Überlegt impfen. Paul Thomas
beim Center for Biologics Evaluation der FDA (der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel) seinen Kollegen, es sei keine „Raketentechnologie“, die Gesamtmenge von Quecksilber in den Impfstoffen zusammenzurechnen. „Den prozentualen Anteil7 von Thiomersal in tatsächliche Mikrogramm Quecksilber umzurechnen, ist Mathe der neunten Klasse“, meinte er. „Warum hat die FDA so lange für die Berechnungen gebraucht? Warum haben die CDC und die Beratungsgremien das nicht ausgerechnet, als sie die Impfpläne für Kinder so schnell erweiterten?“
Mittlerweile wurde Thiomersal aus vielen Impfstoffen entfernt8, ist aber als Konservierungsmittel noch immer in Mehrfachdosen von Grippeimpfstoffen und einem Meningokokken-Impfstoff enthalten. Außerdem findet man aufgrund des Herstellungsverfahrens Restmengen davon in manchen Tetanus-Diphtherie- und DTaP-Impfungen. Später sollte ich herausfinden, dass wir den gleichen Fehler mit großen Mengen Aluminium machen, das aktuell in vielen Impfstoffen für Kinder enthalten ist. Sie werden im Laufe dieses Buches noch erfahren, dass im Impfplan für Kinder, wie er aktuell von den CDC empfohlen wird, die toxischen Grenzwerte der sicheren Aluminiumexposition überschritten werden.
Dieses Buch ist ein umfassender Ratgeber zu Gesundheit und Wohlbefinden im Kindesalter. Eltern werden nicht nur ausgewogen über Impfungen informiert, sondern auch über alles andere, was sie für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Kinder wissen müssen. Das Buch ist chronologisch aufgebaut und führt Sie durch die Früherkennungsuntersuchungen für Babys und die medizinischen Interventionen und Impfungen, die Ihr Kind von der Geburt bis zum Ende der Teenagerzeit erhalten wird. Sie bekommen ausgewogene Informationen nicht nur aus meiner eigenen Erfahrung, sondern auch von anderen glaubwürdigen, erfahrenen und bekannten Ärzten, sodass Sie durchdachte und evidenzbasierte Entscheidungen darüber treffen können, welche Impfungen Ihr Kind benötigt und zu welchem Zeitpunkt diese erfolgen sollten.
Außerdem untersucht dieses Buch, inwiefern wir bei Impfungen die gleichen Fehler machen wie zuvor bei Antibiotika. Möglicherweise übergebrauchen wir eine medizinische Intervention so drastisch, dass die Heilmethode in manchen Fällen gefährlicher ist als die eigentliche Krankheit. 1983 empfahlen die CDC insgesamt elf Impfdosen9 für Kinder. Diese sollten im Alter von zwei Monaten bis sechzehn Jahren verabreicht werden und als Schutz gegen sieben Krankheiten dienen. 2015 empfahlen die CDC mindestens fünfzig Impfdosen10, mit denen bereits in den ersten Lebensstunden begonnen werden sollte und die bis zum Alter von sechzehn Jahren verabreicht werden sollten. Diese Impfungen sollten vor sechzehn Krankheiten schützen. Das bedeutet, dass unsere Kinder heutzutage mehr als viermal so viele Impfungen erhalten wie vor dreißig Jahren, und den Großteil davon in den ersten achtzehn Lebensmonaten. Weiterhin befinden sich aktuell fast 300 weitere Impfstoffe11 in der Entwicklung – 170 gegen Infektionskrankheiten, 102 gegen verschiedene Krebsarten und 8 gegen neurologische Erkrankungen.
Inwieweit trägt die Überimpfung zum Anstieg chronischer Krankheiten und anderer gesundheitlicher Probleme bei US-amerikanischen Kindern bei? Inwieweit ist Überimpfung ein Auslöser für Autismus? Haben wir aus einer zweifellos guten Vorgehensweise (der Impfung von Kindern) etwas gemacht, das in Wahrheit schädlich ist?
Allein sich diese Fragen zu stellen, ist für einen eigentlich impfbefürwortenden Arzt, wie ich es einer bin, sowie für eine impfbefürwortende Mutter und Wissenschaftlerin wie meine Mitautorin Jennifer Margulis eine kontroverse Angelegenheit. Trotzdem müssen wir diese Fragen dringend stellen und beantworten und einen sichereren und saubereren Impfplan aufstellen, um unsere Kinder sowohl vor Infektionen als auch chronischen Krankheiten zu schützen.
Wir möchten nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und halten auch nicht alle Impfungen per se für problematisch. Wenn Sie ein Anti-Impfbuch suchen, sollten Sie dieses wieder ins Regal zurückstellen. Wir sind davon überzeugt, dass Impfungen unzählige Leben gerettet haben und einen sehr wichtigen Platz in der modernen Medizin einnehmen. Sorge macht uns allerdings, dass manche Impfungen für manche Kinder nicht sicher sind und dass das aktuelle Impfschema der CDC möglicherweise mehr Kindern schadet als die medizinischen Fachkräfte und Vertreter der Gesundheitsbehörden zugeben möchten.
