Mordland. Gerd Hans Schmidt

Mordland - Gerd Hans Schmidt


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ob der eingecheckt hat. Manche gehen aber auch einfach so durch.«

      »Das wäre hilfreich. Wann habt ihr das?«

      »Reicht heute Nachmittag?«

      »Reicht. Hast du seine Adresse?«

      »Mh, wart mal, hier, Jaminstraße 25.«

      »War der bei Siemens?«

      »Keine Ahnung, muss ich auch Emma fragen.«

      Ich bin dann erst mal zum Frühstücken nach Hause in die Essenbacher Straße. Irgendwie fehlt mir im Moment die Motivation, mich voll in einen Fall hineinzuknien. Jedes Mal hatte ich nur Missgunst und Widerstand geerntet. Dann trete ich jetzt mal etwas kürzer. Aber schon brutal, dieser Siemensmann so tot über dem Grabstein, ich habe mich zwar auch mehrfach über diesen Hampelmann geärgert, aber gleich abstechen? Nein. Mal sehen, was der Rosser herausbringt.

      Im Präsidium. Herbert ist mal wieder zu Besuch.

      »Mei, Wolff, ich hobb g’hört, dass du etz am Friedhof Dode siggst? Bass fei auf, so fängts an. Danach kumma die weißen Elefanten im Schlafzimmer.«

      »Herbert. Deine alten Witze brauche ich nicht auch noch.«

      »Stimmt des, du hast den ’kennt?«

      »Nein. Der hat nur im selben Studio trainiert wie ich. Wir haben da kein Wort gewechselt. Der hatte nur immer in der Sauna genervt. Stimmt schon, einmal hätte er von mir fast eine gefangen, der Depp.«

      »Hauptkommissar Schmitt, etz bist verdächtig und befangen. Der Ruschka muss dich vom Fall abzieh’n.«

      »Herbert. Die junge Damenbekanntschaft in deiner Wohnung macht dich wohl übermütig. Schau auf deinen Teller.«

      »Iss ja scho gut. Bist du heit empfindlich.«

      Halb vier. Dr. Rosser ruft an.

      »Schmitt, also die Todesursache ist eindeutig. Stich in die Brust und die Herzvene ist getroffen. Das Blut sackte dann wegen dem Stein in den Körper. Das wars.«

      »Tatwaffe?«

      »Vermutlich ein Multitool, also ein Leatherman oder etwas Ähnliches. Ich habe an der Einstichstelle so Spuren gefunden.«

      »Fremd-DNA?«

      »Bis jetzt nichts. Aber da bin ich noch dran. Merkwürdig kommt mir aber die Speichelspur vor. Das ist nicht normal. Die Arbeitsmedizin hat da feinere Methoden. Ich hab denen eine Probe geschickt.«

      »Gift?«

      »Nein, kein Gift. Jedenfalls bis jetzt habe ich in der Richtung nichts gefunden. Ich bleibe dran.«

      Jaminstraße 25, Erlangen. Harald begleitet mich. Auf dem Klingelschild steht »A. Steffen«. Es öffnet niemand.

      »Harald, du kommst da rein?«

      »No Problem.«

      Es ist ein 70er-Jahre Mehrfamilienhaus wie viele hier, 16 Parteien, dicht gedrängt. Wir stehen vor der Wohnung im ersten Stock. Harald bemüht erneut sein Einbruchwerkzeug und wir gehen in den Flur. Niemand ist da.

