graublauen Augen. »Tja nun … die Wasserleitung ist aber leider nicht repariert worden, jedenfalls nicht von Ihnen – und zurückgekommen sind Sie ebenso wenig. Also, welchen Bären wollen Sie mir aufbinden, um das zu rechtfertigen?«

      Emmerson räusperte sich verlegen, rutschte unruhig auf seinem Kunststoffstuhl herum. »Wir wurden entführt, noch bevor wir die maßgebliche Stelle erreichten.«

      Der Verwaltungsleiter guckte perplex aus der Wäsche, fand seine Fassung halbwegs wieder, sprang wütend auf, griff nach einem Stift und schmetterte ihn zu Boden. Viel lieber hätte er sein Gegenüber angegriffen und ihm eine reingehauen.

      »Das ist ja unglaublich! Da gebe ich Ihnen die Chance, sich zu erklären … und Sie kommen mir mit lächerlichen Ammenmärchen daher, beleidigen meine Intelligenz!«

      Philipp blieb vollkommen ruhig, tätschelte seiner erschrockenen Ehefrau den Arm. »Es ist aber so gewesen. Wollen Sie nun Näheres über die Aliens erfahren oder nicht?«

      »Aliens?! Das ist doch die Höhe«, japste Dubois.

      »Ja. Sie sind menschlich, über zwei Meter groß, tragen farbenfrohe Kaftane und sprechen in einer völlig unverständlichen Sprache. Sie haben uns zu einer Art Iglu gebracht. Dort wurden wir festgehalten. Sie veranstalteten Intelligenztests mit uns, ähnlich wie wir es auf der Erde mit Laborratten handhaben. Vorgestern ließen sie uns endlich ziehen. Vielleicht sind sie uns feindlich gesinnt und wollen abchecken, ob wir ihnen gefährlich werden könnten.«

      »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich Ihnen diesen Nonsens abnehme! Farbige Kaftane … pah. Fiel Ihnen nichts Besseres ein, Emmerson?«

      »Sie müssen mir das gar nicht glauben. Ich kann es schließlich beweisen. Ich weiß noch ziemlich genau, wo das


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