Big Ideas. Das Film-Buch. John Farndon

Big Ideas. Das Film-Buch - John  Farndon


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      Renoirs Film erzählt von einem Wochenende auf dem Landsitz der reichen Christine (Nora Gregor) und ihres Mannes Robert (Marcel Dalio). Im Laufe des Films lösen sich die Beziehungen allmählich auf und das Wochenende endet tragisch. André (Roland Toutain), der in letzter Minute dazukommt, ist allein über den Atlantik geflogen, um Christine zu beeindrucken. Doch als diese nicht zur Begrüßung kommt, weigert sich André, die Spielregeln einzuhalten. In den Gesprächen lässt er sich als Held feiern, etwas, wofür er später bezahlen muss. Auch sein Freund Octave (gespielt von Renoir), der dafür gesorgt hat, dass André eingeladen wurde, verfolgt eigene Ziele.

      Wie die oberen sind auch die unteren Gesellschaftsschichten intrigant. Später fällt ein Schuss und eine tragische Verwechslung nimmt ein blutiges Ende. Doch Renoir zeigt dem Zuschauer, dass selbst dies an dem abgeschiedenen Leben seiner Figuren nichts ändert. Sie machen weiter wie zuvor.

      Der Film porträtiert die Gefühllosigkeit der herrschenden Klasse – am eindringlichsten bei einer Kaninchenjagd, in der die Männer jedes Tier abknallen, das ihnen vor die Flinten gerät. Allerdings beabsichtigte Renoir nicht, mit diesem Film die Oberklasse zu dämonisieren. Er zeigt sie als Kinder, gefangen in einem Spiel, das sie glauben spielen zu müssen. Das Schreckliche am Leben sei, so Octave, »Jeder hat seine Gründe.«

      Um das Gefühl des Gefangenseins zu verstärken – auf dem Landsitz und in den klaustrophoben Gesellschaftsspielen der Oberklasse – entwickelte Renoir eine neue Filmtechnik mit superschnellen Linsen, die eine extreme Tiefenschärfe ermöglichten. Damit konnte er sich auf die Vordergrundhandlung konzentrieren, während Menschen im Hintergrund ihre eigenen Geschichten fortführten. image

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      Der Film zeigt Liebe als ein Spiel, das in der geschlossenen Welt der Oberklasse komplexen, gefährlichen Regeln gehorcht.

      »Das ist auch ein Zeichen der Zeit – heute lügt jeder.«

       André / Die Spielregel

      Jean Renoir Regisseur

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      Jean Renoir, Sohn des impressionistischen Malers Pierre-Auguste Renoir, wurde 1894 im Pariser Stadtteil Montmartre geboren und wuchs unter Künstlern auf. Zunächst Keramikkünstler, schrieb er in den 1920er-Jahren Drehbücher. Seine ersten Filme waren Flops, doch Ende der 1930er-Jahre feierte er große Erfolge. Nach der negativen Reaktion auf Die Spielregel ging Renoir in die USA, wo er mit Filmen wie In den Sümpfen (1941) nur mäßigen Erfolg hatte. Er starb 1979 in Beverly Hills in Kalifornien.

       Wichtige Filme

      1931 Die Hündin

      1937 Die große Illusion

      1938 Bestie Mensch

      1939 Die Spielregel

      Ebenfalls sehenswert: Boudu – Aus den Wassern gerettet (1932) image Die große Illusion (1937) image Citizen Kane (1941) image French Can Can (1954) image Das Lächeln einer Sommernacht (1955) image Gosford Park (2001)

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      VERSCHIEBEN WIR ES AUF MORGEN

      VOM WINDE VERWEHT / 1939

       IM KONTEXT

      GENRE

       Historische Romanze

      REGIE

       Victor Fleming

      DREHBUCH

       Sidney Howard (Drehbuch); Margaret Mitchell (Roman)

      STARS

       Vivien Leigh, Clark Gable, Leslie Howard, Olivia de Havilland

      FRÜHER

      1915 D. W. Griffiths Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg, Geburt einer Nation, wird als rassistisch verurteilt.

      1933 George Cukor dreht das Bürgerkriegs-Drama Vier Schwestern nach den Romanen von Louisa May Alcott.

      SPÄTER

      1948 Leigh spielt die Titelrolle in Alexander Kordas Adaption von Lew Tolstois Anna Karenina.

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      Während sie Scarlett (Vivien Leigh) für den Ball ankleidet, tadelt Mammy (Hattie McDaniel) ihre frisch verwitwete Mistress dafür, sich um einen verheirateten Mann zu bemühen.

      Vom Winde verweht, heute nostalgisch als Relikt eines versunkenen Hollywood geltend, verklärt selbst eine vergangene Epoche. Im Vorspann zollt eine Hymne auf die alten Südstaaten einem untergegangenen Amerika Tribut: »Das Land der Gentlemen und Baumwolle, das man ›Old South‹ nannte – hier, in dieser schönen Welt, verbeugte sich die Galanterie zum letzten Mal. Hier konnte man die letzten Ritter und edlen Damen sehen, Herren und Sklaven. Heute ist dieser fast vergessene Traum nur noch in Büchern zu finden. Eine ganze Zivilisation, vom Winde verweht …« 1939 war Amerika infolge der Großen Depression bettelarm und Größe, Geschichte und Farben des Films überwältigten das Publikum.

       Epische Adaption

      Die Vorlage des Drehbuchs, Margaret Mitchells berühmter Bügerkriegsroman, erschien 1936 und wurde ein Bestseller. Noch im selben Jahr beschloss Produzent David O. Selznick ihn zu verfilmen – eine Herkulesaufgabe. Der Film hätte nach dem ersten Drehbuch sechs Stunden gedauert, vier Autoren mussten es kürzen. 1400 unbekannte und Dutzende berühmte Darstellerinnen sollen für die Rolle der Scarlett O’Hara gecastet worden sein. Nachdem Selznick ein Jahr auf Clark Gable gewartet hatte, feuerte er Regisseur George Cukor und ersetzte ihn durch Victor Fleming.

      »Ein Meilenstein der Kinogeschichte, und nur die Blasiertesten können behaupten, dass der Film sie nicht im Geringsten interessiert.«

      Philip French The Observer, 2010

       Liebe, Verlust, Verlangen

      Im Zentrum des Films steht eine Dreiecksgeschichte: Scarlett (Vivien Leigh) liebt Ashley Wilkes (Leslie Howard), der mit seiner Cousine verlobt ist. Sie tröstet sich mit Rhett Butler (Clark Gable). Das Kriegsgeschehen reflektiert die stürmische Liebe zwischen Rhett und Scarlett, in Technicolor von Kameramann Ernest Haller auf Film gebannt.

      Die nostalgische Darstellung der Gesellschaft der sklavenhaltenden südlichen Staaten ist oft fragwürdig, wenngleich einige offen rassistische Romanpassagen entfielen. Hattie McDaniel, die Scarletts Sklavin Mammy spielte, gewann einen der zehn Oscars des Films und erhielt als erste Afroamerikanerin


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