      »Schau mal ins Bad, ob der allein lebte.«

      »Alles klar, warte Wolff … ja, eine Zahnbürste, nix Frauenzeug.«

      »Und Männerzeug?«

      »Komm her und schau selber. Das sieht ganz nach Singlewohnung aus.«

      »Wenn du das meinst.«

      »Wolff, da hängt ein Firmenausweis am Schlüsselhaken, wart … ah … Areva.«

      »Dann halt Arevaheini.«

      »Wie?«

      »Ach nix. Harald, siehst du irgendwo seine Sporttasche?«

      »Ich geh suchen.«

      Ich sehe mir die kleine Wohnung an, es gibt ein Bad, einen Flur, ein Wohn- und ein Schlafzimmer, eine kleine Küche. Ich öffne den Schlafzimmerschrank. Ein paar dunkle Anzüge hängen darin, gut gefaltete Hemden, alles ist sehr sorgfältig aufbewahrt. Ich finde nur Männersachen. Das Wohnzimmer ist ebenfalls sehr ordentlich. In der Ecke steht ein kleiner Schreibtisch mit einem Macbook drauf. Daneben liegt ein Pass. Alexander Steffen, geboren am 22. Februar 1972 in Paderborn. 47, ich hätte ihn älter geschätzt. So wie das hier alles aussieht, lebte der wirklich alleine. Ich öffne den Mac. Er fordert kein Passwort. Gut, der sieht gut bedient aus. Massenweise Apps mit technischem Zeugs, von dem ich nichts verstehe. Safari, okay, der Verlauf enthält einen Haufen Pornoseiten.

      »Harald«, rufe ich, »der war homosexuell, schau her.«

      »Keine Sporttasche, Wolff, lass mal sehen. Holla, der war ja drauf, hart, oder?«

      »Kannst du laut sagen. Wir müssen das Ding sowieso untersuchen lassen und die Spurensicherung muss hier rein. Wir gehen besser, bevor wir was verwischen.«

      »Wenn die Tasche nicht hier ist, vielleicht im Auto?«

      »Wieso Auto? Woher willst du …«

      »Scheiße, ich Hirn, ich hätte gleich auf dem Parkplatz nachschauen sollen. Der fuhr einen dunkelblauen älteren Golf. Das mach ich gleich heute Abend.«

      Harald fährt zurück nach Nürnberg und ich zur Erlanger Kripo gleich um die Ecke. Wir hatten vereinbart, dass die Kollegen informiert werden.

      Emma ruft mich aus dem Studio an.

      »Herr Schmitt …«

      »Kannst Wolff zu mir sagen.«

      »Also, Wolff, ich wusste gar nicht, dass wir einen Kriminaler hier haben. Der Steffen war gestern hier, eingecheckt um 18.47 Uhr. Wann er wieder ging, weiß ich nicht.«

      »Danke Emma, das hilft mir weiter, alles Übrige müssen wir selber herausfinden, ciao.«

      »Ciao, Wolff.«

      »Schwabb, du alter Saufkopf, wie geht es dir?«

      »Wolff, seit du dem Weißbier abgeschworen hast, fehlt mir etwas, so eine Kneipentour wäre heute recht. Nur blöde Fälle bei uns und die Kollegen spinnen rum. Aber das kennst du ja. Was gibt’s?«

      »Der Tote am Friedhof heißt …«

      Schwabb setzt ein breites Grinsen auf.

      »Du hast schon gesoffen, gib’s zu!«

      »Die Reaktion hatte ich heute schon zweimal. Du weißt von nichts?«

      »Nein, sollte ich?«

      »Solltest du, heute Morgen ging bei euch der Notruf ein und du wurdest nicht informiert?«

      »Das ist ein Sauhaufen hier, denen mache ich Beine, also red.«

      »Es lag einer erstochen über einem Grabstein, Areva-Mitarbeiter, Alexander Steffen, 47 und schwul. Der wohnt hier gleich um die Ecke.«

      »Sauber. Täter?«

      »So schnell bin nicht einmal ich. Er trainierte im selben Fitnessstudio wie ich und war ein ziemlicher Schnösel. Der war gestern gegen sieben dort und heute Morgen hat ihn eine Rentnerin auf dem Altstädter Friedhof gefunden, gleich neben dem Studio.«

      »Na, dann mal viel Spaß beim Ermitteln, du weißt ja, ich bin froh, dass wir die Tötungen loshaben. Bei dir sind die eh besser aufgehoben. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll, aber die Kollegen hier kriegen einfach nichts gebacken, da fehlt es hinten und vorne, manchmal, denke ich, ist es Absicht, um mir zu schaden.«

      »Das brauchst du mir nicht zu erzählen, das habe ich am eigenen Leib erfahren müssen. Was ist eigentlich aus dem Menneke geworden?«

      »Dreimal darfst du raten. Befördert nach München natürlich. Es hat zwar hier bei uns und auch in Nürnberg gewaltigen Krach gegeben, nachdem herauskam, wer da die undichte Stelle war, genauer gesagt waren es ja drei Kollegen, die nicht sauber waren, aber die mafiösen Strukturen weiter oben kannst du einfach nicht zerstören und so wurde keiner rausgeschmissen,


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