Clockwork: Damit dein Unternehmen läuft wie ein Uhrwerk. Mike Michalowicz
lerne ich bei diesem Zeug immer noch dazu, selbst während ich das hier schreibe. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, intelligenter anstatt einfach noch länger zu arbeiten; man rutscht so leicht in den alten Glaubenssatz zurück, dass es einen magischen Produktivitätstrick geben muss, der deinen Hintern retten wird. Welche Entscheidungen du auch immer getroffen hast, um hier zu [23] landen, es ist okay. Diese Entscheidungen haben dich hierher gebracht. Du bist nun einmal hier auf dem Platz. Jetzt leg die Frankfurter und das Sauerkraut weg und tritt hinaus auf das Spielfeld, Sportsfreund.
Du bist dabei, das unternehmerische Tor deines Lebens zu schießen. Du kannst jetzt ein Selfie machen, auf dem du in Richtung Sterne zeigst, weil du und dein Unternehmen kurz vor dem Start stehen. Nimm dir Zeit und setz dich richtig in Pose. Ich warte solange.
Also, was ist die Lösung? Wir ändern das System um uns herum, so dass wir uns nicht ändern müssen (wir können uns sowieso nicht großartig ändern) und richten das System dann so ein, dass es unsere natürlichen Tendenzen nutzt, die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Ein Teil der Clockwork-Lösung ist es, die Zeit tatsächlich zu begrenzen, um das Parkinson-Gesetz zu unserem Vorteil zu nutzen. Doch das allein bringt uns noch nicht aus dem Hamsterrad. Wenn wir uns weniger Zeit zugestehen, müssen wir uns auch überlegen, wie wir die verbleibende Zeit nutzen wollen. Es geht nicht darum, mit weniger mehr zu erreichen. Es geht darum, weniger mit weniger zu tun, um mehr zu erreichen. Du musst die richtigen Aufgaben mit deiner begrenzten Zeit erledigen und andere Leute die richtigen Aufgaben mit ihrer begrenzten Zeit erledigen lassen.
Mit anderen Worten, bei einem Unternehmen, das wie ein Uhrwerk läuft, geht es um selektive Effizienz, nicht um massenhaft Produktivität.
Auf Nummer sicher
Mein erster Business-Coach, Frank Minutolo3, führte mich durch drei Start-ups und zwei Unternehmensverkäufe, darunter einen an ein Fortune-500-Unternehmen. Frank brachte das japanische Unternehmen Konica in die USA und führte es von einem Start-up zu einem 100-Millionen-Dollar-Unternehmen. Nach seinem Ausscheiden verfolgte er seine Lebensaufgabe: das Coaching einer handverlesenen Gruppe junger Unternehmer. Ich war einer der ungefähr 30 Glücklichen, die ihn ihren Berater nennen durften.
Ich werde Frank ewig für seinen sachlichen, weisen Rat dankbar sein. Mein Buch Der Pumpkin Plan basiert auf der einfachen Strategie für schnelles organisches Wachstum, die er mir beigebracht hat. Es begann mit unserem ersten persönlichen Gespräch. Er verbrachte vier Stunden mit unserem [24] Team, um jeden Aspekt unserer Unternehmen zu evaluieren, und im Anschluss hatten wir jeweils Einzelgespräche.
Frank sieht ein wenig aus wie Regis Philbin und klingt ein wenig wie der Pate. „Mike“, sagte er mir, „du musst klüger werden, wenn es darum geht, dein Unternehmen auszubauen. Du willst dir nicht all diese Arbeit machen, all diesen Stress ertragen, nur um am Ende nichts davon zu haben. Du wirst deinen Ruhestand in einem rostigen Gartenstuhl verbringen und einer deiner Hoden wird aus deinen Shorts hängen, während du dein armseliges Leben bedauerst“. Mein Hoden? Zum Teufel? Dieses Schilderung war das Seltsamste, was ich je gehört hatte. Es ist einfach ein Bild, das du nicht mehr aus dem Kopf kriegt, wenn du es einmal im Geiste gesehen hast.
Es stellte sich schnell heraus, dass eine verstörend detaillierte Beschreibung der unangenehmen Zukunft deines Kunden als Tattergreis, garniert mit der Erwähnung von Genitalien, eine schockierend effektive Verkaufsstrategie ist. Ich stellte Frank an diesem Tag ein, und er sorgte dafür, dass ich diese hässliche Zukunft vermeiden konnte, indem er mir half, zwei Unternehmen schnell aufzubauen und zu verkaufen. Doch erst nach zehn Jahren Zusammenarbeit verstand ich endlich, was er mir zu sagen versuchte. Angst kann ein massiver Katalysator für Veränderungen sein.
Eines Nachmittags nahm ich Frank zum Mittagessen bei Fuddruckers mit und fragte ihn schließlich, warum er schon bei unserer ersten Begegnung eine so bizarre Geschichte anbrachte. Frank brach in dieses Alte-Männer-Kichern aus, bei dem das Gelächter in einen kleinen Hustenanfall endet.