Dieses Buch beginnt mit einer wichtigen Grundüberzeugung: Wir sind davon überzeugt, dass die Eltern – und nicht die Gesundheitsbehörden, nicht die Regierung und nicht einmal die Ärzte – am besten in der Lage sind, gesundheitliche Entscheidungen für ihre Kinder zu treffen. Außerdem meinen wir, dass Eltern alle verfügbaren Informationen bekommen müssen, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
2008 eröffnete ich meine eigene Praxis, „Integrative Pediatrics“. Ein Jahr später gründete ich eine Akutklinik für Kinder, damit Familien außerhalb der Sprechstunden und am Wochenende medizinisch gut versorgt werden. In den vergangenen sieben Jahren habe ich ein Impfprotokoll erstellt, bei dem ich hervorragende Ergebnisse beobachten konnte – und das die Kinder sowohl vor Infektionskrankheiten als auch den Immunerkrankungen und Hirnleistungsstörungen schützte, die heutzutage so viele Kinder in den USA quälen. In meiner Praxis in Portland sind momentan mehr als elftausend Kinder – über zweitausend davon schon seit ihrer Geburt. Die, die meinen Impfplan befolgen, gehören zu den weltweit gesündesten Kindern. Mein Plan, den ich als „überlegten Impfplan“ bezeichne, umfasst manche Impfungen und liefert Eltern wissenschaftlich bewiesene und vernünftige Methoden zur Stärkung des Immunsystems der Kinder. Ich bin ein impfbedachter Arzt. Mit diesem Ausdruck bezeichne ich Ärzte, welche die Eltern nicht wegschicken, wenn sie sich gegen manche oder auch alle Impfungen entscheiden, und die wissen, wie wichtig es ist, dass zwischen den Impfungen ausreichend Zeit ist und dass bei der ärztlichen Betreuung immer der Patient im Mittelpunkt stehen muss.
Dieses Buch beruht nicht nur auf meiner umfangreichen Erfahrung als praktizierender Kinderarzt, der Routine-Kinderkrankheiten ebenso wie kinderärztliche Notfälle behandelt, sondern auch auf Informationen, die meine Mitautorin und ich im ganzen Land bei impfbedachten Ärzten gesammelt haben, die genau wie ich ihre Patienten ohne viel Aufhebens auf individuellerer Basis behandeln. Und das mit großem Erfolg.
Wir geben Ihnen die aktuellsten Informationen zu bekannten Risiken und Nutzen von Impfungen, sodass Sie fundierte Entscheidungen für Ihre Familie treffen können. Wir möchten, dass die US-amerikanischen Kinder auf sichere Art und Weise geimpft werden und wir gleichzeitig eine ausreichende Herdenimmunität gegen Infektionskrankheiten aufbauen, sodass jeder in unserer Gesellschaft geschützt ist.
Es war noch viel zu früh am Morgen, als das Telefon klingelte. Schlaftrunken nahm ich den Anruf entgegen, bei dem ich dachte, es handelte sich um einen Notfallpatienten. Die Stimme am anderen Ende der Leitung sagte etwas, das mein Gehirn nicht begreifen konnte: Tsitsi, meine afrikanische Schwester, war an einem schweren Herzinfarkt gestorben. Tsitsi war Taurais Schwester gewesen. Nach Taurais Tod wuchsen Tsitsi und ich zusammen in Rhodesien auf. Sehr gut ausgebildet, aber ohne Aussicht auf Arbeit in Simbabwe zogen Tsitsi und ihr Mann Weston letztlich nach New Hampshire. Weston starb im Alter von nur achtunddreißig an Darmkrebs und Tsitsi war seither alleinerziehende Mutter von vier kleinen Kindern gewesen. Jetzt war auch Tsitsi gestorben.
„Ich glaube, wir sollten uns um die Kinder kümmern“, sagte ich zu meiner Frau Maiya, nachdem ich aufgelegt hatte.
„Ich bin dabei“, antwortete sie ohne zu zögern.
An dem Abend sprachen wir mit unseren zwei Töchtern, Natalie und Aja, und unseren drei Söhnen Noah, Tucker und Luke. Obwohl Maiya und ich uns häufig schon davon überfordert fühlten, uns um fünf Kinder zu kümmern und beide Vollzeit zu arbeiten, wollten wir nicht, dass Tsitsis Kinder getrennt würden und zu Pflegeeltern in New Hampshire kamen. Wir adoptierten sie als unsere eigenen Kinder und ziehen sie seitdem auf.
Nur die Älteste, Rufaro, konnten wir aufgrund ihres Alters nicht rechtmäßig adoptieren. Schon als kleines Mädchen wollte Rufaro Ärztin werden. Eigentlich hatte sie in der Woche, in der ihre Mutter starb, die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium machen sollen. Eine Zeit lang blieb Rufaro bei uns in den USA, doch als ihre Aufenthaltsgenehmigung auslief, musste sie nach Kanada reisen, wo sie als Bürgerin Simbabwes den Flüchtlingsstatus bekommen konnte. Seit dem Tod ihrer Mutter wurde Rufaro zweimal zum Medizinstudium zugelassen. Aber wir haben es gerade so geschafft, uns um die anderen Kinder zu kümmern, und Rufaro hatte niemals das Geld dafür. Bis zu diesem Jahr! Sie ist