„Der Sinn dieser Geschichte“, erklärte Frank, „liegt darin, dass du selbst die Blockade bist. Das Problem ist die Anziehungskraft des Vertrauten. Unternehmer unterscheiden sich nicht so sehr von anderen Menschen, denn wenn etwas vertraut ist, wird es angenehm. Unternehmer – auch du, Mike – schuften wie Tiere. Und während du sagst, dass du es hasst oder nicht mehr tun wirst, ist es in Wahrheit das Einzige, was du kennst.
Und wenn du dir etwas vertraut ist, so hässlich es auch sein mag, ist es am leichtesten, genauso weiter zu machen. Wenn du das Vertraute tust, landest du in diesem rostigen Gartenstuhl, wo eines deiner Eier aus deinen Shorts hängt.
Mein Ziel ist, dich davor zu bewahren, das zu tun, was sicher und vertraut ist, anstatt den Sprung in das vielversprechende Neue zu wagen. Ich wollte, dass du richtig Angst vor dem Weg hattest, auf dem du warst. Ich habe deine Angst vor dem Ziel, dass du so bequem angesteuert hast, genutzt, um dich an den neuen, unbequemen Ort zu bringen, den du erreichen musst.“
[25] So schmerzhaft es auch sein mag, unser Glaube, dass wir „mehr und härter arbeiten“ müssen, wird immer vertrauter. Trotz unserer Erschöpfung ist die Situation vertraut, so dass die gleichen Probleme immer die gleichen Lösungen hervorbringen. Lange Arbeitszeiten zwingen uns nicht, unsere Komfortzone zu verlassen, etwas Neues zu lernen oder unser egogetriebenes Bedürfnis nach Mikromanagement loszulassen.
Unternehmer sind so sehr mit ihrer ständigen Arbeit vertraut, dass sie weiterhin die Dinge tun, die dazu führen, dass sich nichts ändert. Wenn du dein Unternehmen so effizient wie möglich machen willst, musst du aufhören, das zu tun, was du tust, denn du bist dir damit selbst im Weg. Die ganze Arbeit selbst zu erledigen oder dich in die Arbeit anderer Leute einzumischen, mag vielleicht alles sein, was du bis bisher kanntest. Es ist inzwischen wahrscheinlich sehr komfortabel. Hör auf damit.
Die Überlebensfalle
Wenn du meine vorherigen Bücher gelesen hast, hast du wahrscheinlich schon von der Überlebensfalle gehört. Ich habe schon häufig über die Überlebensfalle gesprochen. Und trotzdem komme ich auf die Überlebensfalle zurück – denn leider ist dies der Zustand, in dem die meisten von uns Unternehmern landen, und nur sehr wenige von uns schaffen es, ihr zu entkommen.
Als Überlebensfalle bezeichne ich diesen nie endenden Kreislauf des ständigen Reagierens auf alles, was in deinem Unternehmen geschieht, sei es ein Problem oder eine Chance.
Es ist eine Falle, denn jedes Mal, wenn wir auf das reagieren, was dringend und nicht auf das, was wichtig ist, erhalten wir die Genugtuung, ein Problem gelöst zu haben. Der Adrenalinschub, etwas gerettet zu haben – das Konto, den Auftrag, den Werbespruch, den ganzen verdammten Tag – gibt uns das Gefühl, dass wir in unserem Unternehmen vorankommen, aber in Wirklichkeit stecken wir in einem Kreislauf des bloßen Reagierens fest. Wir jagen durch die Gegend, reparieren dies, retten jenes. In der Folge rollt unser Unternehmen erst nach rechts, dann wieder nach links. Dann legen wir den Rückwärtsgang ein und schubsen es schließlich wieder nach vorne. Unser Unternehmen ist eine einzige Verstrickung widersprüchlicher Anweisungen, und im Laufe der Jahre wird daraus ein gordischer Knoten – nur weil wir versucht haben, einfach bloß zu überleben.
[26] Bei der Überlebensfalle geht es darum, den heutigen Tag durchzustehen, ohne Rücksicht auf das Morgen. Es geht darum, das Vertraute zu tun, wie Frank warnte. Wir fühlen uns gut, weil wir den Tag überlebt haben. Doch dann, irgendwann in der Zukunft, wachen wir auf und erkennen, dass Jahre und Jahre der Arbeit uns nicht ein Jota weitergebracht haben, dass der bloße Versuch zu überleben eine Falle ist, die zu einem langsamen Absterben unseres Unternehmens und unserer Willenskraft führt.
Leider wirst du feststellen, dass das Leben in der Überlebensfalle zu einem sehr tristen Alltag mit kurzfristigen Höhepunkten und vielen Tiefen führt, wo wir alles tun, um schnell an Geld zu kommen. Offen gesagt, ist es nicht das Leben des begehrten Unternehmers, sondern das schamvolle Leben der Unternehmerhure. Ich war auch eine. Ich war süchtig danach, alles zu tun, was jemand wollte, zu jedem Preis, der angeboten wurde. Ich prostituierte mein Unternehmen, um einen weiteren Tag zu überleben, und dann setzte ich dieses Verhalten fort, als